Ursachen von Übergewicht – Psyche, Genetik und Gewohnheiten

Laut einer aktuellen Studie der WHO sind 59 % der Erwachsenen in der Europäischen Region übergewichtig oder adipös. Übergewicht und Adipositas entstehen dadurch, dass dem Körper langfristig mehr Energie zugeführt wird, als er benötigt. Das hat aber nur selten eine einzelne Ursache. In der Regel spielen mehrere Faktoren bei der Entstehung von Übergewicht eine Rolle.

Wie psychische Ursachen, bestimmte Krankheiten und die Genetik mit Übergewicht zusammenhängen und welche weiteren Gründe es für Fettleibigkeit gibt, erfährst Du nun.

Das Wichtigste in Kürze
  • Veränderte Essgewohnheiten, aus denen Übergewicht resultieren kann, entwickeln sich meist schleichend, ohne dass der / die Betroffene dies merkt.
  • Die Ursachen für Übergewicht sind vielfältig, sie können z. B. psychischer Natur sein, durch eine Krankheit ausgelöst werden oder genetisch bedingt sein.
  • Ein gestörtes Sättigungsgefühl oder bestimmte Medikamente können ebenfalls Auslöser für Fettleibigkeit sein.

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Psychische Ursachen für Übergewicht

Es gibt Hinweise darauf, dass psychische Belastungen das Risiko für Fettleibigkeit erhöhen. Essen kann die Psyche kurzzeitig entlasten, wenn man gestresst, besorgt, frustriert oder traurig ist. Das Center for Obesity Research and Education stellte zudem einen Zusammenhang zwischen psychischen Krankheiten (z. B. Depressionen, Angststörungen, niedriges Selbstwertgefühl, sexueller Missbrauch) und Übergewicht fest.

Eine psychosoziale Ursache für Übergewicht können die erlebten Erziehungsregeln und -normen sein. Das und das Essverhalten der Eltern können ebenfalls die Entstehung von Übergewicht begünstigen.

Auch regelmäßige Essanfälle im Rahmen einer Binge-Eating-Störung stehen häufig im Zusammenhang mit einer Gewichtszunahme.

Genetische Veranlagung

Aus einer Studie des American Journal of Clinical Nutrition im Jahr 2020 geht hervor, dass es Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung deutlich schwerer haben, ihr Gewicht zu halten als jene ohne diese Prädisposition. Dies liegt am Grundumsatz des Menschen, welcher größtenteils genetisch bedingt ist.

Der Grundumsatz ist der Energiebedarf, den ein Mensch zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsels (Erhaltung von Organfunktionen und Körperwärme etc.) benötigt. Manche Menschen haben einen hohen Grundumsatz: Der Körper verbrennt insgesamt mehr Energie und hat einen hohen Kalorienbedarf. Diese Menschen nehmen dadurch nicht so schnell zu, auch wenn sie körperlich nicht aktiv sind.

Andere Menschen wiederum haben einen niedrigen Grundumsatz und verbrauchen im Ruhezustand nur wenig Kalorien, weshalb sie schnell zunehmen, wenn sie mehr essen, als ihr Körper braucht. Dann besteht ein erhöhtes Risiko für Übergewicht.

Das Hunger- oder Sättigungsgefühl ist ein weiterer genetisch bedingter Faktor, der die Essgewohnheiten beeinflusst. Dieses Gefühl wird durch verschiedene Signalmoleküle reguliert, die der Körper bei der Nahrungsaufnahme freisetzt, darunter Hormone und Proteine. Diese Signalmoleküle sind bei übergewichtigen Personen häufig gestört.

Ein wichtiges Hormon, das an diesem Prozess beteiligt ist, ist Leptin, das im Fettgewebe produziert und in den Blutkreislauf abgegeben wird. Nach dem Essen steigt der Leptinspiegel im Blut normalerweise an und signalisiert dem Gehirn, dass der Körper satt ist.

Bei übergewichtigen Menschen kann jedoch ein ständig erhöhter Fettgehalt im Blut dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr angemessen auf Leptin reagiert, was zu einem Mangel an Sättigung führt.

Zu hohe Kalorienzufuhr

Es kann sein, dass Du trotz einer Diät immer noch zu viele Kalorien aufnimmst. Aus diesem Grund ist es hilfreich, Deinen persönlichen Kalorienbedarf zu berechnen. Hierfür ermittelst Du zunächst Deinen Grundumsatz. Der Grundumsatz ist die Menge an Energie, die Dein Körper benötigt, um die zum Überleben notwendigen Prozesse aufrechtzuerhalten. Der Grundumsatz hängt dabei von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und Muskelmasse.

Eine Möglichkeit, den Grundumsatz zu berechnen, ist die Harris-Benedict-Formel.

Sie ist eine gute Annäherung an den tatsächlich gemessenen Grundumsatz.

  • Für Männer: Grundumsatz (Kalorien je 24 Stunden) = 66,47 + (13,7 x Körpergewicht in kg) + (5 x Körpergröße in cm) - (6,8 x Alter in Jahren)
  • Für Frauen: Grundumsatz (Kalorien je 24 Stunden) = 655,1 + (9,6 x Körpergewicht in kg) + (1,8 x Körpergröße in cm) - (4,7 x Alter in Jahren)

Nachdem Du Deinen Grundumsatz ermittelt hast, kannst Du Deinen Gesamtbedarf an Kalorien pro Tag berechnen, indem Du Deinen Grundumsatz mit einem Aktivitätsfaktor multiplizierst. Der Aktivitätsfaktor variiert je nach körperlicher Aktivität und reicht von 1,2 für eine sitzende Tätigkeit bis 2,2 für sehr intensive körperliche Aktivitäten.

Beschreibung der Aktivität Höhe des Aktivitätsfaktors
Sehr intensive körperliche Aktivität 2,2
Überwiegend stehend oder sitzend 1,85
Überwiegend sitzend 1,65
Häufig sitzend, wenig Bewegung im Alltag 1,45
Reines Sitzen oder Liegen 1,2

Nachdem Du diese Basis berechnet hast und mit den Kalorien, die Du jeweils pro Tag zu Dir nimmst, abgleichst, kannst Du feststellen, ob Du Dich in einem Kaloriendefizit befindest.

Bitte beachte: Es handelt sich hierbei um eine Näherung bzw. Schätzung Deines Grundumsatzes, die zwar sehr gut, aber immer noch fehleranfällig ist.

Zu hohes Kaloriendefizit

Deinen Gesamtbedarf an Kalorien zu kennen, ist auch hilfreich, um nicht in ein zu hohes Kaloriendefizit zu geraten. Schaltet der Körper in den Überlebensmodus, weil viel zu wenig Kalorien zugeführt werden, verlangsamt sich der Stoffwechsel, um Energie zu sparen. Der Körper verbrennt infolgedessen weniger Kalorien als gewöhnlich. Auch wenn Du aufgrund Deiner Diät nur wenig isst, kann ein gestörter Stoffwechsel dazu führen, dass Du dennoch zunimmst.

Ist das Kaloriendefizit zu hoch, baut Dein Körper zusätzlich Muskelgewebe ab, um Energie zu gewinnen. Auch das kann eine Gewichtszunahme zur Folge haben, da Muskelgewebe mehr Energie verbrennt als Fettgewebe. Daher ist es wichtig, Dein Kaloriendefizit auf einem gesunden und nachhaltigen Niveau zu halten, um eine kontinuierliche Gewichtsabnahme zu erreichen.

Wassereinlagerungen

Wassereinlagerungen, auch Ödeme genannt, sind eine Ansammlung überschüssiger Flüssigkeit im Körpergewebe. Sie können aufgrund verschiedener Gründe, wie etwa Herz- oder Nierenproblemen, hormonellen Veränderungen oder langem Stehen oder Sitzen auftreten. Leidest Du unter Wassereinlagerungen, kann es, trotz Kaloriendefizit, dazu kommen, dass Deine Waage eine höhere Zahl anzeigt.

Langsamer Stoffwechsel

Einige Menschen haben einen langsamen Stoffwechsel, was bedeutet, dass sie weniger Kalorien verbrennen als andere. Dieser kann durch eine genetische Veranlagung, einen Mangel an körperlicher Bewegung, eine unausgewogene Ernährung sowie durch die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht werden. Die veränderte Stoffwechselfunktion kann auch mit hormonellen Veränderungen, wie etwa bei einer Schilddrüsenunterfunktion, zusammenhängen.

Ein auf diese Art verlangsamter Stoffwechsel kann das Abnehmen erschweren. Möglicherweise nimmst Du trotz eines Kaloriendefizits sogar zu. Wenn Du denkst, dass Deine fehlgeschlagene Diät auf Deinen Stoffwechsel zurückzuführen sein könnte, solltest Du Dir ärztlichen Rat einholen.

Stress und Schlafmangel

Du bist aufgrund einer Diät gestresst und / oder schläfst zu wenig? Auch das kann in einer Gewichtszunahme resultieren. Denn Schlafmangel und Stress können den Stoffwechsel des Körpers beeinflussen und das Verlangen nach ungesunden Lebensmitteln erhöhen.

Wenn der Körper gestresst ist, wird vermehrt das Hormon Cortisol ausgeschüttet, welches den Blutzuckerspiegel erhöht und die Insulinsensitivität reduziert.

Krankheiten, die Übergewicht verursachen

Erkrankungen der hormonproduzierenden Organe können ein Grund für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas sein, da diese den Stoffwechsel beeinflussen, der wiederum für den Fettabbau und die optimale Fettverteilung zuständig ist.

Zu diesen Krankheiten zählen eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Tumore der Nebennieren (Cushing-Syndrom), eine Nebennierenüberfunktion und das PCO-Syndrom bei Frauen.

Einige Störungen kennzeichnen sich durch die Ansammlung von Ödemen (Wassereinlagerungen), wodurch das Körpergewicht steigt. Dazu gehören Erkrankungen des Herzens, der Nieren, der Nebennieren und der Leber. Auch eine Schilddrüsenunterfunktion sowie Unterernährung können zu Wassereinlagerungen führen.

Übergewicht kann zudem durch psychische Krankheiten wie Essstörungen entstehen, beispielsweise infolge einer Binge-Eating-Störung.

Medikamenteneinnahme

Da einige Medikamente appetitsteigernd wirken, essen Betroffene im Zuge der Einnahme mehr als normal. Auch Wassereinlagerungen werden durch bestimmte Arzneimittel begünstigt.

Zu den Medikamenten, die eine Gewichtszunahme fördern können, zählen unter anderem: Hormonpräparate, Medikamente gegen Allergien, Psychopharmaka und Kortisonpräparate, Neuroleptika, Phasenprophylaktika und Antiepileptika; Antidiabetika, Glukokortikoide und Betablocker.

Gewichtszunahme trotz Diät: Mögliche Gründe

Für eine Gewichtsreduktion gilt es, über einen bestimmten Zeitraum weniger Kalorien aufzunehmen, als zu verbrauchen. Hierdurch entsteht ein Kaloriendefizit: Im Optimalfall verstoffwechselt der Körper das, was ihm über den Tag hinweg an Energie zugeführt wurde. Überschüsse werden in Form von Fettgewebe eingelagert. Erst wenn die zugeführte Nahrung den Kalorienbedarf nicht decken kann (z. B. im Rahmen eines Kaloriendefizits bei einer Diät), macht sich der Körper an das überschüssige Fettgewebe ran. Der Körper nutzt also die bestehenden Fettzellen, um Energie zu gewinnen. Infolgedessen reduziert sich Dein Gewicht.

Manchmal ist es jedoch trotz einer Diät nicht möglich, Gewicht zu verlieren. Im Gegenteil: Manche Personen berichten, dass sie weniger essen und trotzdem Gewicht hinzugewinnen.

Zusammenfassung

Viele Menschen leiden nicht nur an zusätzlichem Körpergewicht, sondern auch an den Folgen. Größtenteils sind mehrere Faktoren Auslöser: psychische Erkrankungen, mangelnde Bewegung, zu häufiges Essen und Fehlernährung begünstigen unter anderem zusätzliche Fettpolster.

Einige Medikamente führen zu gesteigertem Appetit, Wassereinlagerungen und einem verlangsamten Stoffwechsel. In manchen Fällen kann auch eine bestimmte Krankheit ursächlich sein, wie eine Schilddrüsenunterfunktion, das PCO-Syndrom oder ein Tumor in den Nebennieren.

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