Unfruchtbarkeit (Sterilität): Ursache Übergewicht

Wie Übergewicht die Fruchtbarkeit beeinflusst und welche Maßnahmen helfen können

Tritt trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr keine Schwangerschaft ein, spricht man von ungewollter Kinderlosigkeit bzw. Unfruchtbarkeit (Sterilität). Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von bestimmten Erkrankungen oder Medikamenten bis hin zu Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Übergewicht. Wie konkret Übergewicht die Fruchtbarkeit beeinflusst und was Du als Betroffener / Betroffene dagegen unternehmen kannst, erfährst Du im folgenden Artikel.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Unfruchtbarkeit liegt vor, wenn ein Paar über einen Zeitraum von einem Jahr nicht schwanger werden kann.
  • Übergewicht kann eine Ursache für die Unfruchtbarkeit beider Geschlechter sein.
  • Starkes Übergewicht kann bei Männern die Spermienqualität beeinträchtigen, bei Frauen Zyklusstörungen verursachen.

Ursachen für Sterilität beim Mann

Ist ein Mann unfruchtbar, kann das verschiedene Ursachen haben, unter anderem:

  • Niedrige Spermienzahl (Oligospermie)
  • Vollständiges Fehlen von Spermien (Azoospermie)
  • Abnorme Spermienformen (Teratospermie)
  • Eingeschränkte Beweglichkeit der Spermien (Asthenospermie)
  • Hormonelle Störungen (z. B. niedriger Testosteronspiegel)
  • Anatomische Anomalien der Fortpflanzungsorgane
  • Genetische Erkrankungen
  • Infektionen (z. B. mit Chlamydien)
  • Varikozelen (Krampfadern im Hodensack)
  • Schädliche Umweltfaktoren (Pestizide, Schadstoffe)
  • Bestimmte Medikamente
  • Lebensstilfaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und Drogenkonsum

Ursachen für die Unfruchtbarkeit der Frau

Auch bei Frauen gibt es geschlechtsspezifische Ursachen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können, dazu zählen:

  • Fortgeschrittenes Alter (Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nach dem 39. Lebensjahr < 50 %)1
  • Hormonell bedingte Zyklusstörungen (z. B. niedriger Östrogenspiegel)
  • Funktionsstörungen der Schilddrüse
  • Gestörter Insulinstoffwechsel
  • Entzündungen (z. B. Eileiterentzündung)
  • Infektionen (z. B. Chlamydien)
  • Endometriose
  • Verwachsungen nach Operation (z. B. an der Gebärmutter oder an den Eierstöcken)
  • Eierstockzysten
  • Gutartiger Tumor der Gebärmutter (Myom)
  • Hormonproduzierende Tumore
  • Immunologische Sterilität
  • Psychische Faktoren, Stress oder Sexualstörung
  • Genetische Defekte
  • Mehrere Fehlgeburten

Übergewicht kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.

Bitte beachte: Um die genaue Ursache für die Unfruchtbarkeit herauszufinden, wende Dich an einen Facharzt / eine Fachärztin. Er / Sie wird Deine medizinische Vorgeschichte erfassen und umfassende Untersuchungen durchführen.

Unfruchtbarkeit vs. Sterilität

Umgangssprachlich werden die Begriffe Unfruchtbarkeit und Sterilität zwar gerne synonym verwendet — in der medizinischen Fachsprache allerdings klar voneinander getrennt:

  • Unfruchtbarkeit (Infertilität) bedeutet: Es ist unmöglich, eine Schwangerschaft mit der Geburt eines gesunden Kindes abzuschließen.

  • Sterilität bedeutet, dass die Befruchtung einer Eizelle unmöglich ist.

Unfruchtbarkeit durch Übergewicht

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) können verschiedene hormonelle und metabolische Veränderungen im Körper bewirken, die wiederum auch die Fortpflanzungsfähigkeit des Körpers beeinflussen. Infolge vermehrter Fettansammlungen im Bauchbereich kommt es zur Ausschüttung zahlreicher Hormone und Botenstoffe, die beispielsweise die Leber, die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) und den Hypothalamus (Abschnitt des Zwischenhirns) und damit auch die Hoden und Eierstöcke beeinflussen.

Welche Auswirkungen hat Übergewicht auf die Fruchtbarkeit des Mannes?

Für die Sterilität beim Mann gibt es keine offensichtlichen Anzeichen. Meist werden Probleme mit der Zeugungsfähigkeit erst entdeckt, wenn ein Paar über einen Zeitraum von einem Jahr versucht, schwanger zu werden und dabei erfolglos ist.

Die klinischen Folgen von Übergewicht sind eine reduzierte Konzentration von Samenzellen im Ejakulat, die Beweglichkeit der Samenzellen ist eingeschränkt, außerdem häuft sich die Anzahl an fehlgebildeten Samenzellen durch eine Störung der Samenreifung. Zuletzt wird die Bildung männlicher Hormone (Androgene) im Hoden gestört. Die Menge männlicher Hormone ist niedriger, dafür steigt die Anzahl weiblicher Geschlechtshormone.

All diese Faktoren wirken sich negativ auf die Zeugungsfähigkeit aus. Zudem wurde bei Menschen mit Übergewicht vermehrt eine sexuelle Dysfunktion beobachtet, wodurch auch die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs reduziert ist. In Kombination mit einer schlechten Spermienqualität verringert sich die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung erheblich.

Welche Auswirkungen hat Übergewicht auf die Fruchtbarkeit der Frau?

Übergewicht kann die Fruchtbarkeit der Frau verringern. Adipöse Frauen haben sogar ein dreifach erhöhtes Risiko unfruchtbar zu werden im Vergleich zu Frauen mit Normalgewicht. Bei Übergewicht und Adipositas äußert sich dies durch Zyklusstörungen, die Periode findet nur unregelmäßig statt oder bleibt komplett aus – somit auch der Eisprung. Eine Schwangerschaft tritt nur verzögert oder gar nicht ein. Auch bei erfolgtem Eisprung wurde eine geringere Fruchtbarkeit festgestellt.

Ein zu hohes Gewicht hat bei Frauen außerdem negative Auswirkungen auf eine aktiv eingeleitete Kinderwunschtherapie, denn es führt häufig zu einer Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Medikamenten, die den Eisprung auslösen sollen. Zudem wurde eine schlechtere Qualität der Eizellen mit niedrigerer Befruchtungsrate und eine schlechtere Qualität der Embryonen beobachtet.

Fruchtbarkeit verbessern durch Gewichtsabnahme

Der wichtigste Schritt zur Steigerung der Fruchtbarkeit ist die Umstellung des Lebensstils. Dazu zählt zum einen eine Steigerung der Aktivität. Betroffene sollten sich im Alltag regelmäßig bewegen und häufiger Wege zu Fuß gehen. Zudem wird empfohlen, mindestens dreimal die Woche für mindestens 30 Minuten Sport zu treiben.

Zum anderen ist eine an den persönlichen Kalorienbedarf angepasste Ernährung wichtig. Diese sollte Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, mageres Eiweiß und ungesättigte Fette beinhalten. Die Ernährungsumstellung ist ein langfristiger Prozess und zielt darauf ab, die Ernährung dauerhaft zu verändern, um gesünder zu leben.

Negative Gewohnheiten, wie Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum oder übermäßiger Verzehr von Zucker sollten zur Verbesserung der Fruchtbarkeit aufgegeben werden.

Durch eine gesündere Lebensweise und eine Gewichtsreduzierung kann zudem die Insulinempfindlichkeit verbessert werden, was sich ebenfalls positiv auf die Fruchtbarkeit auswirken kann [5,6].

Zusammenfassung

Übergewicht kann einen negativen Effekt auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen haben, da überschüssiges Fettgewebe den Hormonhaushalt beeinflussen kann.

Dies führt bei Männern zu einer geringeren Spermienqualität. Darüber hinaus können entzündliche Prozesse, die mit Übergewicht verbunden sind, die Spermienproduktion und -funktion beeinträchtigen.

Bei Frauen kann starkes Übergewicht unter anderem zu Zyklusstörungen führen, aber auch zu langfristigen Komplikationen wie einer Schilddrüsenfunktionsstörung, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Bei einer Kinderwunschtherapie haben übergewichtige Frauen zudem eine geringere Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung.

Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Gewichtsreduktion können die Fruchtbarkeit verbessern und die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis erhöhen.

Häufige Fragen

Es gibt keine genaue Gewichtsverlustgrenze, um die Fruchtbarkeit zu verbessern, da dies von verschiedenen Faktoren abhängt. In einigen Fällen kann bereits ein moderater Gewichtsverlust von 5 bis 10 % des Übergewichts positive Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben.

Um die Fruchtbarkeit zu verbessern, wird eine ausgewogene Ernährung empfohlen, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten ist. Eine hohe Aufnahme von Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E und Zink kann ebenfalls hilfreich sein.

Nicht alle Paare mit Adipositas benötigen eine künstliche Befruchtung. Adipositas kann jedoch die Fruchtbarkeit beeinflussen, und in einigen Fällen kann es erforderlich sein, assistierte Reproduktionstechniken wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrauterine Insemination (IUI) in Betracht zu ziehen, um die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen.

Ein BMI-Wert von 30 oder höher wird oft mit einem erhöhten Risiko für Schwierigkeiten bei der Empfängnis in Verbindung gebracht. Adipositas kann den Eisprung und den Hormonhaushalt beeinträchtigen, was die Fruchtbarkeit beeinflussen kann.

Neben der Gewichtsreduktion können weitere Maßnahmen ergriffen werden, um die Fruchtbarkeit bei Übergewicht zu verbessern. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung sowie die Vermeidung von Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum und Stress. Diese Faktoren können die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen.

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  • Ma, J., Wu, L., Zhou, Y., Zhang, H., Xiong, C., Peng, Z., Bao, W., Meng, T., & Liu, Y. (2019). Association between BMI and semen quality: an observational study of 3966 sperm donors. Human Reproduction (Oxford, England), 34(1), 155–162. https://doi.org/10.1093/humrep/dey328
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