Übergewicht durch Stress? So kann Cortisol die Fettverteilung beeinflussen

Chronischer Stress kann den Cortisolspiegel erhöhen und Bauchfett begünstigen – erfahre hier, wie Du gegensteuern kannst

Eine nachdenklich wirkende Frau sitzt auf dem Bett und hält sich den Bauch – ein typisches Bild für einen Stressbauch, der durch emotionale Belastung und hormonelle Veränderungen entstehen kann.

Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt beeinflussen – insbesondere den Cortisolspiegel. Studien1,2 deuten darauf hin, dass dauerhaft erhöhte Cortisolwerte mit einer stärkeren Einlagerung von Fett im Bauchbereich in Zusammenhang stehen können. Dieser Effekt ist jedoch individuell unterschiedlich und wird von Genetik, Lebensstil und Geschlecht mitbestimmt. In diesem Artikel erfährst Du, was die Wissenschaft bisher über Stress, Cortisol und viszerales Fett (Fettgewebe in der freien Bauchhöhle) weiß – und welche Maßnahmen helfen können, Gewichtszunahme vorzubeugen.

Letzte Änderung
07.08.2025
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5
Minuten

Was ist ein „Stressbauch“?

Der Begriff „Stressbauch“ beschreibt eine Zunahme von Bauchfett durch chronischen Stress. Das ist kein medizinischer Fachbegriff, wird aber im Alltag häufig genutzt. Wissenschaftlich gibt es Hinweise darauf, dass dauerhaft erhöhte Cortisolwerte die Fettverteilung beeinflussen und besonders die Einlagerung von viszeralem Fett – dem Fettgewebe um die inneren Organe – fördern können.3

Viszerales Fett gilt als besonders stoffwechselaktiv und wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.3 Allerdings entsteht Fettgewebe nur, wenn dem Körper über längere Zeit mehr Energie zugeführt als verbraucht wird.

Warum lagert sich Fett bei Stress im Bauch an?

Chronischer Stress kann verschiedene Prozesse im Körper beeinflussen, die indirekt die Fettverteilung verändern:

  • Verändertes Essverhalten (z. B. Heißhunger auf kalorienreiche Lebensmittel)6
  • Chronischer Schlafmangel, der Hunger- und Sättigungshormone wie Ghrelin und Leptin aus dem Gleichgewicht bringen kann7
  • Hormonelle Veränderungen wie dauerhaft erhöhte Cortisolwerte8

Zusammengefasst: Stress allein verursacht keinen „Stressbauch“. Er kann jedoch in Kombination mit weiteren Faktoren eine Gewichtszunahme im Bauchbereich begünstigen.

Kann man durch Stress zunehmen?

Ja, es gibt Hinweise, dass chronischer Stress mit einer Gewichtszunahme in Zusammenhang stehen kann. Dabei spielt die Ausschüttung verschiedener Stresshormone eine Rolle:

  • Adrenalin und Noradrenalin steigern kurzfristig den Energieverbrauch und hemmen den Appetit.
  • Cortisol wirkt längerfristig und kann
    • das Verlangen nach kalorienreichen Lebensmitteln steigern („Comfort Food“).6
    • die Einlagerung von Bauchfett fördern.3
    • die Wirkung von Insulin abschwächen, was den Blutzuckerspiegel erhöht.9

Weitere Faktoren, die Gewichtszunahme bei Stress begünstigen

Neben hormonellen Veränderungen spielen auch folgende Aspekte eine Rolle:

  • Emotionales Essen: Viele Menschen greifen in belastenden Zeiten zu süßen oder fettigen Snacks – nicht aus Hunger, sondern zur Beruhigung oder Bewältigung einer herausfordernden Situation.
  • Bewegungsmangel: Unter Stress fehlt oft die Energie für Sport oder Bewegung.
  • Schlafmangel: Schlechter Schlaf kann die Hunger- und Sättigungshormone (Ghrelin / Leptin) stören und Heißhunger fördern.7
  • Muskelabbau: Hohe Cortisolwerte können Muskelmasse abbauen. Weniger Muskeln senken den Grundumsatz und erschweren die Fettverbrennung.11 Umgekehrt kann auch der Verlust von Muskeln (z. B. durch Inaktivität) den Körper belasten und den Cortisolspiegel erhöhen.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

  • Männer: Neigen unter Einfluss von Cortisol eher zur Einlagerung von Bauchfett, besonders in Kombination mit wenig Bewegung.10
  • Frauen: Speichern vor der Menopause Fett eher an Hüften und Oberschenkeln (periphere Fettverteilung). Nach den Wechseljahren kann ein niedriger Östrogenspiegel die Einlagerung von viszeralem Fett im Bauch begünstigen.4

Was tun gegen einen „Stressbauch“?

Eine gezielte Fettverbrennung nur am Bauch ist nicht möglich – eine Gewichtsabnahme erfolgt immer über ein Kaloriendefizit.

Stressabbau kann jedoch helfen, das Essverhalten zu stabilisieren und die Voraussetzungen für eine gesunde Gewichtsabnahme zu verbessern.

Bei anhaltender Gewichtszunahme, starkem Leidensdruck oder bestehender Adipositas kann eine ärztliche Beratung sinnvoll sein. Hier können Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie oder – in bestimmten Fällen – medikamentöse Unterstützung helfen.

Alltagstaugliche Maßnahmen:

 Stress abbauen

  • Aufgaben priorisieren, Pausen einplanen und „Nein“ sagen lernen
  • Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen nutzen

Mehr Bewegung

  • Tägliche Aktivität (z. B. Spaziergänge)
  • Krafttraining erhält Muskelmasse und erhöht den Energieverbrauch

Besser schlafen

  • Feste Schlafzeiten und Abendroutinen einführen
  • Koffein und Bildschirmzeit am Abend reduzieren

Ernährung ausgewogen gestalten

  • Regelmäßige Mahlzeiten mit viel Gemüse, Vollkorn und Eiweiß
  • Emotionales Essen erkennen und durch achtsames Essen ersetzen
Achtung bei Gewichtszunahme unter Cortison

Nicht nur körpereigenes Cortisol, sondern auch Kortisonpräparate – etwa bei entzündlichen Erkrankungen – können mit einer Gewichtszunahme und veränderten Fettverteilung einhergehen. Häufig zeigt sich eine verstärkte Einlagerung im Bauch- und Gesichtsbereich.

Wichtig ist: Dieser Effekt unterscheidet sich vom umgangssprachlichen Begriff „Stressbauch“, der eine vermutete Fettansammlung im Bauchbereich infolge chronischen Stresses beschreibt – aber kein medizinischer Fachbegriff ist.

Wenn Du während einer Kortisontherapie eine deutliche Gewichtszunahme oder Veränderungen in der Körperzusammensetzung bemerkst, sprich mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Ja, chronischer Stress kann eine Gewichtszunahme begünstigen. In belastenden Phasen greifen viele Menschen häufiger zu kalorienreichen Snacks, bewegen sich weniger und schlafen schlechter. Gleichzeitig erhöht sich der Cortisolspiegel, was die Fettverbrennung hemmt und die Einlagerung von Fett fördert.1

Chronischer Stress kann das Abnehmen erschweren. Sind die Cortisol-Werte über einen längeren Zeitraum erhöht, kann das den Muskelaufbau hemmen, den Blutzuckerspiegel erhöhen und damit die Einlagerung von Fettreserven fördern. Gleichzeitig sinkt bei chronischem Stress oft der Antrieb zu Bewegung und gesunder Ernährung – ein Teufelskreis für alle, die abnehmen wollen.5

Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte können eine Gewichtszunahme begünstigen, indem sie den Blutzuckerspiegel erhöhen, die Wirkung von Insulin schwächen und den Fettabbau hemmen. Gleichzeitig begünstigen sie die Einlagerung von Bauchfett (viszerales Fett) und den Abbau von Muskelmasse, wodurch der Grundumsatz sinkt.11

Ja, chronischer Stress kann die Einlagerung von Fett im Bauchbereich fördern – ein Phänomen, das umgangssprachlich als „Stressbauch“ bezeichnet wird. Verantwortlich ist vor allem das Stresshormon Cortisol: Es begünstigt die Speicherung von viszeralem Fett um die inneren Organe und verändert gleichzeitig den Stoffwechsel.9 Schlafmangel, reduzierte Bewegung und emotionales Essen in belastenden Situationen können diesen Effekt zusätzlich verstärken.1,5

Der Begriff „Stressbauch“ beschreibt eine Zunahme von Bauchfett durch chronischen Stress. Das ist kein medizinischer Fachbegriff, wird aber im Alltag häufig genutzt. Er zeigt sich als Fettansammlung am unteren bis mittleren Bauch, oft ohne deutliche Gewichtszunahme am restlichen Körper. Er wirkt eher „weich“ als muskulös.

Der Begriff „Cortisol-Bauch“ beschreibt eine Zunahme von Bauchfett durch chronischen Stress. Aber: Das ist kein medizinischer Fachbegriff. Um einen sogenannten „Cortisol-Bauch“ zu reduzieren, ist ein Kaloriendefizit entscheidend – der Körper baut Fett nur ab, wenn er mehr Energie verbraucht als er aufnimmt. Stressabbau spielt dabei eine wichtige Rolle: Er kann Heißhunger verringern, den Schlaf verbessern und die Motivation für Bewegung und ausgewogene Ernährung stärken.

Wenn es Dir schwerfällt, Stress allein zu bewältigen oder Dein Essverhalten zu stabilisieren, kann ärztliche Beratung, psychologische Unterstützung oder eine professionelle Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Nein, Wegovy® kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und kann nur mit einer ärztlichen Verordnung in der Apotheke erworben werden. Gründe dafür sind unter anderem, die Gesundheit der Patienten und Patientinnen zu schützen sowie eine missbräuchliche Anwendung zu verhindern.

  1. 1Geiker, N. R. W., et al. (2017). Does stress influence sleep patterns, food intake, weight gain, abdominal obesity and weight loss interventions and vice versa? Obesity Reviews, 19(1), 81–97. https://doi.org/10.1111/obr.12603
  2. 2Kivimäki, M., et al. (2006). Work stress, weight gain and weight loss: Evidence for bidirectional effects of job strain on body mass index in the Whitehall II study. International Journal of Obesity, 30, 982–987. https://doi.org/10.1038/sj.ijo.0803229
  3. 3Epel, E. S., et al. (2000). Stress and body shape: Stress-induced cortisol secretion is consistently greater among women with central fat. Obesity Research, 8(8), 505–513. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11020091/
  4. 4Björntorp, P. (2001). Do stress reactions cause abdominal obesity and comorbidities? Diabetes, 50(Suppl. 1), S43–S47. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12119665/
  5. 5Dallman, M. F., et al. (2003). Chronic stress and obesity: A new view of "comfort food". PNAS, 100(20), 11696–11701. https://doi.org/10.1073/pnas.1934666100
  6. 6Torres, S. J., & Nowson, C. A. (2007). Relationship between stress, eating behavior, and obesity. Nutrition, 23(11–12), 887–894. https://doi.org/10.1016/j.nut.2007.04.014
  7. 7Spiegel, K., et al. (2004). Sleep curtailment in healthy young men is associated with decreased leptin levels, elevated ghrelin levels, and increased hunger and appetite. Annals of Internal Medicine, 141(11), 846–850. https://doi.org/10.7326/0003-4819-141-11-200412070-00008
  8. 8Yaribeygi, H., et al. (2022). Molecular mechanisms linking stress and insulin resistance. EXCLI Journal, 21, 317–334. https://doi.org/10.17179/excli2021-4382
  9. 9Champaneri, S., et al. (2010). Diabetic endocrinology and stress: Review of mechanisms and implications. Diabetes Care, 33(6), 1443–1448. https://doi.org/10.2337/dc10-0452
  10. 10Westerbacka, J., et al. (2003). Body fat distribution and cortisol metabolism in healthy men: Enhanced 5β-reductase and lower cortisol/cortisone metabolite ratios in men with fatty liver. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, 88(10), 4924–4931. https://doi.org/10.1210/jc.2003-030596
  11. 11Tannenbaum, E., et al. (1997). Effect of glucocorticoids on muscle protein metabolism. Atherosclerosis, 131(1), 123–132. https://doi.org/10.1016/S0021-9150(97)00132-7