Was tun, wenn Übergewicht den Schlaf raubt?

Schnarchen ist kein medizinisches Problem, es kann aber ein Warnzeichen für etwas Ernsteres sein: nächtliche Atemaussetzer (obstruktive Schlafapnoe, OSA). Dann werden die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Ein besonderes Risiko für obstruktive Schlafapnoe haben übergewichtige Menschen, denn Fettpolster an Hals, Zunge, Rachen und Bauch üben vor allem nachts, wenn die Muskulatur erschlafft, einen hohen Druck auf die Atmungsorgane aus. Therapiert wird die OSA unter anderem durch Überdruckbeatmung (Continuous Positive Airway Pressure, CPAP). Abnehmen kann eine OSA verbessern oder sogar zurückbilden. Wichtig beim Abnehmen: Eine multimodale Therapie, die zu einem Kaloriendefizit führt.
Von einem leichten hhhrrhbbfff bis zum schmetternden CCHHRRAAPHÜÜÜÜH - laut Angaben der AOK Gesundheitskasse2 schnarchen rund 60 % der Männer und 40 % der Frauen gelegentlich. Meist ist Schnarchen harmlos, es kann aber je nach Häufigkeit und Stärke die Entstehung von Erkrankungen begünstigen. Vor allem wenn das Schnarchen von länger dauernden Atemaussetzern (obstruktive Schlafapnoe) begleitet wird, kann es die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Ein oft unterschätzter Risikofaktor für eine gesundheitsgefährdende obstruktive Schlafapnoe ist Übergewicht. In der Sleep-Ahead Studie1, an der Menschen mit Adipositas und Diabetes-Typ-2 teilnahmen, hatten über 85 % der Patienten und Patientinnen nächtliche Atemaussetzer.
Im Schlaf entspannt sich die Muskulatur in den oberen Atemwegen und verengt sich dadurch. Die Atemluft erzeugt nun stärkere Vibrationen. Vor allem am Gaumen und dem Gaumenzäpfchen (Uvula palatina), dem kleinen Hautlappen, der am hinteren Ende des Gaumensegels herabhängt, erzeugen diese Vibrationen das typische Schnarchgeräusch - das in Lautstärke und Art je nach Körperposition und individuellen Faktoren variiert. Faktoren wie Übergewicht, Alkoholkonsum und Rückenlage können das Schnarchen begünstigen. Je nachdem, wie stark das Schnarchen den Schlaf beeinträchtigt kann es am Tag zu Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen kommen. Langfristig kann starkes Schnarchen auch Herz-Kreislauf-Probleme begünstigen oder den Blutzuckerspiegel beeinflussen und zu Stoffwechselstörungen wie Insulinresistenz und Diabetes-Typ-2 führen.
Obstruktive Schlafapnoe dagegen ist eine ernste Schlafstörung, die durch eine Blockade der oberen Atemwege entsteht. Nicht immer, aber meistens werden diese Blockaden von lautem und unregelmäßigem Schnarchen begleitet, bei dem die Betroffenen schnaufen und nach Luft schnappen. Patienten und Patientinnen mit obstruktiver Schlafapnoe können Atemaussetzer haben, die mehrere Sekunden dauern. Wachen die Betroffenen dadurch auf, kann es zu Atemnot und Angstzuständen kommen. Durch die Atemaussetzer kommt es zu einer verringerten Sauerstoffversorgung in den Zellen. Im Unterschied zum einfachen Schnarchen ist obstruktive Schlafapnoe daher oft mit Symptomen wie starker Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen sowie einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall und plötzlichen Herztod verbunden.
Frauen sind seltener von einer obstruktiven Schlafapnoe betroffen als Männer. In Studien3 zeigten sich typische Symptome bei Männern 2- 3-mal so häufig wie bei Frauen. Eventuell könnte aber auch die OSA - ähnlich wie ein Herzinfarkt - bei Frauen andere Symptome verursachen, die bisher nicht ausreichend betrachtet wurden. Die Menopause hat offenbar einen Einfluss auf das Risiko. So kam eine systematische Übersichtsarbeit4 (Review) zu dem Ergebnis, dass Frauen nach der Menopause ein höheres Risiko haben, eine OSA zu entwickeln.
Neben der obstruktiven Schlafapnoe (OSA), bei der die Atemwege durch die erschlaffte Rachenmuskulatur blockiert werden, gibt es eine weitere, seltene Form: die zentrale Schlafapnoe (CSA). Hier setzt die Atmung aus, weil das Gehirn keine Atemsignale sendet.
Bei manchen Menschen kommen auch beide Formen in Kombination vor. Je nachdem wie häufig und wie lang die Aussetzer auftreten, unterscheiden Mediziner:innen zwischen drei verschiedenen Schweregraden (leicht, mittel schwer) einer Schlafapnoe.
Die Sleep Ahead Studie1, die über einen Zeitraum von 10 Jahren den Zusammenhang zwischen Körpergewicht und OSA bei übergewichtigen Menschen mit Adipositas und Diabetes-Typ-2 untersuchte, zeigte einen klaren Zusammenhang. Von 264 Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmern mit Adipositas und Diabetes-Typ-2 hatten 85 % eine OSA.
Bei Übergewicht und Adipositas sind auch Körperregionen wie Hals, Rachen oder Zunge meist schwerer. Die Fettpolster am Hals und die schwere Zunge drücken im Schlaf auf die Atemwege und behindern den Luftstrom. Bei einer OSA ist der Druck so stark, dass die Atemwege kollabieren und sich für eine kurze Zeit ganz verschließen. Ähnlich ist der Effekt bei Lunge und Zwerchfell, wo das Bauchfett auf die Atemorgane drückt.
Übergewicht und OSA stehen in einer Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig. Übergewicht begünstigt Schnarchen und OSA. OSA wiederum begünstigt Gewichtszunahme und damit verbundene Begleiterkrankungen wie Insulinresistenz, Stoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Komplikationen.
Medizinisch gesprochen entsteht durch die wiederholten Atemaussetzer eine Hypoxie (Unterversorgung der Zellen mit Sauerstoff). Diese löst im Körper hormonelle Stressreaktionen und Stoffwechselstörungen aus. Zum Beispiel können die “Hunger- und Sättigungshormone” Ghrelin und Leptin aus dem Gleichgewicht geraten und den Appetit erhöhen, was zu einer höheren Kalorienaufnahme führen kann. Die erhöhte Nahrungsaufnahme führt zu einem Kalorienüberschuss, der dazu führt, dass mehr Fett gespeichert wird. Das vermehrte Fett wiederum verstärkt die Schlafapnoe. Gleichzeitig kann durch die Tagesmüdigkeit, die der gestörte Schlaf mit sich bringt, ein Bewegungsmangel entstehen, der zusätzlich zu einer Gewichtszunahme führen kann. Ein Teufelskreis also.
Eine ähnliche Wechselwirkung wird zwischen Diabetes-Typ-2 und Schlafapnoe5 vermutet. Eine OSA kann die Blutzuckerwerte verschlechtern und zu Diabetes-Typ-2 führen oder eine bestehende verschlimmern. Umgekehrt kann eine Diabetes-Erkrankung durch ihren Einfluss auf Nerven und Muskeln in den Atemwegen (neuromuskuläre Veränderungen) eine OSA begünstigen oder verstärken. Die Kombination aus Diabetes-Typ-2 und obstruktiver Schlafapnoe erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.
In der Sleep Ahead Studie1 erhielt die Hälfte der Gruppe ein intensives Interventionsprogramm aus Lebensstiländerungen (Ernährung, Bewegung, Verhalten) mit dem Ziel, ihr Körpergewicht um mehr als 10 % zu reduzieren. Die andere Gruppe erhielt eine Standard-Diabetes-Beratung ohne spezielles Programm zur Gewichtsreduktion. In der Gruppe, die das Interventionsprogramm erhielt, verbesserte sich innerhalb der ersten 4 Jahre der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) deutlich. Der AHI ist eine Messgröße, die angibt, wie viele Apnoen (vollständige Atemaussetzer) und Hypopnoen (teilweise Atemeinschränkungen) während einer Stunde Schlaf auftreten. Die Veränderung des AHI stand dabei in engem Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust. Nach 10 Jahren hatten 34,4 % der Teilnehmer:innen aus der Gruppe, die gezielt Gewicht reduzierte (Interventionsprogramm) keine obstruktive Schlafapnoe mehr. Auch die Kontrollgruppe konnte durch die Diabetes-Beratung die OSA verbessern. Hier hatten rund 22 % nach 10 Jahren keine nächtlichen Atemaussetzer mehr. Grundsätzlich trat eine Rückbildung der OSA bei Patientinnen und Patienten mit leichten und mittleren Schweregraden auf.
Eine Studie der Karolinska Universitätsklinik6 in Schweden stellte zwar keine nennenswerten Veränderungen des AHI durch Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten fest. Aber sie zeigte, dass sich dadurch Symptome wie Tagesmüdigkeit und die Insulinwerte verbesserten.
Die Behandlung einer obstruktiven Schlafapnoe ist komplex und sollte individuell auf den Schweregrad und die genauen Ursachen abgestimmt sein. Für übergewichtige Patientinnen und Patienten mit OSA ist Abnehmen ein gesundheitlicher Gewinn.
Ohne Kaloriendefizit kann man nicht abnehmen. Der Körper muss mehr Energie verbrauchen, als er über die Nahrung aufnimmt. Disziplin und Willenskraft alleine reichen aber meist nicht aus, um ein Kaloriendefizit über einen längeren Zeitraum einzuhalten. Die Wissenschaft hat heute verstanden, dass die Aktivität von Botenstoffen im Gehirn einen wesentlichen Einfluss auf den Appetit und das Sättigungsgefühl hat. Einen Einfluss, den wir nicht willentlich steuern können und der dazu führen kann, dass wir mehr essen, als der Körper benötigt.
Die aktuelle Leitlinie der Adipositas Gesellschaft7 empfiehlt eine Therapie, die mehrere Faktoren gleichzeitig adressiert: angepasste Ernährung, ausreichend Bewegung, Verhaltenstherapie und bei Bedarf eine Unterstützung durch moderne Medikamente wie Wegovy®, Saxenda® oder Mounjaro® (Inkretin-basierte Therapien) oder chirurgische Eingriffe wie eine Magenverkleinerung.
Du selbst kannst aktiv etwas tun, indem Du
Die Standardbehandlung bei einer obstruktiven Schlafapnoe ist die CPAP-Maske, die Patientinnen und Patienten nachts tragen. Die Maske ist an ein Gerät angeschlossen, das die Atmung unterstützt, sodass es nicht zu Atemaussetzern kommen kann. In manchen Fällen, etwa wenn zum Übergewicht anatomische Faktoren wie vergrößerte Mandeln oder verengte Nasenscheidewände hinzukommen, können auch chirurgische Eingriffe helfen. Betroffene sollten sich zunächst an ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt wenden, um die individuell beste Behandlungsmöglichkeit zu prüfen.
Bei Übergewicht bildet sich auch mehr Fettgewebe im Bereich von Hals, Zunge und Rachen. Das Gewicht des Fettgewebes engt die Atemwege ein, besonders im Liegen und im Schlaf, wenn die Muskulatur erschlafft. Der Luftstrom wird dadurch unruhiger, das umliegende Gewebe beginnt zu vibrieren und es entsteht das typische Schnarchgeräusch. Das Bauchfett wiederum erhöht den Druck auf Zwerchfell und Lunge und erschwert die Atmung zusätzlich.
Schnarchen kann ein Warnsignal oder Begleitsymptom der obstruktiven Schlafapnoe sein. Bei Übergewicht und Adipositas verengen sich die Atemweg so stark, dass es im Schlaf zu wiederholten Atemaussetzern kommen kann (obstruktive Schlafapnoe).
Das Risiko steigt kontinuierlich. Je mehr Gewicht, desto stärker das Risiko. Auch individuelle Faktoren wie die Anatomie des Rachens oder Vorerkrankungen spielen eine Rolle. Besonders Fetteinlagerungen im Hals- und Rachenbereich sowie Bauchfett erhöhen das Risiko, da sie die Atmung mechanisch behindern.
Erste Hinweise auf eine durch Übergewicht begünstigte obstruktive Schlafapnoe können lautes, unregelmäßiges Schnarchen mit Atempausen, nächtliches Luftschnappen, ausgeprägte Tagesmüdigkeit oder morgendliche Kopfschmerzen sein. Häufig besteht zusätzlich ein erhöhter Blutdruck.
Studien zeigen: Abnehmen verbessert den Schlaf und kann zu einer Rückbildung der obstruktiven Schlafapnoe führen. Wichtig ist dabei eine multimodale Therapie, die zu einem Kaloriendefizit führt - durch ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung, Verhaltensänderung und wenn erforderlich Unterstützung durch moderne Medikamente kombiniert.
Die Standardtherapie ist die CPAP-Maske (Überdruckbeatmung), die die Atemwege während des Schlafs offenhält. In seltenen Fällen werden chirurgische Eingriffe an Nase, Gaumen oder Kiefer durchgeführt, um die Atemwege zu erweitern. Die wichtigste Behandlungsmöglichkeit bei übergewichtigen Patientinnen und Patienten ist eine Gewichtsreduktion.
Ja, Du kannst Saxenda® online bestellen, sofern Dir ein gültiges Rezept vorliegt. Der Versand erfolgt über anerkannte Online-Apotheken direkt zu Dir nach Hause.
Nein, Mounjaro® kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und darf nur mit einer ärztlichen Verordnung in Apotheken abgegeben werden.