Erektionsstörungen durch Übergewicht

Zusammenhänge und Behandlungsmöglichkeiten

Mann sitzt frustriert auf dem Bettrand, während seine Partnerin im Hintergrund unscharf bleibt – eine Situation, die Erektionsstörung durch Übergewicht symbolisch darstellt.

Übergewicht, vor allem Bauchfett, kann sich auf den Testosteronspiegel und die Blutgefäße – und damit auch auf die Erektionsfähigkeit – auswirken. Je höher das Körpergewicht, desto häufiger kommt es zu Erektionsstörungen. Zusätzlich wirkt bei Männern mit Übergewicht die Standardbehandlung mit PDE-5-Hemmern weniger zuverlässig. Als Behandlungsoptionen stehen Kombinationstherapien aus PDE-5-Hemmern und Diabetes-Medikamenten oder Alternativen wie Penisspritzen oder mechanischen Erektionshilfen zur Verfügung. Eine der besten und wirkungsvollsten Behandlungsmöglichkeiten für Erektionsstörungen durch Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion.

Letzte Änderung
05.12.2025
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Was versteht man medizinisch unter Erektionsstörungen?

Fast jeder Mann erfährt gelegentlich vorübergehende Erektionsstörungen. Sie sind in der Regel kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wenn die Störungen aber länger als sechs Monate anhalten und dabei in über 70 Prozent der Versuche keine befriedigende Erektion möglich ist, sprechen Mediziner:innen von erektiler Dysfunktion, also einer behandlungsbedürftigen Störung.

Wie entstehen Erektionsstörungen?

Erektionsstörungen können viele Ursachen haben – manchmal mehrere gleichzeitig. Meistens spielen körperliche und psychische Faktoren sowie der Lebensstil eine Rolle. Durchblutungsstörungen, Stoffwechselerkrankungen oder hormonelle Ungleichgewichte gehören zu den häufigsten organischen Ursachen. Auf psychischer Ebene können Stress und Versagensängste Erektionsstörungen auslösen.

Insgesamt sind ältere Männer häufiger betroffen. Laut der European Male Aging Study2 leiden durchschnittlich 30 Prozent der 40- bis 79-Jährigen unter Erektionsstörungen – mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit deutlich. In der Altersgruppe der über 70-Jährigen berichten bereits 64 Prozent der Studienteilnehmer über eine erektile Dysfunktion.

Es ist bekannt, dass abgesehen vom Alter auch Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie), Stress und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Entstehung von Erektionsstörungen begünstigen.

Besondere Risikofaktoren sind daher unter anderem Bluthochdruck, Diabetes oder Adipositas sowie ein Lebensstil mit hohem Nikotin-, Alkohol- oder Drogenkonsum.

Übergewicht und Erektionsstörungen: Wo ist der Zusammenhang?

In einer Querschnittsstudie1 mit 216 Männern im Alter zwischen 43 und 78 Jahren zeigte sich ein direkter Zusammenhang zwischen Taillenumfang und Erektionsstörungen. Übergewichtige Männer waren deutlich häufiger von Erektionsstörungen betroffen als schlanke Männer. Während rund 50 Prozent der Männer mit einem Taillenumfang von weniger als 94 cm Erektionsstörungen hatten, waren es bei Männern mit einem Taillenumfang von mehr als 120 cm bereits 84 Prozent. Auch wurden bei Männern mit ausgeprägter Adipositas deutlich niedrigere Testosteronwerte gemessen, wobei auch hier galt: Je höher das Gewicht, desto niedriger der Testosteronspiegel. 

Wie kommt es aber dazu, dass Erektionsstörungen bei Übergewichtigen häufiger vorkommen? Übergewicht begünstigt Erektionsstörungen in verschiedener Weise:

Einfluss von Übergewicht auf den Hormonhaushalt Einfluss von Übergewicht auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit
Testosteron: Fettgewebe enthält Aromatase. Dieses Enzym wandelt Testosteron in Östrogen um. Je mehr Aromatase vorhanden ist, desto mehr Östrogen kann also produziert werden. Das kann in zweierlei Hinsicht zu Testosteronmangel führen: Zum einen wird mehr vom vorhandenen Testosteron in Östrogen umgewandelt und zum anderen signalisiert der hohe Östrogenspiegel dem Körper, weniger neues Testosteron zu produzieren. Blutgefäße (endotheliale Dysfunktion): Eine der häufigsten Ursachen für die erektile Dysfunktion sind Erkrankungen der Blutgefäße. Die endotheliale Dysfunktion, eine Funktionsstörung der Innenwände der Blutgefäße (Endothel), steht in direktem Zusammenhang mit Erektionsstörungen. Ursache sind Entzündungen, die den gesamten Körper betreffen (systemische Entzündungen), die bei Menschen mit Adipositas durch bestimmte Botenstoffe (Adipokine) gefördert werden.
Leptin: Leptin ist ein vom Fettgewebe produziertes Hormon. Vereinfacht gesagt vermindert es normalerweise das Hungergefühl und stärkt das Sättigungsgefühl. Starkes Übergewicht und Adipositas gehen aber häufig mit einer sogenannten Leptinresistenz einher. Diese führt unter anderem zu einer verminderten Produktion des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH), welches wesentlich für die sexuellen Funktionen und die Testosteronproduktion ist. Insulinresistenz: Insulinresistenz, die bei übergewichtigen Menschen häufig vorliegt, verschlechtert die endotheliale Dysfunktion weiter und erhöht das Risiko für Erektionsstörungen zusätzlich.

PDE-5-Hemmer bei Erektionsstörungen und Übergewicht: Spezielle Therapie erforderlich

Viele Erektionsstörungen lassen sich heute gut und diskret mit Wirkstoffen wie Sildenafil, Tadalafil oder Avanafil, besser bekannt unter den Markennamen Viagra®, Cialis® oder Spedra®, behandeln. Die sogenannten PDE-5-Hemmer sind wirkungsvoll, weitreichend untersucht und mit ärztlicher Beratung und Begleitung sicher in der Anwendung. Aber wie eine Literaturauswertung3 zeigte, kann schwere Adipositas die Wirksamkeit von PDE-5-Hemmern reduzieren.

Männer mit Übergewicht und Erektionsstörungen brauchen daher unter Umständen einen speziellen Therapieansatz. Dieser besteht meist aus einer metabolischen Therapie, also einer Therapie des Stoffwechsels (Blutzucker, Blutfett, Blutdruck, Insulinresistenz) in Kombination mit PDE-5-Hemmern. In ersten Studien3 zeigten eine Kombination aus Metformin (Medikament zur Behandlung von Diabetes Typ 2) und PDE-5-Hemmern eine Verbesserung der erektilen Funktion. 

Wenn PDE-5-Hemmer keine Wirkung zeigen oder aus anderen Gründen nicht infrage kommen, sind alternative Behandlungen mit Penisspritzen (Alprostadil) oder mechanischen Erektionshilfen wie Vakuumpumpen möglich.

Gewichtsreduktion und Lebensstiländerung: positive Wirkung auf Erektionsstörungen

Gewichtsreduktion und Lebensstiländerungen sind ein entscheidender Schlüssel, um Erektionsstörungen bei Übergewicht erfolgreich zu behandeln. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Metaanalyse4 aus 5 Studien mit insgesamt 619 Teilnehmern. Alle hatten einen BMI größer als 25. Das Ergebnis:

  • Ein Gewichtsverlust von 10 Prozent des Körpergewichts durch Ernährungsumstellung und Sport führte bei einem Drittel der Männer zu einer Verbesserung der Erektion.
  • Langfristige Lebensstiländerungen (z. B. über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr) waren wirksamer als kurzfristige Programme.
  • Mit dem Gewichtsverlust verbesserte sich nicht nur die Erektionsfähigkeit. Auch die Funktion der Blutgefäße (endotheliale Funktion) verbesserte sich, Entzündungen gingen zurück, der Testosteronspiegel erhöhte sich und die psychische Gesundheit sowie das Selbstbild profitierten. 
  • Gewichtsreduktion durch operative Eingriffe führte ebenfalls zu einer Verbesserung der Erektionsfähigkeit.

Nachhaltig abnehmen: Was ist wichtig?

Beim Abnehmen gilt grundsätzlich: Es gibt keine Standardempfehlung. Der Erfolg ist immer abhängig von der individuellen Ausgangssituation, persönlichen Eigenschaften und den Möglichkeiten, die Empfehlungen im Alltag auch umzusetzen und durchzuhalten. Wer viele Kilos verlieren möchte, tut das also am besten mit ärztlicher Begleitung oder in speziellen medizinisch begleiteten Programmen.

Grundsätzlich kann man nach dem neuesten Stand der Forschung ein paar wichtige Faktoren beachten: 

  • Realistische Ziele mit einem längeren Zeithorizont sind wirkungsvoller als kurzfristige, ambitionierte Ziele. 
  • Individuelle Programme sind wirkungsvoller als allgemeine Empfehlungen.
  • Ein multimodales Konzept aus Ernährungsumstellung, Bewegungsintensivierung und Verhaltenstherapie wirkt umfänglicher und kann helfen, das neue Gewicht auch zu halten.  
  • Begleitende Psycho- und Verhaltenstherapien können besonders dazu beitragen, die notwendigen Veränderungen erfolgreich umzusetzen.

Medikamentöse Gewichtsabnahme: Wann sind Inkretin-basierte Therapien sinnvoll? 

Moderne Wirkstoffe wie Semaglutid, Liraglutid oder Tirzepatid – sogenannte Inkretin-basierte Therapien – beeinflussen das Sättigungs- und Belohnungssystem im zentralen Nervensystem sowie die Kommunikation zwischen Verdauungstrakt und Gehirn. Sie wirken gezielt auf Rezeptoren, die das Hungergefühl dämpfen, das Sättigungsgefühl verstärken, die Magenentleerung verlangsamen und die Blutzuckerkontrolle verbessern. Medikamente wie Wegovy®, Saxenda® und Mounjaro® unterstützen so die nachhaltige Reduktion des Körpergewichts bei Übergewicht und Adipositas.

Dabei gilt es zu beachten:

  • Diese Medikamente wurden für Menschen mit Adipositas, also einem BMI über 30 (oder BMI über 27 mit Begleiterkrankungen), entwickelt, die auf anderem Weg nicht erfolgreich abnehmen können.
  • Eine nachhaltige Gewichtsabnahme (d. h., das Zielgewicht kann langfristig auch gehalten werden) gelingt auch mit Inkretin-basierten Therapien nur, wenn die Anwendung von Maßnahmen zur Ernährungsumstellung, Bewegungstraining und Verhaltensänderungen begleitet wird.
  • Inkretin-basierte Therapien sind verschreibungspflichtig, da sie auch schwere Nebenwirkungen haben können. Sie dürfen nur auf ärztliches Rezept und unter ärztlicher Begleitung angewendet werden.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Übergewicht, vor allem Bauchfett, kann die Blutgefäße schädigen, den Testosteronspiegel senken und Entzündungen fördern. Alle diese Faktoren können zu Durchblutungsstörungen im Penis und dadurch zu Erektionsstörungen führen.

Ja. Studien zeigen, dass schon eine Gewichtsreduktion von 10 Prozent des Körpergewichts Erektionsstörungen deutlich verbessern kann.

Grundsätzlich hängt die Erektionsfähigkeit wesentlich von der Gesundheit der Gefäße und einer guten Durchblutung ab. Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, Fisch und pflanzlichen Ölen kann helfen, die Blutgefäße gesund zu halten, und so zur Erektionsfähigkeit beitragen und das Risiko für Potenzprobleme senken. Bei bestehendem Übergewicht ist jedoch eine Gewichtsabnahme essenziell, welche nur durch ein Kaloriendefizit erreicht werden kann und einer gezielten Ernährungsumstellung bedarf.

Wenn PDE-5-Hemmer (z. B. Sildenafil, Tadalafil) keine ausreichende Wirkung zeigen, solltest Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin sprechen. Eventuell gibt es für die Erektionsstörungen noch andere Ursachen wie Diabetes, Bluthochdruck oder hormonelle Störungen. In diesen Fällen können kombinierte Therapien (z. B. PDE-5-Hemmer plus Metformin), Alternativen zu PDE-5-Hemmern (z. B. Alprostadil) oder mechanische Hilfsmittel (z. B. Vakuumpumpe) helfen. Bei bestehendem Übergewicht ist in jedem Fall eine Gewichtsreduktion empfehlenswert.

Regelmäßige Bewegung (mind. 150 Minuten / Woche), ausgewogene Ernährung, Rauchverzicht und Stressabbau senken das Risiko. Alles, was Herz und Gefäße schützt, schützt auch die Potenz.

Nein, Wegovy® kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und kann nur mit einer ärztlichen Verordnung in der Apotheke erworben werden.

Du kannst Mounjaro® online kaufen, wenn Dir ein Arzt ein gültiges Rezept ausgestellt hat. Anschließend kannst Du das Medikament über eine anerkannte Online-Apotheke beziehen.

  1. Bacon, C. G., Mittleman, M. A., Kawachi, I., Giovannucci, E., Glasser, D. B., & Rimm, E. B. (2006). A prospective study of risk factors for erectile dysfunction. The Journal of Urology, 176(1), 217–221. https://doi.org/10.1016/S0022-5347(06)00589-1
  2. Vasan, S. S. (2010, December 1). Synopsis of results from European male ageing study. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3122504
  3. Moon, K. H., Park, S. Y., & Kim, Y. W. (2019). Obesity and Erectile Dysfunction: From Bench to Clinical Implication. The world journal of men's health, 37(2), 138–147. https://doi.org/10.5534/wjmh.180026
  4. Li, H., Xu, W., Wang, T., Wang, S., Liu, J., & Jiang, H. (2022). Effect of weight loss on erectile function in men with overweight or obesity: A meta-analysis of randomised controlled trials. Andrologia, 54(1), e14250. https://doi.org/10.1111/and.14250
  5. Porst, H. (2023). Diagnostik und medikamentöse Therapie der erektilen Dysfunktion. In: Michel, M.S., W. Thüroff, J., Janetschek, G., Wirth, M.P. (eds) Die Urologie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63400-4_153
  6. S3 Leitlinie zur Prävention und Therapie der Adipositas (2024): 
  7. https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001l_S3_Praevention-Therapie-Adipositas_2024-10.pdf