Bodyshaming bei Übergewicht – wie Du Selbstwert und Gesundheit stärkst

Wie Du mit Bodyshaming umgehen und Dein Selbstwertgefühl stärken kannst

Übergewichtige Frau wird mit mehreren nach unten gerichteten Daumen abgewertet, was deutlich Bodyshaming zeigt.

Bodyshaming kann zu psychischen Belastungen und sozialem Rückzug führen. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit Übergewicht, die im Alltag, Beruf und Gesundheitsversorgung diskriminiert oder benachteiligt werden. Dein Körper verdient Respekt – unabhängig vom Gewicht. Denn Körpergewicht hängt von vielen Faktoren ab und ist keine Frage von Willenskraft. Schutz, Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz sind entscheidend, um negative Einflüsse abzuwehren. Gesunde Veränderungen durch achtsame Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls ärztliche Unterstützung fördern Dein Wohlbefinden – ohne Druck oder Schuldgefühle.

Letzte Änderung
05.12.2025
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Was ist Bodyshaming – und warum betrifft es besonders Menschen mit Übergewicht?

Der Begriff Bodyshaming setzt sich aus den englischen Wörtern body (Körper) und shame (Scham) zusammen. Er beschreibt das Verhalten, Menschen wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes zu kritisieren, zu beleidigen oder herabzuwürdigen.

Besonders häufig betroffen sind Menschen mit starkem Übergewicht – nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch aufgrund tief verankerter gesellschaftlicher Vorurteile. Noch immer wird Körpergewicht fälschlicherweise mit Eigenschaften wie Willensschwäche, Faulheit oder mangelnder Disziplin verknüpft. Diese Zuschreibungen sind nicht nur verletzend, sondern medizinisch falsch.

Denn: Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Genetik, Stoffwechsel, Umweltfaktoren und psychosozialen Einflüssen entsteht. Sie lässt sich nicht allein durch „mehr Disziplin“ lösen – und verdient eine respektvolle, medizinisch fundierte Betrachtung.

Bodyshaming – ungleiche Behandlung in Alltag, Beruf und Medizin

Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Übergewicht in vielen Lebensbereichen Diskriminierung erleben – oft subtil, aber mit spürbaren Folgen:2 

Arbeitsmarkt: Trotz gleicher Qualifikation werden übergewichtige Bewerber:innen seltener eingeladen oder befördert. Am Arbeitsplatz gelten sie häufig als weniger belastbar oder diszipliniert – ein Vorurteil, das wissenschaftlich nicht haltbar ist.

Gesundheitswesen: Ärztinnen und Ärzte neigen dazu, Beschwerden vorschnell dem Gewicht zuzuschreiben. Das kann zu Fehldiagnosen führen – viele Betroffene meiden Vorsorgeuntersuchungen aus Scham oder wegen negativer Erfahrungen.

Öffentliche Räume: Enge Sitzplätze, schmale Drehkreuze oder ungeeignete Möbel können Ausschluss und Demütigung erzeugen – ein oft übersehener Aspekt von strukturellem Bodyshaming.

Die Folgen von Bodyshaming – was es mit Körper und Psyche macht

Bodyshaming ist kein oberflächliches Ärgernis, sondern kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben – psychisch wie körperlich:

  • Psyche: Gewichtsstigmatisierung steht in engem Zusammenhang mit Depressionen, Angststörungen und niedrigem Selbstwertgefühl.4 
  • Essverhalten: Bodyshaming kann zu emotionalem Essen, restriktiven Diäten oder verstecktem Essverhalten führen – Risikofaktoren für Essstörungen.5 
  • Soziale Isolation: Viele Betroffene ziehen sich zurück, um sich vor abwertenden Kommentaren zu schützen – das kann psychische Belastungen verstärken.6 
  • Chronischer Stress: Eine dauerhafte seelische Belastung kann den Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Die Folgen:7
    • Erhöhter Blutdruck und Herzfrequenz 
    • Geschwächtes Immunsystem 
    • Reizungen im Magen-Darm-Trakt 
    • Schlafstörungen
Unterstützung bei starken psychischen Belastungen

Wenn Dich Deine Gedanken und Gefühle überfordern, ist es wichtig, Hilfe zu holen – Du musst da nicht allein durch. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut, über diese Gefühle zu sprechen.

Solltest Du Suizidgedanken haben oder das Gefühl, Dir selbst etwas antun zu wollen, wähle sofort 112 oder gehe in die nächste Notaufnahme.

In akuten Krisen kannst Du Dich rund um die Uhr an professionelle Hilfsstellen wenden – zum Beispiel an die Telefonseelsorge, die kostenlos und anonym erreichbar ist: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222.

Nachdenkliche übergewichtige Frau lehnt traurig an einer Wand, was die emotionalen Folgen von Bodyshaming zeigt.

Adipositas verstehen: Warum Körpergewicht kein Grund für Scham ist

Adipositas ist keine Frage von Willenskraft oder falscher Lebensführung – sondern eine chronische Erkrankung, die durch viele Faktoren beeinflusst wird und oft schwer steuerbar ist. Sie kann mit ernsthaften Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen.

Jeder Körper ist individuell – und auch die Gewichtsentwicklung entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel:

  • Genetik: Manche Menschen bauen leichter Fettgewebe auf oder können es schwerer abbauen.
  • Hormone & Medikamente: Schilddrüsenerkrankungen, Hormonstörungen oder Medikamente können das Gewicht verändern.
  • Lebensumstände: Stress, Schlaf, Bewegung, Ernährung – nicht alles ist frei wählbar. 
  • Ökonomische Faktoren: Zeit, Geld, Wohnsituation – gesunde Ernährung und Bewegung sind nicht für alle gleich zugänglich.

Dein Gewicht sagt nichts über Deinen Charakter, Deine Disziplin oder Deine Werte aus. Es ist keine Schuldfrage – sondern Ausdruck biologischer, sozialer und gesundheitlicher Einflüsse.

Wie Du mit Bodyshaming und Selbstzweifeln umgehen kannst

Bodyshaming verletzt – aber Du kannst lernen, Dich zu schützen. Das beginnt mit klaren Grenzen: gegenüber anderen und gegenüber Dir selbst. Wenn Dich jemand wegen Deines Körpers beleidigt, darfst Du ruhig und bestimmt sagen: „Ich möchte nicht über meinen Körper sprechen.“ oder „Ich fühle mich durch diesen Kommentar verletzt.“ Du musst Dich für nichts rechtfertigen.

Auch Deine Gedanken kannst Du hinterfragen. Wenn Sätze auftauchen wie „Ich bin nicht gut genug“, erinnere Dich: Das ist nur ein Gedanke – kein Fakt.

Wenn Du Dich für eine Gewichtsreduktion entscheidest, darfst Du das tun – aus Selbstfürsorge, nicht aus Selbsthass. Gesunde Veränderungen beginnen dort, wo Selbstrespekt und Achtsamkeit im Vordergrund stehen. Denk daran: Du sorgst für Deinen Körper, weil er es verdient – nicht, weil er erst dann wertvoll ist.

Nachhaltig abnehmen – ohne Druck, Diätstress oder Selbstvorwürfe

Radikale Diäten sind selten erfolgreich und können Körper und Psyche belasten. Zu viel Verzicht führt oft zu Frust, Schuldgefühlen und dem Gefühl, versagt zu haben. Nachhaltige Veränderung braucht Geduld, Selbstachtung und kleine, alltagstaugliche Schritte.

Wenn Du täglich etwa 300 bis 500 kcal weniger aufnimmst, als Du verbrauchst, kannst Du langfristig Gewicht verlieren – gesund und stressfrei. Dabei helfen:

  • Sättigende Lebensmittel: Ballaststoffe (z. B. Vollkorn, Hülsenfrüchte) und magere Eiweißquellen (z. B. Fisch, Eier, Linsen) halten lange satt.
  • Bessere Snackwahl: Greife zu Gemüse und Obst statt zu energiedichten Snacks.
  • Ausreichend trinken: 1,5–2 Liter täglich, idealerweise ungesüßt. Light-Getränke können beim Umstieg helfen.
  • Achtsam essen: Spüre Dein Sättigungsgefühl und gönn Dir bewusst etwas – entscheidend ist die Gesamtkalorienbilanz.
  • Mehr Bewegung im Alltag: Treppen statt Aufzug, kurze Wege zu Fuß, lange Sitzphasen vermeiden.
  • Gezieltes Training: 150–300 Minuten Ausdauer pro Woche plus 2 Krafttrainingseinheiten helfen, Muskulatur zu erhalten und den Energieverbrauch zu steigern.

Wichtig ist: Dein Weg muss zu Deinem Leben passen. Ohne Stress, ohne Überforderung – dafür mit Selbstfürsorge und realistischen Zielen.

Medizinische Begleitung bei starkem Übergewicht

Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Sprich mit Deiner Hausärztin oder Deinem Hausarzt über passende Unterstützungsangebote. Empfehlenswert ist eine ganzheitliche Behandlung, die individuell kombinierbare Bausteine umfasst – etwa Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie.

Ein möglicher Therapiebaustein sind Inkretin-basierte Wirkstoffe (umgangssprachlich „Abnehmspritzen“) wie Semaglutid oder Tirzepatid. Sie beeinflussen das Hunger- und Sättigungszentrum, wodurch die Nahrungsaufnahme reduziert wird. Eine ärztliche Verordnung ist möglich:

  • Ab einem BMI von 30
  • Ab einem BMI von 27, wenn gewichtsbedingte Begleiterkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vorliegen

Aktuelle Studien zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit diesen Wirkstoffen – in Kombination mit Ernährungsumstellung und Bewegung – deutliche und nachhaltige Gewichtsverluste erzielen konnten.12-14

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Bodyshaming kann die psychische Gesundheit belasten – vor allem, wenn es wiederholt oder über längere Zeit erlebt wird. Es verletzt das Selbstwertgefühl und kann zu Stress, Schamgefühlen und sozialem Rückzug führen. In Kombination mit anderen Faktoren kann das Risiko für Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen steigen. Psychische Erkrankungen sind jedoch multifaktoriell bedingt – also nie allein durch Bodyshaming verursacht. Genetische Veranlagung, Lebensumstände, frühere Erfahrungen und individuelle Bewältigungsstrategien spielen ebenfalls eine Rolle.

Übergewicht wird häufig mit negativen Eigenschaften wie Faulheit, Willensschwäche oder mangelnder Disziplin verknüpft – obwohl diese Vorurteile medizinisch unbegründet sind. Dahinter stehen tief verwurzelte gesellschaftliche Stereotype, die Menschen mit Übergewicht besonders häufig zu Zielscheiben von Diskriminierung und Beschämung machen. Dabei wird oft übersehen: Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch komplexe biologische, psychologische und soziale Faktoren entsteht. Körpergewicht ist kein Maß für Charakter oder Leistungsfähigkeit – und sollte niemals als Grundlage für Bewertung oder Ausgrenzung dienen.

Im Gesundheitswesen werden Beschwerden von übergewichtigen Menschen oft vorschnell dem Gewicht zugeschrieben. Dadurch können andere Ursachen übersehen werden. Viele Betroffene meiden Arztbesuche aus Angst vor abwertenden Kommentaren – mit Folgen für die medizinische Versorgung.

Bodyshaming bedeutet, Menschen wegen ihres Aussehens zu kritisieren oder herabzuwürdigen. Bodypositivity steht für Akzeptanz, Selbstliebe und Respekt gegenüber allen Körpern.

Indem ein respektvolles Miteinander gefördert und Diskriminierung klar benannt und unterbunden wird. Wichtig ist ein Umfeld, in dem Vielfalt akzeptiert wird und niemand aufgrund seines Körpers bewertet wird.

Soziale Medien können Bodyshaming-Mechanismen verstärken, weil dort häufig unrealistische Schönheitsideale und bearbeitete Körperbilder sichtbar sind. Das erhöht den Druck zum Vergleich, besonders bei jungen Nutzer:innen.

Nein, Wegovy® kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und kann nur mit einer ärztlichen Verordnung in der Apotheke erworben werden.

Ja, ein Saxenda® Rezept ist erforderlich. Das Medikament darf nur mit ärztlicher Verordnung in Apotheken – online oder vor Ort – abgegeben werden.

  1. Schlüter, C., Kraag, G., & Schmidt, J. (2023). Body Shaming: an Exploratory Study on its Definition and Classification. International Journal of Bullying Prevention, 5(1), 26-37, Download vom 12.10.2025 von https://doi.org/10.1007/s42380-021-00109-3
  2. Puhl RM, Heuer CA. The stigma of obesity: a review and update. Obesity (Silver Spring). 2009 May;17(5):941-64, Download vom 12.10.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19165161/
  3. Davison KK, Schmalz DL, Young LM, Birch LL. Overweight girls who internalize fat stereotypes report low psychosocial well-being. Obesity (Silver Spring). 2008 Nov;16 Suppl 2(Suppl 2):S30-8, Download vom 12.10.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18978761/
  4. Alimoradi Z, Golboni F, Griffiths MD, Broström A, Lin CY, Pakpour AH. Weight-related stigma and psychological distress: A systematic review and meta-analysis. Clin Nutr. 2020 Jul;39(7):2001-2013, Download vom 12.10.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31732288/
  5. Ahorsu DK, Lin CY, Imani V, Griffiths MD, Su JA, Latner JD, Marshall RD, Pakpour AH. A prospective study on the link between weight-related self-stigma and binge eating: Role of food addiction and psychological distress. Int J Eat Disord. 2020 Mar;53(3):442-450, Download vom 12.10.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31905249/
  6. Gu W, Yu X, Tan Y, Yu Z, Zhu J. Association between weight, weight perception, weight teasing and mental health among adolescents. Child Adolesc Psychiatry Ment Health. 2024 Mar 23;18(1):39, Download vom 12.10.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38521915/
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  9. Bundesamt für Justiz, § 185 Strafgesetzbuch (StGB), https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__185.html
  10. Bundesamt für Justiz, § 186 Strafgesetzbuch (StGB), https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__186.html
  11. Bundesamt für Justiz, § 187 Strafgesetzbuch (StGB), https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__187.html
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