Was Body Positivity bedeutet und warum Experten Body Neutrality befürworten
Die Body-Positivity-Bewegung setzt sich gegen unrealistische Schönheitsideale und die Diskriminierung übergewichtiger Menschen ein. Einige Expertinnen und Experten kritisieren jedoch, dass sie den Fokus zu stark auf das äußere Erscheinungsbild legen. Ein neutralerer Ansatz – Body Neutrality – könnte langfristig helfen, ein gesundes Selbstbild zu fördern.
Body Positivity ist eine soziale Bewegung, die sich für die Akzeptanz aller Körperformen unabhängig von Größe, Gewicht, Hautfarbe, Geschlecht oder Behinderung einsetzt. Sie geht auf das „Fat Rights Movement“ der 1960er-Jahre zurück.
Ihr Ziel ist es, gesellschaftliche Schönheitsnormen zu hinterfragen und insbesondere übergewichtigen Menschen zu einem stärkeren Selbstwertgefühl zu verhelfen.
Menschen sollen lernen, ihren Körper zu respektieren, auch wenn dieser nicht dem medialen Idealbild entspricht.
Studien zeigen, dass körperpositive Inhalte auf Social Media das Körperbild verbessern können. Sie erweitern die Vorstellung davon, was als schön gilt, und stärken das Wohlbefinden. In Experimenten zeigte sich:1
In einer weiteren Studie berichteten Frauen von mehr Zufriedenheit mit dem eigenen Körper nach dem Konsum körperneutraler oder körperpositiver Inhalte.2
Body Positivity kann entlastend wirken, steht aber auch in der Kritik. Häufige Argumente:
In einer Stellungnahme warnen die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen vor möglichen Folgen der Body-Positivity-Bewegung. Zwar sei die Bewegung eine verständliche Reaktion auf Stigmatisierung, doch dürften Erkrankungen wie Adipositas oder Essstörungen nicht verharmlost werden.3
Adipositas kann die Lebenserwartung verkürzen und das Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.4,5 Eine medizinische Behandlung ist daher wichtig – unabhängig vom gesellschaftlichen Schönheitsbild.
Aufgrund dieser und anderer Kritikpunkte hat sich in den letzten Jahren das Konzept der Body Neutrality, auch Body Acceptance genannt, etabliert. Body Neutrality stellt das Aussehen nicht in den Mittelpunkt. Stattdessen geht es darum, den Körper anzunehmen, wie er ist – ohne ihn ständig bewerten zu müssen.
Merkmale dieses Ansatzes:
So kannst Du ein gesünderes Körperbild entwickeln:
Kurzfristig: Ja. Schon wenige Minuten mit stark idealisierten Bildern – etwa von Fitness- oder Beauty-Influencer:innen – können die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper mindern, besonders bei jungen Frauen.
Langfristig? Die Datenlage ist deutlich komplexer: Der Effekt auf das Körperbild ist klein bis moderat und hängt stark von individuellen Faktoren ab – etwa Alter, Geschlecht, Selbstwertgefühl, Medienkompetenz und der Art der Nutzung (passiv vs. aktiv, reflektiert vs. unreflektiert).
Wichtig: Du bist dem nicht hilflos ausgeliefert. Wer Medien kritisch nutzt, vielfältige Inhalte konsumiert und sich mit realistischen Körperbildern umgibt, kann den negativen Einfluss deutlich abschwächen.8
Ein negatives Körperbild kann psychisch und physisch belasten, insbesondere bei Jugendlichen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft betont, dass Wertschätzung für den eigenen Körper nicht an äußere Merkmale gebunden sein sollte. Anstatt unrealistischen Schönheitsidealen hinterherzujagen, kann es helfen, sich auf die Fähigkeiten des Körpers zu konzentrieren, wie etwa
Dieser Perspektivwechsel könnte nicht nur das Selbstbild verbessern, sondern auch Therapieprozesse unterstützen.
Wichtige Bausteine für ein gesundes Körperbild, insbesondere bei Kindern und Teenagern, sind außerdem:
Body Positivity ist eine soziale Bewegung, die die Akzeptanz aller Körperformen fördert. Sie zielt darauf ab, das Selbstwertgefühl von Menschen zu stärken, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Der Begriff hat seine Wurzeln in der Fat-Rights-Bewegung der 1960er Jahre in den USA.
Die Kernaussage von Body Positivity ist, dass jeder Körper schön ist. Das Motto von Body Neutrality lautet dagegen: Der Wert eines Menschen hängt nicht vom Aussehen ab. Führende Gesundheitsinstitutionen befürworten Body Neutrality, da dieser Ansatz sich nicht auf Äußerlichkeiten fokussiert.
Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Meinungsbildung junger Menschen, auch in Bezug auf Körperbilder. Durch Fitness-Influencer, Filter und normierte Idealbilder kann schnell ein verzerrtes Selbstbild entstehen. Die Body-Positivity-Bewegung setzt dem bewusst etwas entgegen. Vielfalt zeigen, Selbstakzeptanz fördern und Stigmatisierung abbauen. Doch auch diese Gegenbewegung ist nicht frei von Widersprüchen. Einige Beiträge wirken kommerzialisiert oder schaffen neue Normen und Erwartungen, beispielsweise den Druck, sich stets selbst lieben zu müssen. Wichtig ist deshalb ein bewusster und reflektierter Umgang mit Body Positivity im Netz sowie die Förderung echter Diversität jenseits von Trends und Hashtags.
Gehe respektvoll und wertschätzend mit Deinem Körper um. Vergleiche Dich nicht mit anderen, sondern konzentriere Dich auf Deine Einzigartigkeit und Deine Stärken. Sei Dir bewusst, dass die Art und Weise, wie Du z. B. Social Media Inhalte konsumierst, Dein Selbstwertgefühl und Deine Zufriedenheit mit Deinem Körper beeinträchtigen könnten.
Ein positives Körperbild kann Dein Selbstbewusstsein stärken und Dir helfen, ein gesundes Verhältnis zu Deinem Körper zu entwickeln. Auch eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung können die Einstellung zu Deinem Körper und die mentale Gesundheit verbessern.
Die Body-Positivity-Bewegung setzt ein wichtiges Zeichen gegen Stigmatisierung und unrealistische Schönheitsideale. Doch Body Positivity ist kein Allheilmittel: Einige Botschaften können missverstanden werden, beispielsweise als Verharmlosung von Adipositas oder als neuer Leistungsdruck, sich „selbst lieben zu müssen“. Entscheidend ist daher ein ausgewogenes Verständnis: Selbstakzeptanz, gepaart mit einem realistischen Blick auf Gesundheit und Körperfunktionen, kann Jugendlichen dabei helfen, ein stabiles und gesundes Selbstbild zu entwickeln.