Body Positivity: Ein realistischer Blick auf Körperbild und Gesundheit

Was Body Positivity bedeutet und warum Experten Body Neutrality befürworten

Drei Frauen in neutraler Kleidung und unterschiedlichen Körperformen lachen und umarmen sich als Ausdruck von Body Positivity.

Die Body-Positivity-Bewegung setzt sich gegen unrealistische Schönheitsideale und die Diskriminierung übergewichtiger Menschen ein. Einige Expertinnen und Experten kritisieren jedoch, dass sie den Fokus zu stark auf das äußere Erscheinungsbild legen. Ein neutralerer Ansatz – Body Neutrality – könnte langfristig helfen, ein gesundes Selbstbild zu fördern.

Letzte Änderung
03.07.2025
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Was ist Body Positivity?

Body Positivity ist eine soziale Bewegung, die sich für die Akzeptanz aller Körperformen unabhängig von Größe, Gewicht, Hautfarbe, Geschlecht oder Behinderung einsetzt. Sie geht auf das „Fat Rights Movement“ der 1960er-Jahre zurück.

Ihr Ziel ist es, gesellschaftliche Schönheitsnormen zu hinterfragen und insbesondere übergewichtigen Menschen zu einem stärkeren Selbstwertgefühl zu verhelfen.

Menschen sollen lernen, ihren Körper zu respektieren, auch wenn dieser nicht dem medialen Idealbild entspricht.

Achtung bei Anzeichen eines ungesunden Körperbilds

Auch wenn Selbstakzeptanz wichtig ist, sollte bei starkem Unter- oder Übergewicht eine medizinische Abklärung erfolgen. Laut WHO gelten folgende BMI-Grenzwerte:

  • Bessere Blutzuckerwerte Untergewicht: unter 18,5

  • Normalgewicht: 18,5-24,9

  • Übergewicht: ≥ 25

  • Adipositas: ≥ 30

Eine professionelle Ernährungsberatung kann dabei helfen, gesundheitliche Risiken vorzubeugen. Dabei stehen nicht ästhetische, sondern medizinische Gründe im Vordergrund.

Wie Body Positivity das Selbstbild beeinflusst

Studien zeigen, dass körperpositive Inhalte auf Social Media das Körperbild verbessern können. Sie erweitern die Vorstellung davon, was als schön gilt, und stärken das Wohlbefinden. In Experimenten zeigte sich:1 

  • Wer Posts zum Thema Body Positivity sah, hielt mehr verschiedene Körperformen für ideal.
  • In Umfragen setzten die Probanden das durchschnittliche Idealgewicht höher an.
  • Inhalte aus dem Bereich Body Positivity beeinflussen die Wahrnehmung des Körpergewichts: Teilnehmende schätzten das Körpergewicht anderer Personen tendenziell niedriger ein.

In einer weiteren Studie berichteten Frauen von mehr Zufriedenheit mit dem eigenen Körper nach dem Konsum körperneutraler oder körperpositiver Inhalte.

Kritik an Body Positivity

Body Positivity kann entlastend wirken, steht aber auch in der Kritik. Häufige Argumente:

  • Medizinische Risiken bei Über- und Untergewicht werden teils ausgeblendet.
  • Die Bewegung konzentriert sich stark auf Übergewicht, andere Perspektiven werden wenig berücksichtigt.
  • Der Druck, sich ständig wohlzufühlen, kann selbst belastend sein.
  • Medienpräsente Vertreter:innen entsprechen oft gängigen Schönheitsnormen.
  • Der Fokus liegt auf Äußerlichkeiten – innere Werte bleiben außen vor

Body Positivity ja – aber nicht um jeden Preis

In einer Stellungnahme warnen die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und die Deutsche Gesellschaft für Essstörungen vor möglichen Folgen der Body-Positivity-Bewegung. Zwar sei die Bewegung eine verständliche Reaktion auf Stigmatisierung, doch dürften Erkrankungen wie Adipositas oder Essstörungen nicht verharmlost werden.3

Adipositas kann die Lebenserwartung verkürzen und das Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.4,5 Eine medizinische Behandlung ist daher wichtig – unabhängig vom gesellschaftlichen Schönheitsbild.

Body Neutrality statt Body Positivity

Aufgrund dieser und anderer Kritikpunkte hat sich in den letzten Jahren das Konzept der Body Neutrality, auch Body Acceptance genannt, etabliert. Body Neutrality stellt das Aussehen nicht in den Mittelpunkt. Stattdessen geht es darum, den Körper anzunehmen, wie er ist – ohne ihn ständig bewerten zu müssen.

Merkmale dieses Ansatzes: 

  • Akzeptanz und Respekt gegenüber verschiedenen Körperformen.
  • Selbstwert ist unabhängig vom Aussehen.
  • Der Fokus liegt auf der Funktion des Körpers: Bewegung, Wahrnehmung, Gesundheit.

Tipps, um Deinen Körper zu akzeptieren

So kannst Du ein gesünderes Körperbild entwickeln:

  • Fokussiere Dich auf Deine Fähigkeiten. Dein Wert als Mensch hängt nicht vom Aussehen ab.
  • Bewegung im Alltag kann helfen. Sport stärkt das Körpergefühl und wirkt sich positiv auf die Psyche aus.6
  • Ernähre Dich ausgewogen. Studien zeigen: Eine nährstoffreiche Ernährung steht im Zusammenhang mit höherer Körperzufriedenheit.7

Beeinflusst Social Media das Körperbild?

Kurzfristig: Ja. Schon wenige Minuten mit stark idealisierten Bildern – etwa von Fitness- oder Beauty-Influencer:innen – können die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper mindern, besonders bei jungen Frauen.

Langfristig? Die Datenlage ist deutlich komplexer: Der Effekt auf das Körperbild ist klein bis moderat und hängt stark von individuellen Faktoren ab – etwa Alter, Geschlecht, Selbstwertgefühl, Medienkompetenz und der Art der Nutzung (passiv vs. aktiv, reflektiert vs. unreflektiert).

Wichtig: Du bist dem nicht hilflos ausgeliefert. Wer Medien kritisch nutzt, vielfältige Inhalte konsumiert und sich mit realistischen Körperbildern umgibt, kann den negativen Einfluss deutlich abschwächen.8

So lässt sich das Körperbild positiv beeinflussen

Ein negatives Körperbild kann psychisch und physisch belasten, insbesondere bei Jugendlichen. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft betont, dass Wertschätzung für den eigenen Körper nicht an äußere Merkmale gebunden sein sollte. Anstatt unrealistischen Schönheitsidealen hinterherzujagen, kann es helfen, sich auf die Fähigkeiten des Körpers zu konzentrieren, wie etwa 

  • Bewegung, 
  • Wahrnehmung oder 
  • Regeneration. 

Dieser Perspektivwechsel könnte nicht nur das Selbstbild verbessern, sondern auch Therapieprozesse unterstützen.

Wichtige Bausteine für ein gesundes Körperbild, insbesondere bei Kindern und Teenagern, sind außerdem: 

  • Medienkritik fördern, 
  • offen über körperliche Veränderungen in der Pubertät sprechen und 
  • Sorgen rund um Aussehen und Gewicht ernst nehmen.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Body Positivity ist eine soziale Bewegung, die die Akzeptanz aller Körperformen fördert. Sie zielt darauf ab, das Selbstwertgefühl von Menschen zu stärken, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen. Der Begriff hat seine Wurzeln in der Fat-Rights-Bewegung der 1960er Jahre in den USA.

Die Kernaussage von Body Positivity ist, dass jeder Körper schön ist. Das Motto von Body Neutrality lautet dagegen: Der Wert eines Menschen hängt nicht vom Aussehen ab. Führende Gesundheitsinstitutionen befürworten Body Neutrality, da dieser Ansatz sich nicht auf Äußerlichkeiten fokussiert.

Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Meinungsbildung junger Menschen, auch in Bezug auf Körperbilder. Durch Fitness-Influencer, Filter und normierte Idealbilder kann schnell ein verzerrtes Selbstbild entstehen. Die Body-Positivity-Bewegung setzt dem bewusst etwas entgegen. Vielfalt zeigen, Selbstakzeptanz fördern und Stigmatisierung abbauen. Doch auch diese Gegenbewegung ist nicht frei von Widersprüchen. Einige Beiträge wirken kommerzialisiert oder schaffen neue Normen und Erwartungen, beispielsweise den Druck, sich stets selbst lieben zu müssen. Wichtig ist deshalb ein bewusster und reflektierter Umgang mit Body Positivity im Netz sowie die Förderung echter Diversität jenseits von Trends und Hashtags.

Gehe respektvoll und wertschätzend mit Deinem Körper um. Vergleiche Dich nicht mit anderen, sondern konzentriere Dich auf Deine Einzigartigkeit und Deine Stärken. Sei Dir bewusst, dass die Art und Weise, wie Du z. B. Social Media Inhalte konsumierst, Dein Selbstwertgefühl und Deine Zufriedenheit mit Deinem Körper beeinträchtigen könnten.

Ein positives Körperbild kann Dein Selbstbewusstsein stärken und Dir helfen, ein gesundes Verhältnis zu Deinem Körper zu entwickeln. Auch eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung können die Einstellung zu Deinem Körper und die mentale Gesundheit verbessern.

Die Body-Positivity-Bewegung setzt ein wichtiges Zeichen gegen Stigmatisierung und unrealistische Schönheitsideale. Doch Body Positivity ist kein Allheilmittel: Einige Botschaften können missverstanden werden, beispielsweise als Verharmlosung von Adipositas oder als neuer Leistungsdruck, sich „selbst lieben zu müssen“. Entscheidend ist daher ein ausgewogenes Verständnis: Selbstakzeptanz, gepaart mit einem realistischen Blick auf Gesundheit und Körperfunktionen, kann Jugendlichen dabei helfen, ein stabiles und gesundes Selbstbild zu entwickeln.

  1. 1Stein, J.-P., Scheufen, S., & Appel, M. (2024). Recognizing the beauty in diversity: Exposure to body-positive content on social media broadens women’s concept of ideal body weight. Journal of Experimental Psychology. General, 153(11), 2642–2656. https://doi.org/10.1037/xge0001397
  2. 2Fardouly, J., Slater, A., Parnell, J., & Diedrichs, P. C. (2023). Can following body positive or appearance neutral Facebook pages improve young women’s body image and mood? Testing novel social media micro-interventions. Body Image, 44, 136–147. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2022.12.008
  3. 3Experten plädieren für „Body Neutrality“ statt „Body Positivity“ – Wie Körperbilder Adipositas und Essstörungen beeinflussen. (o. J.). Adipositas-gesellschaft.de. Abgerufen 13. Mai 2025, von https://adipositas-gesellschaft.de/experten-plaedieren-fuer-body-neutrality-statt-body-positivity-wie-koerperbilder-adipositas-und-essstoerungen-beeinflussen-wissenschaftlicher-ko/
  4. 4Pi-Sunyer, X. (2009). The medical risks of obesity. Postgraduate Medicine, 121(6), 21–33. https://doi.org/10.3810/pgm.2009.11.2074
  5. 5Fruh, S. M. (2017). Obesity: Risk factors, complications, and strategies for sustainable long-term weight management. Journal of the American Association of Nurse Practitioners, 29(S1), S3–S14. https://doi.org/10.1002/2327-6924.12510
  6. 6Sharma, A., Madaan, V., & Petty, F. D. (2006). Exercise for mental health. Primary Care Companion to the Journal of Clinical Psychiatry, 8(2), 106. https://doi.org/10.4088/pcc.v08n0208a
  7. 7Hoseini, F. S., Djazayery, A., & Movahedi, A. (2023). The relationship between food cravings and body image with healthy eating index in adolescent girls. Nutrition (Burbank, Los Angeles County, Calif.), 111(112037), 112037. https://doi.org/10.1016/j.nut.2023.112037
  8. 8Ahrens, J., Brennan, F., Eaglesham, S., Buelo, A., Laird, Y., Manner, J., Newman, E., & Sharpe, H. (2022). A longitudinal and comparative content analysis of Instagram fitness posts. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(11), 6845. https://doi.org/10.3390/ijerph19116845
    1. Holland, G., & Tiggemann, M. (2016). A systematic review of the impact of the use of social networking sites on body image and disordered eating outcomes. Body Image, 17, 100–110. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2016.02.008
    2. Mazzeo, S. E., Weinstock, M., Vashro, T. N., Henning, T., & Derrigo, K. (2024). Mitigating harms of social media for adolescent body image and eating disorders: A review. Psychology Research and Behavior Management, 17, 2587–2601. https://doi.org/10.2147/PRBM.S410600
    3. McLean, S. A., Paxton, S. J., & Wertheim, E. H. (2016). The role of media literacy in body dissatisfaction and disordered eating: A systematic review. Body Image, 19, 9–23. https://doi.org/10.1016/j.bodyim.2016.08.002
    4. Tiggemann, M., & Slater, A. (2013). NetGirls: the Internet, Facebook, and body image concern in adolescent girls: The Internet and Body Image Concern. The International Journal of Eating Disorders, 46(6), 630–633. https://doi.org/10.1002/eat.22141
  9. Weinberger, N.-A., Kersting, A., Riedel-Heller, S. G., & Luck-Sikorski, C. (2016). Body dissatisfaction in individuals with obesity compared to normal-weight individuals: A systematic review and meta-analysis. Obesity Facts, 9(6), 424–441. https://doi.org/10.1159/000454837
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  11. Diet, M. C. (2021, November 23). 6 tips to loving your body more. Mayo Clinic Diet. https://diet.mayoclinic.org/us/blog/2021/6-tips-to-loving-your-body-more/
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  13. Clinic, C. (2022, April 22). What’s the difference between body positivity and body neutrality? Cleveland Clinic. https://health.clevelandclinic.org/body-positivity-vs-body-neutrality
  14. Correia, J. C., Ahmad, S. S., Waqas, A., Meraj, H., & Pataky, Z. (2024). Exploring public emotions on obesity during the COVID-19 pandemic using sentiment analysis and topic modeling: Cross-sectional study. Journal of Medical Internet Research, 26(1), e52142. https://doi.org/10.2196/52142
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