Die vegetarische Ernährungspyramide: Struktur, Tipps & Empfehlungen

Wie eine fleischlose Ernährung ausgewogen und vollwertig gelingt.

Verschiedene bunte vegetarische Gerichte wie Bowls, Pizza und Salate, die eine ausgewogene Ernährung nach der Ernährungspyramide vegetarisch veranschaulichen.

Die vegetarische Ernährungspyramide bietet eine leicht verständliche Struktur für alle, die sich fleischlos, gesund und ausgewogen ernähren möchten. Sie berücksichtigt die besonderen Bedürfnisse von Vegetarier:innen und hilft dabei, alle wichtigen Nährstoffe vegetarisch abzudecken – ganz ohne Fleisch.

Letzte Änderung
11.08.2025
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Was ist eine Ernährungspyramide – und worin liegt der Unterschied zur Lebensmittelpyramide?

Die Ernährungspyramide ist ein visuelles Modell für die Zusammensetzung einer ausgewogenen Ernährung. Sie teilt Lebensmittel nach Häufigkeit und Bedeutung in Ebenen ein: Unten stehen Lebensmittel, die täglich gegessen werden sollen, oben solche, die nur selten verzehrt werden sollten.

Oft werden die Begriffe „Ernährungspyramide“ und „Lebensmittelpyramide“ gleichbedeutend verwendet. Streng genommen ist die Lebensmittelpyramide jedoch ein vereinfachtes Modell, das lediglich zeigt, wie oft bestimmte Lebensmittelgruppen konsumiert werden sollten – unabhängig von deren Qualität oder gesundheitlichem Wert.

Die Ernährungspyramide geht weiter: Sie berücksichtigt neben der Verzehrhäufigkeit auch die Nährstoffdichte (z. B. wie viele Vitamine, Mineralstoffe oder Ballaststoffe ein Lebensmittel pro Kalorie liefert), die Portionsgrößen (z. B. Handmaß, Glasmaß) sowie die gesundheitliche Wirkung von Lebensmitteln (z. B. ballaststoffreich vs. stark verarbeitet).

Was ist die vegetarische Ernährungspyramide?

Die vegetarische Ernährungspyramide ist eine speziell angepasste Form der klassischen Ernährungspyramide – entwickelt für Menschen, die auf Fleisch verzichten. Sie orientiert sich an Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)2, des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE)3 und weiterer ernährungswissenschaftlicher Institutionen4.

Je nach Form der vegetarischen Ernährung berücksichtigt sie unterschiedliche Eiweißquellen: von Milchprodukten und Eiern (Lacto- bzw. Ovo-Vegetarismus) bis hin zu rein pflanzlichen Alternativen. Ziel ist es, eine ausgewogene, nährstoffdeckende und gesundheitsfördernde Ernährung auch ohne Fleisch sicherzustellen.

Aufbau der vegetarischen Ernährungspyramide

Die Pyramide besteht aus sechs Ebenen, die nach Wichtigkeit und Verzehrshäufigkeit sortiert sind. Farben helfen bei der Orientierung:

Ebene Lebensmittelgruppe (Farbe) Empfehlung pro Tag Portionsgröße
1 Getränke (grün) 1,5–2 Liter 1 Glas = ca. 250 ml
2 Obst und Gemüse (grün) 5 Portionen 1 Handvoll = ca. 80–100 g
3 Vollkorn und Kartoffeln (grün) 3–5 Portionen ca. 50–60 g ungekocht (z. B. 1 Scheibe Brot, 4 EL Haferflocken oder ½ mittelgroße Kartoffel = ca. 75 g gekocht)
4 Milch, Eier, Hülsenfrüchte (gelb) 2–3 Portionen ca. 150–200 g / 200 ml
5 Pflanzliche Öle, Nüsse und Samen (gelb) 2–3 Portionen 1 EL Öl = ca. 10 ml, 1 Handvoll Nüsse/Samen = 25–30 g
6 Süßes, Snacks und Alkohol (rot) Selten, in kleinen Mengen ca. 20–30 g oder 100 ml

Für wen ist die Ernährungspyramide für Vegetarier:innen geeignet?

Die vegetarische Ernährungspyramide richtet sich in erster Linie an gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, orientiert sich jedoch an allgemeinen ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen, die sich auch auf andere Altersgruppen anpassen lassen. Für Kinder, Jugendliche, Schwangere oder ältere Menschen mit besonderem Nährstoffbedarf sind individuelle Anpassungen sinnvoll – ggf. in Absprache mit Fachpersonal.

Geeignet ist sie für:

  • Menschen, die aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen auf Fleisch verzichten.
  • Familien, die vegetarisch leben und ihre Kinder ausgewogen ernähren möchten (mit altersgerechter Anpassung).
  • Personen mit Fokus auf pflanzenbetonte Ernährung ohne vollständigen Verzicht auf tierische Produkte.
  • Einsteiger:innen, die eine einfache Struktur für den Einstieg in die vegetarische Ernährung suchen.

Kann man mit der vegetarischen Ernährungspyramide abnehmen?

Die vegetarische Ernährungspyramide kann beim Abnehmen unterstützen – insbesondere, wenn man sich pflanzenbasiert und nährstoffreich ernähren möchte. Sie fördert den Konsum von Lebensmitteln mit geringer Energiedichte wie Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Diese sättigen langanhaltend, liefern wichtige Mikronährstoffe und enthalten deutlich weniger Kalorien als stark verarbeitete Produkte.

Wichtig: Die Pyramide ersetzt keinen individuellen Diätplan. Wer nachhaltig Gewicht verlieren will, muss ein Kaloriendefizit einhalten – also dauerhaft weniger Energie zuführen, als verbraucht wird. Eine bloß ausgewogene Lebensmittelauswahl reicht dafür nicht automatisch aus.

Wie Du Deinen Kalorienbedarf bestimmst

Um mit der vegetarischen Ernährung abzunehmen, solltest Du Deinen täglichen Kalorienbedarf kennen. Er setzt sich aus dem Grundumsatz (Energieverbrauch in Ruhe) und dem Leistungsumsatz (abhängig vom Aktivitätsniveau) zusammen.

Grundumsatz berechnen (Mifflin-St Jeor-Formel):

Mit der dieser Formel kannst Du Deinen Grundumsatz (GU) in kcal pro Tag berechnen:

  • Frauen:
    GU = (10 × Gewicht in kg) + (6,25 × Größe in cm) – (5 × Alter in Jahren) – 161
  • Männer:
    GU = (10 × Gewicht in kg) + (6,25 × Größe in cm) – (5 × Alter in Jahren) + 5

PAL-Werte (Physical Activity Level):

Der PAL-Wert spiegelt Dein Aktivitätsniveau wider. Multipliziere Deinen Grundumsatz mit dem passenden PAL-Wert, um den Gesamtenergiebedarf zu berechnen:

Aktivitätsniveau PAL-Wert Beispiel
Sehr wenig aktiv 1,2 Bettlägerig, kaum Bewegung
Wenig aktiv 1,4–1,5 Bürojob, kaum Sport
Mäßig aktiv 1,6–1,7 Schreibtischjob + etwas Bewegung
Aktiv 1,8–1,9 Körperliche Arbeit oder regelmäßiger Sport
Sehr aktiv 2,0–2,4 Leistungssportler:innen, schwer körperlich

Gesamtenergiebedarf berechnen:

Formel:
Gesamtenergiebedarf = Grundumsatz × PAL-Wert

Beispiel:
GU (1.401 kcal) × PAL (1,6) = 2.242 kcal pro Tag

Das ist die Energiemenge, die Du täglich brauchst, um Dein Gewicht zu halten.

Faustregel: Ein tägliches Kaloriendefizit von 300–500 Kalorien kann eine gesunde, kontinuierliche Gewichtsabnahme von ca. 0,5 kg pro Woche unterstützen.

Wichtig ist auch, wie Du abnimmst. Um den Jo-Jo-Effekt zu vermeiden, solltest Du keine einseitige Diät machen, sondern auf eine ausgewogene Ernährung setzen und Deine Essgewohnheiten langfristig umstellen.

Wie deckt man den Nährstoffbedarf vegetarisch?

Eine ausgewogene vegetarische Ernährung erfordert besondere Aufmerksamkeit bei bestimmten Nährstoffen. Dazu zählen:

Nährstoff Gute Quellen
Protein Hülsenfrüchte, Soja, Milchprodukte, Eier, Tofu
Eisen Haferflocken, Amaranth, Quinoa, Nüsse + Vitamin-C-reiche Lebensmittel
Vitamin B12 Milch, Eier oder Nahrungsergänzung
Omega-3 Leinsamen, Walnüsse, Algenöl
Kalzium und Jod Milchprodukte, jodiertes Salz, angereicherte pflanzliche Produkte
Individuelle Beratung kann sinnvoll sein

Auch wenn sich der Nährstoffbedarf mit einer vegetarischen Ernährung grundsätzlich gut decken lässt, können individuelle Unterschiede – z. B. durch Alter, Gesundheitszustand oder Lebensphase – eine gezielte Anpassung erforderlich machen. Eine qualifizierte Ernährungsberatung hilft dabei, mögliche Versorgungslücken frühzeitig zu erkennen und die eigene Ernährung optimal abzustimmen. Bei Unsicherheiten oder bestehenden Erkrankungen ist eine persönliche Beratung besonders empfehlenswert.

Vorteile und Nachteile der vegetarischen Ernährungspyramide

Die vegetarische Ernährungspyramide bietet viele positive Orientierungspunkte – sowohl für die Gesundheit als auch für Umweltbewusstsein und Ethik. Dennoch gibt es auch Herausforderungen, die bei der Umsetzung berücksichtigt werden sollten.

Vorteile Nachteile
Gesundheitsfördernd: Unterstützt Herz-Kreislauf-Gesundheit und Darmfunktion.5 Nährstoffversorgung prüfen: Kritische Nährstoffe wie B12, Eisen, Omega-3 oder Jod müssen bewusst eingeplant werden. Besonders bei Vitamin B12 kann es sein, dass selbst eine ausgewogene vegetarische Ernährung den Bedarf nicht vollständig deckt – eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des B12-Spiegels kann daher sinnvoll sein.
Klar strukturiert: Liefert alltagstaugliche Empfehlungen zu Portionsgrößen und Lebensmittelauswahl. Planungsaufwand: Etwas mehr Wissen und Organisation nötig, besonders bei Mischhaushalten oder außer Haus.
Nachhaltig und ethisch: Eine vegetarische Ernährung kann CO₂-Emissionen reduzieren und Ressourcen schonen.6 Doch die Bilanz hängt stark von Regionalität und Saisonalität ab – importierte oder energieintensiv erzeugte Lebensmittel können die Vorteile mindern. Nicht für alle geeignet: In einigen Lebensphasen (z. B. Schwangerschaft, Leistungssport) kann gezielte Beratung nötig sein.
Abwechslungsreich und genussvoll: Fördert Vielfalt auf dem Teller und regt zu kreativer, pflanzlicher Küche an. Sozial und kulturell herausfordernd: Eingeschränkte Auswahl z. B. bei Familienfeiern, Reisen oder in Kantinen.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Die vegetarische Ernährungspyramide unterscheidet sich vor allem in der vierten und fünften Ebene: Statt Fleisch und Fisch werden pflanzliche Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte, Tofu, Tempeh oder Eier empfohlen. Tierische Produkte werden entweder reduziert oder durch nährstoffreiche Alternativen ersetzt, um eine ausgewogene Nährstoffversorgung sicherzustellen.

Die Basis ist identisch mit der klassischen Pyramide: Wasser und pflanzliche Lebensmittel. Empfohlen werden täglich ca. 1,5–2 Liter Wasser, fünf Portionen Gemüse und Obst sowie etwa vier Portionen Vollkornprodukte oder Kartoffeln – also grüne Lebensmittel, die die Grundlage einer gesunden Ernährung bilden.

Gute Eiweißquellen sind unverarbeitete Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen, Erbsen und Bohnen. Auch gering verarbeitete Sojaprodukte wie Tofu und Tempeh sowie Milchprodukte und Eier liefern hochwertiges Eiweiß. Eine clevere Kombination dieser Lebensmittel sorgt für eine vollwertige Proteinzufuhr.

Milchprodukte und Eier befinden sich in der vierten Ebene (gelbe Stufe) der Pyramide. Täglich sollten etwa drei Portionen Milch, Joghurt oder Käse sowie eine Portion Ei oder eine pflanzliche Eiweißalternative verzehrt werden, um den Bedarf an Kalzium, Protein und Vitamin B12 zu decken.

Empfohlen werden fünf Portionen täglich – davon idealerweise mehr Gemüse als Obst. Diese liefern wertvolle Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe für eine starke Gesundheit.

Gute pflanzliche Eisenquellen sind Leinsamen, Kürbiskerne, Nüsse, Haferflocken sowie Pseudogetreide wie Amaranth, Quinoa und Hirse. In Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln wie Paprika, Brokkoli oder Zitrusfrüchten kann die Eisenaufnahme zusätzlich verbessert werden.

  1. 1Bundeszentrum für Ernährung. (n.d.). Die vegetarische Ernährungspyramide. https://www.bzfe.de/essen-und-gesundheit/ernaehrungspyramide
  2. 2Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). (2020). Position der DGE zur veganen Ernährung. https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/ergaenzung-der-position-zu-veganer-ernaehrung/  
  3. 3Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). (2023). Ernährungspyramide – auch in vegetarischer Variante. https://www.ble.de/DE/Service/Veranstaltung/IGW-2023/BZfE.html  
  4. 4Institut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE). (2023). Gießener vegane Lebensmittelpyramide.https://ifpe-giessen.de/wp-content/uploads/2022/11/Giessener-vegane-Lebensmittelpyramide.pdf
  5. 5Craig, W. J., & Mangels, A. R. (2009). Position of the American Dietetic Association: Vegetarian Diets. Journal of the American Dietetic Association, 109(7), 1266–1282. https://doi.org/10.1016/j.jada.2009.05.027
  6. 6WWF Deutschland. (2021). So schmeckt Zukunft – Infografiken zum Klimafußabdruck. WWF Deutschland. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/So-schmeckt-Zukunft-Infografiken-Klimafussabdruck.pdf
  7. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). (o. D.). Vegetarisch essen und trinken mit der Ernährungspyramide [PDF]. https://hsgms.de/wp-content/uploads/2022/01/Vegetarisch-essentrinken-mit-der-Ernaehrungspyramide-.pdf
  8. Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). (o. D.). Die Ernährungspyramide – Eine für alle. https://www.bzfe.de/ernaehrung/die-ernaehrungspyramide/die-ernaehrungspyramide-eine-fuer-alle/
  9. Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). (o. D.). Ernährungspyramide – Wie groß ist eine Portion? https://www.bzfe.de/essen-und-gesundheit/ernaehrungspyramide/wieviel-esse-ich-wovon
  10. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). (2020). Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zur veganen Ernährung. https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/ergaenzung-der-position-zu-veganer-ernaehrung/
  11. DKV Deutsche Krankenversicherung. (o. D.). Die Ernährungspyramide – Ausgewogenes Essen leicht gemacht. https://www.dkv.com/gesundheit-themenwelt-die-ernaehrungspyramide-ausgewogenes-essen-leicht-gemacht.html
  12. Institut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE). (2023). Gießener vegane Lebensmittelpyramide [PDF]. https://ifpe-giessen.de/wp-content/uploads/2022/11/Giessener-vegane-Lebensmittelpyramide.pdf
  13. Leitzmann, C., & Keller, M. (2013). Vegetarische Ernährung (3. Aufl.). Stuttgart: Ulmer Verlag. https://www.ulmer.de/usd-3868401/vegetarische-ernaehrung-.html
  14. Richter, M., Boeing, H., Grünewald-Funk, D., Heseker, H., Kroke, A., Leschik-Bonnet, E., ... & Watzl, B. (2016). Vegane Ernährung – Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230.pdf
  15. Tuso, P. J., Ismail, M. H., Ha, B. P., & Bartolotto, C. (2013). Nutritional update for physicians: Plant-based diets. The Permanente Journal, 17(2), 61–66. https://doi.org/10.7812/TPP/12-085
  16. Wissenschaftliches Institut der AOK (WidO). (2021). Pflanzenbasierte Ernährung: Nachhaltig gesund essen [WIdOmonitor]. https://www.wido.de/publikationen-produkte/zeitschriften/widomonitor/widomonitor-1-2021/