Appetit? Nein, danke! Wissenswertes zu Appetitzüglern

Wie wirken Appetitzügler und welche helfen wirklich beim Abnehmen?

Ein Behälter mit weißen Kapseln, der deutlich als Appetitzügler gekennzeichnet ist, steht auf einem Tisch und zeigt Nahrungsergänzungsmittel zur Appetitreduzierung.

Appetitzügler können helfen, Gewicht zu reduzieren, indem sie das Hungergefühl verringern und das Sättigungsgefühl verstärken. Dieser Effekt wird je nach Präparat auf unterschiedliche Weise erreicht. Rezeptfreie Appetitzügler nutzen dafür meist lösliche Ballaststoffe, die im Magen stark quellen, während rezeptpflichtige Appetitzügler Botenstoffe im Gehirn ansprechen und die Verdauung beeinflussen. Appetitzügler allein sind jedoch kein geeignetes Mittel, um nachhaltig Gewicht abzubauen. Sie können erhebliche Nebenwirkungen verursachen und nach dem Absetzen zu einem Jo-Jo-Effekt führen. Rezeptpflichtige Appetitzügler sollten nur mit ärztlicher Begleitung angewendet werden.

Letzte Änderung
04.12.2025
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Wichtiger Hinweis zu Ozempic®

Ozempic® ist in Deutschland ausschließlich zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zugelassen. Es darf nur nach ärztlicher Verordnung eingesetzt werden. Die Anwendung von Ozempic® zur Gewichtsreduktion gehört nicht zu den zugelassenen Indikationen. Der folgende Artikel dient der medizinischen Aufklärung. Wende Dich bei Fragen zur Behandlung immer an Deine Ärztin oder Deinen Arzt.

Du bist auf der Suche nach medikamentöser Unterstützung bei der Behandlung von Übergewicht? Hier findest du hilfreiche Informationen zu Wegovy®.

Was sind Appetitzügler?

Appetitzügler sind Präparate, die das Hunger- und Sättigungsgefühl beeinflussen. Sie führen dazu, dass man weniger isst und somit leichter ein Kaloriendefizit erreicht und Gewicht verliert. Appetitzügler sind als rezeptpflichtige Medikamente oder als rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. 

Verschreibungspflichtige, medikamentöse Appetitzügler werden medizinisch auch als Anorektika bezeichnet. Sie nehmen direkten Einfluss auf Botenstoffe und beeinflussen das im Hypothalamus (Teil des Zwischenhirns) gelegene Hunger- bzw. Sättigungszentrum oder verzögern die Magenentleerung, sodass man weniger Hunger hat und sich länger satt fühlt.  

Frei verfügbare (rezeptfreie) Appetitzügler wirken dagegen meist über lösliche Ballaststoffe, die im Magen und Darm stark aufquellen. Dadurch stellt sich ein Sättigungsgefühl ein, auch wenn nur wenig Nahrung zu sich genommen wurde. 

Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen: 

  • Medikamente, die auf die Insulinproduktion und das Sättigungszentrum wirken (GLP-1-Rezeptor-Agonisten): Fördern die Bildung von Insulin, indem sie das Peptid GLP-1 nachahmen und tragen so dazu bei, den Blutzucker stabil zu halten. Gleichzeitig verzögern sie die Magenentleerung, indem sei Neuronen im Hirnstamm beeinflussen, die Signale von den Dehnungsrezeptoren der Magenwand empfangen. 
  • Medikamente, die auf die Fettverdauung wirken: Blockieren im Darm Enzyme, die für die Fettverdauung nötig sind. Von dem mit der Nahrung aufgenommenen Fett kann der Körper dadurch nur einen kleinen Teil verwerten. Dazu gehört z. B. Orlistat.
  • Ballaststoffe, die rein mechanisch wirken: Quellen im Magen auf und vermitteln ein Völlegefühl. Dazu gehören z. B. Glucomannan, Pektin oder Zellulose.
Kategorie Wirkmechanismus Beispiele
GLP-1-Rezeptor-Agonisten Ahmen das Darmhormon GLP-1 nach. Wirken sowohl zentral (steigern Sättigung im Gehirn) als auch peripher (verlangsamen Magenentleerung). Liraglutid, Semaglutid
Fettresorptionshemmer (Lipasehemmer) Blockieren im Darm Enzyme, die für die Fettverdauung nötig sind. Ein Teil des Nahrungsfettes wird unverdaut ausgeschieden. Orlistat
Ballaststoffbasierte Präparate Rein mechanische Wirkung: Quellen im Magen mit Flüssigkeit auf und erzeugen so ein physikalisches Völlegefühl. Glucomannan, Flohsamenschalen, Pektin, Zellulose

Rezeptpflichtige Appetitzügler: Nur mit ärztlicher Begleitung

Rezeptpflichtige Appetitzügler wie Orlistat (120 mg) oder Medikamente mit den Wirkstoffen Liraglutid oder Semaglutid sollten nur unter ärztlicher Begleitung angewendet werden. Die Mittel können starke und unangenehme Nebenwirkungen haben, insbesondere bei falscher Anwendung. Einige der rezeptpflichtigen Appetitzügler wie Amfepramon oder Phentermin sind wegen gefährlicher Nebenwirkungen (u. a. Bluthochdruck, Herzklappenschäden oder Lungenfibrose) in der EU nicht mehr zugelassen

Bei starkem Übergewicht und Adipositas können vor allem die neueren sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten wie Semaglutid (Wegovy®) oder Liraglutid (Saxenda®) eine sinnvolle Ergänzung in einer multimodalen Therapie aus Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltensänderung sein. GLP-1 steht für Glucagon-like Peptide-1, ein Peptidhormon, das im Darm produziert wird und eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosestoffwechsels spielt. GLP-1-Rezeptor-Agonisten können somit den Blutzuckerspiegel beeinflussen und die Magenentleerung verlangsamen. Während die meisten GLP-1-Rezeptor-Agonisten als Spritze verfügbar sind, gibt es Semaglutid in zwei Darreichungsformen: langwirksam als Spritze und kurzwirksam als Tablette.

In Studien wurde die Wirksamkeit von GLP-1-Agonisten inzwischen mehrfach bestätigt. Eine Studie dänischer Wissenschaftler:innen untersuchte die Wirkung von Semaglutid-Tabletten. Nach 20 Wochen hatten die Teilnehmer:innen, die Semaglutid einnahmen, im Schnitt 9,8 Prozent Gewicht verloren, während die Gruppe, die ein Scheinmedikament (Placebo) einnahm, nur 1,5 Prozent abnahm. Da die Teilnehmer:innen der Semaglutid-Gruppe weniger Hunger und ein stärkeres Sättigungsgefühl verspürten, aßen sie deutlich weniger (39 Prozent weniger Energieaufnahme als die Placebo-Gruppe).

Rezeptpflichtige Appetitzügler für Menschen mit BMI 30+

Rezeptpflichtige Appetitzügler sind gezielt als zusätzliche Maßnahme für Menschen mit starkem Übergewicht und Adipositas entwickelt. Das heißt für Menschen mit einem BMI über 30 bzw. einem BMI über 27 mit Vorerkrankungen, diebisher auf anderem Wege nicht abnehmen konnten. Sie sind kein Schlankheitsserum für leicht übergewichtige Menschen. Sie sollten nur eingenommen werden, wenn sie ausdrücklich verschrieben wurden und die Einnahme unter ärztlicher Begleitung stattfindet, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Rezeptfreie Präparate: Natürliche Mittel aus der Apotheke oder Drogerie

Bei rezeptfrei erhältlichen Appetitzüglern kann man unterscheiden zwischen apothekenpflichtigen Präparaten und frei verfügbaren Produkten. Apothekenpflichtig, d. h. ohne Rezept, aber nur in Apotheken erhältlich, sind Präparate wie z. B. Orlistat in einer geringeren Dosierung (60 mg). Das Medikament wirkt vor allem auf die Fettverdauung und bewirkt, dass ein Großteil des Fettes, das mit der Nahrung aufgenommen wird, wieder ausgeschieden wird. Entsprechend kann es unangenehme Nebenwirkungen wie Fettstühle oder Magen-Darm-Probleme verursachen. Auch wirken Mittel, die die Fettverdauung beeinflussen, nur bei fetthaltiger Nahrung und nicht etwa bei einer sehr kohlenhydratreichen Ernährung. 

Frei verfügbare Appetitzügler, die man in Drogerien oder im Online-Handel kaufen kann, enthalten meist lösliche Ballaststoffe, die das Volumen im Magen erhöhen und so das Sättigungsgefühl fördern. Dazu gehören:

  • Glucomannan: Ein wasserlöslicher Ballaststoff aus der Konjakwurzel, der im Magen stark aufquillt und dadurch ein langanhaltendes Sättigungsgefühl erzeugt. 
  • Apfelpektin: Ein löslicher Ballaststoff, der vor allem aus den Zellwänden von Äpfeln gewonnen wird. 
  • Alginat: Ein löslicher Ballaststoff, der hauptsächlich aus den Zellwänden von Braunalgen (Phaeophyceae) gewonnen wird.
  • Zellulose: Der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände und für den Menschen unverdaulich.

Manche enthalten zusätzlich

  • Grüntee-Extrakt oder Koffein, die den Stoffwechsel anregen und den Appetit dämpfen sollen.

In einem medizinischen Fachartikel von 20222 kommt der Autor nach Sichtung verschiedener Studien zum Schluss, dass Ballaststoffe zur Gewichtsabnahme beitragen können, indem sie den Hunger reduzieren und die Sättigung erhöhen. Allerdings war der Gewichtsverlust meist nur gering. Die Ergebnisse unterstreichen damit auch: Zentraler Erfolgsfaktor für eine Gewichtsabnahme ist ein Kaloriendefizit. Weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als man verbraucht, ist jedoch nicht immer einfach.

Vor- und Nachteile von Appetitzüglern

Eine nachhaltige Gewichtsabnahme erfordert eine langfristige Umstellung des Lebensstils. Frei verfügbare Präparate mit löslichen Ballaststoffen sind für dieses Ziel allein nicht geeignet. Denn zum einen ist ihre Wirkung begrenzt und zum anderen haben sie einen gravierenden Nachteil: Der Magen kann sich an das stärkere Völlegefühl gewöhnen. Setzt man das Präparat dann wieder ab, kann dies dazu führen, dass man wieder mehr isst und damit den gefürchteten Jo-Jo-Effekt begünstigt. Sie können aber in der Anfangsphase eine Ernährungsumstellung unterstützen, indem sie das Sättigungsgefühl fördern.

Rezeptpflichtige Appetitzügler sind meist gut wirksam und als Teil einer multimodalen Therapie bei Übergewicht und Adipositas geeignet. Sie können aber auch teils unangenehme Nebenwirkungen haben. 

Mögliche Nebenwirkungen von Appetitzüglern 

Sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Appetitzügler können Neben- und Wechselwirkungen verursachen:

  • Häufige Nebenwirkungen umfassen 
    • Verdauungsprobleme (Bauchschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall)
    • Erhöhter Blutdruck 
    • Herzrasen
  • Seltene Nebenwirkungen, vor allem bei GLP-1-Rezeptor-Agonisten, sind
    • Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
    • Verschlechterung diabetischer Augenerkrankungen (diabetische Retinopathie)

Außerdem können vor allem frei verfügbare Appetitzügler, die ohne ärztliche Begleitung und ohne begleitende Lebensstiländerungen eingenommen werden, negative Effekte verursachen, wie:

  • Abhängigkeit: Appetitzügler können bei manchen Menschen einen Suchtfaktor entwickeln.
  • Jo-Jo-Effekt: Nach Absetzen kommt es oft zu einer schnellen Gewichtszunahme.

Appetitzügler einnehmen: Was muss ich beachten?

Bei verschreibungspflichtigen Appetitzüglern ist wichtig:

  • Medikamente nur gemäß der Packungsbeilage anwenden. 
  • Regelmäßige Rücksprache mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin halten.

Bei frei verfügbaren, ballaststoffbasierten Appetitzüglern solltest Du beachten:

  • Viel Wasser trinken, um Verstopfung zu vermeiden.
  • Nicht über einen zu langen Zeitraum einnehmen, um zu vermeiden, dass sich der Körper an das Sättigungsgefühl gewöhnt. 
Nachhaltig abnehmen: Wie geht das?

Eine nachhaltige Gewichtsabnahme gelingt nicht mit einem Mittel allein, z. B. nur mit Appetitzüglern. Um auf gesunde Weise abzunehmen, sind Veränderungen in drei Kernbereichen erforderlich: Ernährung, Bewegung und Verhalten. Appetitzügler können als hilfreiche Ergänzung im Bereich Ernährung genutzt werden. Es sollte dabei aber die individuelle Situation berücksichtigt werden.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Für eine kurzfristige, leichte Gewichtsabnahme können ballaststoffbasierte Appetitzügler aus der Drogerie hilfreich sein. Sie können ein langanhaltendes Sättigungsgefühl fördern und so dazu beitragen, ein Kaloriendefizit leichter zu erreichen. Aber mit Appetitzüglern allein kann man nicht nachhaltig abnehmen. Bei starkem Übergewicht können medikamentöse Appetitzügler ein Bestandteil einer ganzheitlichen Therapie aus Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltensänderung sein. Medikamentöse Appetitzügler dürfen nur auf Rezept und mit ärztlicher Begleitung angewendet werden.

Wie Medikamente, können auch pflanzliche, ballaststoffbasierte Appetitzügler aus der Drogerie Nebenwirkungen haben. Da sie sich im Magen und Darm stark aufquellen, können sie vor allem Magen-Darm-Beschwerden, aber auch allgemeine Symptome wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit verursachen. Ob und welche Nebenwirkungen auftreten, ist immer auch von individuellen Faktoren abhängig.

In der Apotheke erhältst Du Appetitzügler, die die Fettverdauung beeinflussen (z. B. Orlistat 60 mg). In der Drogerie erhältliche Appetitzügler basieren in der Regel auf Ballaststoffen, die im Magen aufquellen.

Wie alle Medikamente und Arzneimittel können auch Appetitzügler bei falscher Anwendung schädlich sein. Frei verfügbare Appetitzügler können Nebenwirkungen und teilweise Abhängigkeit verursachen, vor allem wenn sie über einen zu langen Zeitraum eingenommen werden. Verschreibungspflichtige Appetitzügler können erhebliche Nebenwirkungen haben und dürfen daher nur mit ärztlicher Begleitung genommen werden.

Rezeptfreie Appetitzügler basieren meist auf löslichen Ballaststoffen, die rein mechanisch wirken. Sie quellen im Magen auf und vermitteln so ein Sättigungsgefühl. Verschreibungspflichtige Arzneimittel beeinflussen über Botenstoffe und Rezeptoren im Gehirn und im Darm den Blutzucker und das Sättigungsgefühl.

Nein, Wegovy® kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und kann nur mit einer ärztlichen Verordnung in der Apotheke erworben werden.

Ja, Du kannst Saxenda® online bestellen, sofern Dir ein gültiges Rezept vorliegt. Der Versand erfolgt über anerkannte Online-Apotheken direkt zu Dir nach Hause.

  1. Gabe, M. B. N., Breitschaft, A., Knop, F. K., Hansen, M. R., Kirkeby, K., Rathor, N., & Adrian, C. L. (2024). Effect of oral semaglutide on energy intake, appetite, control of eating and gastric emptying in adults living with obesity: A randomized controlled trial. Diabetes Obesity and Metabolism, 26(10), 4480–4489. https://doi.org/10.1111/dom.15802
  2.  Akhlaghi, M. (2022). The role of dietary fibers in regulating appetite, an overview of mechanisms and weight consequences. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 64(10), 3139–3150. https://doi.org/10.1080/10408398.2022.2130160
  3. Appetithemmer für ein Abnehmen ohne Hunger | Verbraucherzentrale.de. (n.d.). Verbraucherzentrale.de. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/appetithemmer-fuer-ein-abnehmen-ohne-hunger-13403