Schlauchmagen-Operation bei starkem Übergewicht

Ablauf, Vorteile, Risiken und Voraussetzungen der Sleeve-Gastrektomie

Medizinische Illustration eines verkleinerten Magens nach einer Schlauchmagen Operation, die zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird.

Eine Schlauchmagen-Operation (medizinisch: Sleeve-Gastrektomie) kann für stark übergewichtige Menschen eine Maßnahme sein, um dauerhaft Gewicht zu verlieren. Sie ist jedoch keine einfache Lösung, sondern ein bedeutender Eingriff – mit klaren Voraussetzungen, Chancen, Risiken und der Notwendigkeit tiefgreifender Lebensstilveränderungen. Wenn Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltenstherapie nicht ausreichen, kann als letzte Option ein chirurgischer Eingriff zur Adipositasbehandlung infrage kommen. Solche Eingriffe werden als bariatrische Chirurgie bezeichnet – Operationen, die speziell zur Gewichtsreduktion bei Adipositas entwickelt wurden. Die Schlauchmagen-Operation ist eines der am häufigsten eingesetzten Verfahren in diesem Bereich.

Letzte Änderung
04.09.2025
Lesezeit
5
Minuten
Wichtiger Hinweis zu Ozempic®

Ozempic® ist in Deutschland ausschließlich zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zugelassen. Es darf nur nach ärztlicher Verordnung eingesetzt werden. Die Anwendung von Ozempic® zur Gewichtsreduktion gehört nicht zu den zugelassenen Indikationen. Der folgende Artikel dient der medizinischen Aufklärung. Wende Dich bei Fragen zur Behandlung immer an Deine Ärztin oder Deinen Arzt.

Du bist auf der Suche nach medikamentöser Unterstützung bei der Behandlung von Übergewicht? Hier findest du hilfreiche Informationen zu Wegovy®.

Was sind bariatrische Operationen?

Bariatrische Operationen sind chirurgische Eingriffe zur Behandlung von Adipositas. Die Schlauchmagen-OP ist eine häufig angewendete Form der Magenverkleinerung bei Adipositas und zielt – wie andere Verfahren auch – darauf ab, das Körpergewicht langfristig zu senken und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck zu verbessern.

Schlauchmagen-OP – Ablauf, Wirkung und für wen sie geeignet ist

Die Schlauchmagen-Operation ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Adipositas-OP. Sie gilt als besonders effektiv, da sie sowohl das Magenvolumen als auch das Hungerempfinden reduziert – ohne die Verdauung maßgeblich zu verändern.

So funktioniert die Schlauchmagen-Operation

Bei der Operation werden rund 75–80 % des Magens dauerhaft entfernt. Übrig bleibt ein schmaler, schlauchförmiger Restmagen, der nur noch kleine Mengen Nahrung aufnehmen kann. Das führt zu einem rasch einsetzenden Sättigungsgefühl.

Zudem wird der Teil entfernt, in dem das Hormon Ghrelin gebildet wird – verantwortlich für das Hungergefühl. In der Folge sinkt der Appetit deutlich.

Warum regelmäßiges Essen auch nach der OP wichtig bleibt

Trotz weniger körperlichem Hunger bleibt das Essverhalten komplex. Viele Menschen essen weiterhin aus Gewohnheit oder emotionalen Gründen. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig nährstoffreiche, kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Eine Ernährungsberatung hilft dabei, Mangelerscheinungen zu vermeiden und gesunde Routinen aufzubauen.

Wer kommt für eine Schlauchmagen-OP infrage?

Ob eine Schlauchmagen-Operation infrage kommt, hängt vom Body-Mass-Index (BMI) und dem Gesundheitszustand ab. Laut der S3-Leitlinie1 „Chirurgie der Adipositas“ wird die OP empfohlen bei:

  • BMI ≥ 40 kg/m² ohne Begleiterkrankungen

  • BMI ≥ 35 kg/m², wenn Erkrankungen vorliegen, z. B.:

    • Typ-2-Diabetes
    • Schlafapnoe
    • Bluthochdruck
    • Asthma
    • Gelenkbeschwerden

Zusätzlich müssen 

  • mindestens 6 Monate konservative Therapie (Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie) ohne ausreichenden Erfolg durchgeführt worden sein.
  • eine interdisziplinäre Indikationsstellung (inkl. psychosomatischer und ernährungsmedizinischer Einschätzung) erfolgt sein.
  • die Eignung zur lebenslangen Nachsorge festgestellt worden sein.1 

Nicht empfohlen ist die Schlauchmagen-OP bei bestehender Refluxerkrankung (Sodbrennen), da sich diese durch die veränderte Magenform verschlimmern kann. In solchen Fällen ist häufig ein Magenbypass die bessere Alternative.

Schlauchmagen-OP: Der Ablauf im Detail

Die Schlauchmagen-Operation verläuft in mehreren Schritten – von der sorgfältigen Vorbereitung über den eigentlichen Eingriff bis hin zur Nachsorge im Krankenhaus. 

Vorbereitung auf die Schlauchmagen-Operation

Vor dem Eingriff erfolgen umfassende Voruntersuchungen

  • Magenspiegelung 
  • Ultraschall 
  • Blutanalysen 
  • Psychologische und ernährungsmedizinische Abklärung 

Ziel ist es, mögliche Risiken zu minimieren und die OP-Vorbereitung optimal zu gestalten.

So läuft der chirurgische Eingriff ab

Die Operation erfolgt in der Regel minimalinvasiv (laparoskopisch) unter Vollnarkose. Dabei entfernt der Chirurg etwa drei Viertel des Magens und formt aus dem verbleibenden Teil einen schlauchförmigen Kanal. Die Operation dauert in der Regel 60 bis 90 Minuten.

Was während des Klinikaufenthalts wichtig ist

In der Regel bleiben Patientinnen und Patienten 4–6 Tage stationär. Bereits ab dem 1. Tag nach der OP beginnt die stufenweise Flüssigkeitsaufnahme unter ärztlicher Anleitung.

Narbenbildung nach der Schlauchmagen-OP

Da die Schlauchmagen-OP per Schlüssellochtechnik erfolgt, bleiben nur wenige kleine Narben zurück, die meist gut verheilen und unauffällig sind.

Was passiert mit dem entnommenen Magenanteil?

Das entfernte Magengewebe wird im OP fachgerecht entsorgt. Es verbleibt nichts im Körper.

Welche Vorteile eine Schlauchmagen-OP bietet – und wie erfolgreich sie ist

  • Schneller Gewichtsverlust: Im Schnitt verlieren Betroffene nach 6 Monaten rund 50 %2, nach 1 Jahr über 70 % des Übergewichts.3
  • Stabile Langzeitergebnisse: Auch nach 2–3 Jahren bleibt der Gewichtsverlust bestehen.4
  • Verbesserung von Begleiterkrankungen: Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkbeschwerden können sich deutlich bessern oder zurückbilden.
  • Psychische Effekte: mehr Selbstbewusstsein, Beweglichkeit und soziale Teilhabe.

Risiken und mögliche Komplikationen nach der Schlauchmagen-OP

Wie bei jeder Operation bestehen auch bei der Sleeve-Gastrektomie Risiken:

Kurzfristige Risiken:

  • Nachblutungen, Infektionen
  • Leckage (Undichtigkeit) an der Nahtstelle
  • Erbrechen, Übelkeit

Langfristige Risiken:

  • Reflux-Erkrankungen (Sodbrennen durch veränderte Magenform)
  • Nährstoffmangel (z. B. Eisen, Vitamin B12, Kalzium)
  • Gewichtszunahme bei fehlender Verhaltensanpassung

Eine konsequente Nachsorge mit regelmäßigen ärztlichen Kontrollen und Nahrungsergänzung von Vitaminen und Spurenelementen ist erforderlich.

Ernährung und Lebensstil nach der Schlauchmagen-OP

Nach einer Schlauchmagen-Operation verändert sich das Essverhalten grundlegend. Der Magen kann nur noch kleine Mengen Nahrung aufnehmen, das Hungerempfinden ist deutlich reduziert und ein Kaloriendefizit entsteht. Damit der Körper trotzdem mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird, ist eine strukturierte und ausgewogene Ernährung unerlässlich.

Ernährungsphasen nach der Operation

Die Nahrungsaufnahme erfolgt stufenweise in mehreren Phasen – jeweils in enger Absprache mit dem behandelnden Ärzteteam:

  • Flüssigphase (1–2 Wochen): Nur klare Brühen, ungesüßter Tee, eiweißreiche Flüssigkeiten wie Trinkjoghurt oder Proteinshakes.

  • Pürierte Kost (2–4 Wochen): Fein pürierte, ballaststoffarme Lebensmittel wie Kartoffelbrei, püriertes Gemüse oder weiches Rührei.

  • Weiche Kost (bis Woche 6): Weiche, gut kaubare Lebensmittel wie gegarter Fisch, weich gekochtes Gemüse, Haferbrei.

  • Normalkost (ab Woche 6–8): Rückkehr zu ausgewogener Mischkost mit Fokus auf proteinreiche, fettarme und gut verträgliche Lebensmittel.

Die Umstellung erfolgt individuell – abhängig vom Heilungsverlauf, der Verträglichkeit und dem Ernährungszustand. Ziel ist es, den Magen langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen und gleichzeitig Mangelernährung zu vermeiden.

Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit – was jetzt zählt

  • Langsam essen und gründlich kauen – mindestens 20–30 Mal pro Bissen
  • Kleine Portionen (max. 150–200 ml) und regelmäßige Mahlzeiten (5–6 pro Tag)
  • Eiweißreiche Ernährung (z. B. Fisch, mageres Fleisch, Hülsenfrüchte, Ei, Milchprodukte)
  • Verzicht auf Zucker, fettige Speisen, Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke
  • Keine Flüssigkeit während der Mahlzeit – erst 30 Minuten danach trinken
  • Vitamin- und Mineralstoffsupplemente: Vitamin B12, Vitamin D3, Calcium, Eisen, Folsäure – oft lebenslang notwendig, abhängig vom Blutbild
  • Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Bestandteil des Erfolgs nach der OP. Bereits leichtes Training wie Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren fördert den Fettabbau und unterstützt beim Erhalt der Muskelmasse. Langfristig sollte ein individuell angepasstes Bewegungsprogramm etabliert werden.
  • Psychologische Unterstützung ist hilfreich, um emotionales Essen, Essstörungen oder das veränderte Körperbild zu bewältigen. Viele Kliniken bieten strukturierte Nachsorgeprogramme mit Verhaltenstherapie oder Selbsthilfegruppen an.

Was kostet eine Schlauchmagen-OP – und wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für eine Schlauchmagen-Operation liegen in Deutschland in der Regel zwischen 7.000 und 10.000 Euro – darin enthalten sind Voruntersuchungen, der stationäre Aufenthalt, die Operation selbst sowie die medizinische Nachsorge.

Übernahme durch gesetzliche Krankenkassen (GKV)

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten unter bestimmten Voraussetzungen. Die wichtigsten Kriterien sind:

  • BMI ≥ 40 kg/m² (auch ohne Begleiterkrankung)
  • BMI ≥ 35 kg/m² mit relevanten Begleiterkrankungen (z. B. Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Schlafapnoe)
  • Nachweis, dass mindestens 6 Monate konservative Maßnahmen wie Ernährungstherapie, Bewegung und Verhaltenstherapie erfolglos waren
  • Interdisziplinäre Beurteilung durch ärztliche Fachkräfte, Psychologinnen und Psychologen sowie Ernährungsfachkräfte

Ablauf der Kostenübernahme (GKV):

  1. Ärztliches Gutachten mit OP-Empfehlung
  2. Ergänzung durch psychologisches und ernährungsmedizinisches Gutachten
  3. Einreichung aller Unterlagen bei der Krankenkasse
  4. Prüfung durch den Medizinischen Dienst (MD)
  5. Schriftliche Genehmigung – oder Widerspruch bei Ablehnung

Kostenübernahme durch private Krankenversicherungen (PKV)

Bei privaten Krankenkassen hängt die Kostenübernahme vom jeweiligen Tarif und Vertrag ab. Viele private Versicherer erstatten die OP-Kosten, sofern eine medizinische Indikation vorliegt. Es empfiehlt sich, vorab eine schriftliche Kostenübernahmeerklärung einzuholen. Auch hier sind in der Regel medizinische Gutachten und der Nachweis vorangegangener konservativer Maßnahmen erforderlich.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Viele Betroffene verlieren 50–70 % ihres Übergewichts innerhalb von 12–24 Monaten – je nach Lebensstil und Nachsorge.2,3

Ja, wenn alle medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind und ein formeller Antrag genehmigt wurde.

Ja, wenn regelmäßig zu viel gegessen wird, kann sich der Restmagen mit der Zeit wieder etwas vergrößern – was den Abnehmerfolg beeinträchtigen kann.

Anfangs nur Flüssiges und Püriertes, später eiweißreiche, fettarme und gut kaubare Nahrung in kleinen Mengen.

Neben OP-Risiken wie Blutungen oder Nahtleckagen kann es langfristig zu Reflux oder Mangelerscheinungen kommen.

Nein – im Gegensatz zum Magenband oder Magenbypass ist der Eingriff nicht rückgängig zu machen, da der entfernte Magenanteil nicht wiederhergestellt werden kann.

Nein, Saxenda® kaufen ohne Rezept ist nicht erlaubt. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und darf nur mit einer ärztlichen Verordnung in Apotheken abgegeben werden.

Ja, ein Wegovy® Rezept ist zwingend erforderlich, da das Medikament verschreibungspflichtig ist. Nur mit einer ärztlichen Verordnung darf es in Apotheken abgegeben werden – online oder vor Ort.

  1. 1AWMF online, Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankung, Stand: 2018
  2. 2Helmiö M, Victorzon M, Ovaska J et. al, Comparison of short-term outcome of laparoscopic sleeve gastrectomy and gastric bypass in the treatment of morbid obesity: A prospective randomized controlled multicenter SLEEVEPASS study with 6-month follow-up. Scand J Surg. 2014 Sep;103(3):175-181, Download vom 19.02.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24522349/
  3. 3Peterli R, Borbély Y, Kern et. al, Early results of the Swiss Multicentre Bypass or Sleeve Study (SM-BOSS): a prospective randomized trial comparing laparoscopic sleeve gastrectomy and Roux-en-Y gastric bypass. Ann Surg. 2013 Nov;258(5):690-4; discussion 695, Download vom 19.02.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23989054/
  4. 4Fischer L, Hildebrandt C, Bruckner T et. al, Excessive weight loss after sleeve gastrectomy: a systematic review. Obes Surg. 2012 May;22(5):721-31, Download vom 19.02.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22411568/