Methoden, Vorteile und Risiken einer Low-Carb-Ernährung
Hast Du schon einmal Low Carb ausprobiert? In den sozialen Medien wird diese Ernährungsform seit Jahren als Wunderdiät angepriesen. Und die Chancen stehen gut, dass Du mit Low Carb abnehmen kannst. Doch welche Low-Carb-Diäten gibt es eigentlich und welche Vor- und Nachteile hat die kohlenhydratarme Ernährung? Wir beleuchten die Studienlage und geben praktische Tipps.
„Low Carb“ steht für „low carbohydrates“, also weniger Kohlenhydrate im Vergleich zu einer Durchschnittsernährung. Für eine ausgewogene Ernährung wird empfohlen, zwischen 45 und 65 % des täglichen Kalorienbedarfs durch Kohlenhydrate zu decken.1 Bei einer moderaten Low-Carb-Ernährung sind es 26 bis 44 %.2
Die Idee dahinter ist also: Weniger Zucker und stärkehaltige Lebensmittel (wie Brot, Nudeln oder Reis) sollen dabei helfen, Gewicht zu verlieren, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren oder fitter zu werden. Eine genaue Definition gibt es nicht, weil Low Carb ein Sammelbegriff für diverse Ernährungsformen und Diäten ist – zum Beispiel die Atkins-Diät, die ketogene Ernährung oder die Paleo-Diät.
Wenn Du Low Carb ausprobieren möchtest, steht Dir in jedem Fall eine Umstellung bevor. Wie stark Du auf Müsli, Brot und Co. verzichtest, hängt von Deiner persönlichen Situation, Deinen Vorlieben und Deinen gesundheitlichen Zielen ab.
Zu den bekanntesten Low-Carb-Ernährungsformen gehören:
Lebensmittel wie Brot, Pasta oder Reis enthalten viele sogenannte „schnelle“ Kohlenhydrate. Diese gehen besonders schnell ins Blut und lassen den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen – und ebenso schnell wieder abfallen. Außerdem liefern sie vergleichsweise viele Kalorien auf wenig Volumen – man isst also oft mehr, als man eigentlich braucht. Wer auf solche Kohlenhydratquellen verzichtet, nimmt meist automatisch weniger Energie zu sich. Um trotzdem satt und versorgt zu bleiben, stehen bei einer Low-Carb-Ernährungsweise häufig eiweiß- und fettreiche Lebensmittel im Mittelpunkt.
Typische Bestandteile vieler Low-Carb-Diäten sind:
Wichtig: Ganz ohne Kohlenhydrate kommt kaum eine Ernährung aus. Achte daher bei den Kohlenhydraten, die Du weiterhin isst, auf Qualität. Vollkornprodukte und unverarbeitete Lebensmittel sind die bessere Wahl gegenüber Weißmehl, Zucker oder Fertiggerichten.
Gerade in den sozialen Medien kursieren viele Gerüchte rund um die vermeintlichen Wunderwirkungen der Low-Carb-Ernährung. Immer wieder ist von niedrigeren Entzündungswerten, besserem Schlaf oder gesteigerter Leistungsfähigkeit die Rede. Tatsächlich ist die wissenschaftliche Diskussion rund um Low Carb jedoch kontrovers. Viele der berichteten Effekte lassen sich bisher nicht eindeutig belegen.
Einige Studien deuten aber auf folgende potenzielle Vorteile von Low-Carb-Ernährungsformen hin:
Abseits der Studienlage bringt Low Carb möglicherweise ganz praktische Vorteile mit sich: Wer sich bewusster mit seiner Ernährung beschäftigt, erkennt ungesunde Gewohnheiten oft schneller – etwa das ständige Snacken zwischendurch. Und da viele stark verarbeitete Produkte wie Pommes, Schokoriegel oder Pizza besonders kohlenhydratreich sind, landen sie bei Low Carb automatisch seltener auf dem Teller.
Dass sich Low Carb zum Abnehmen eignet, erscheint auf den ersten Blick logisch. Denn entscheidend für den Abnehmerfolg ist das Kaloriendefizit.⁶ Wird der Anteil an Kohlenhydraten stark reduziert, lässt sich dieses Defizit häufig leichter erreichen.
Zudem verschwinden typische Kalorienbomben wie Softdrinks, Alkohol und Süßigkeiten vom Speiseplan. Gleichzeitig sorgen proteinreiche Lebensmittel – ein zentraler Bestandteil vieler Low-Carb-Diäten – für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl.⁷
Für Menschen mit Übergewicht könnte eine Low-Carb-Diät deshalb ein wirksamer Ansatz sein, ihr Körpergewicht zu reduzieren, wie eine wissenschaftliche Metaanalyse zeigt.⁸ Wichtig für einen langfristigen Erfolg ist jedoch eine dauerhafte Änderung des Essverhaltens und des Lebensstils. Das bedeutet, nicht nur vorübergehend weniger Kohlenhydrate und Kalorien zu essen, sondern gesündere Essgewohnheiten zu entwickeln und regelmäßige Bewegung zu integrieren.
Der Verzicht auf Kohlenhydrate ist nicht der einzige Weg zum Wunschgewicht. Dass Low Carb, entgegen anderslautender Behauptungen, nicht die Abnehmmethode schlechthin ist, zeigt ein umfassender Diätenvergleich:
Forschende der Stellenbosch University in Südafrika analysierten 61 qualitativ hochwertige Studien. Insgesamt flossen Daten von über 6900 übergewichtigen oder adipösen Teilnehmenden in die Auswertung ein.
Das Ergebnis: Low-Carb-Diäten waren beim Gewichtsverlust genauso effektiv wie Ernährungsformen mit einer ausgewogenen Kohlenhydratzufuhr. Auch bei Risikomarkern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ließen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen.⁹
Low Carb ist nicht unumstritten – vor allem wegen möglicher Nebenwirkungen bei sehr strikter Umsetzung. Zu den häufig diskutierten Risiken gehören:
Wie bei anderen Diäten gilt auch bei einer strengen Low-Carb-Diät: Der Jo-Jo-Effekt ist nicht auszuschließen. Nur eine Ernährungsweise, die langfristig zu Dir passt, kann Dir dabei helfen, Dein Wunschgewicht zu erreichen und zu halten.
Du interessierst Dich für Low Carb und fühlst Dich bereit, mit dieser Ernährungsform Gewicht zu verlieren? Damit das gelingt, können Dir die folgenden Tipps helfen:
Low Carb kann beim Abnehmen unterstützen – vor allem, weil durch den Verzicht auf viele kalorienreiche Lebensmittel oft ein Kaloriendefizit entsteht. Auch Effekte auf den Blutzucker oder die Blutfettwerte sind möglich. Doch nicht für jede Person ist diese Ernährungsform geeignet: Strenge Varianten bergen gesundheitliche Risiken und sind langfristig schwer durchzuhalten. Wer sich für Low Carb entscheidet, sollte eine alltagstaugliche Variante wählen, auf Qualität achten und sich bei Unsicherheiten ärztlich beraten lassen.
„Low Carb“ steht für eine Ernährung mit reduziertem Kohlenhydratanteil. Dadurch sollen Blutzuckerschwankungen vermieden und die Fettverbrennung gefördert werden. Je nach Diätform variiert die erlaubte Menge an Kohlenhydraten – von moderat bis sehr streng.
Erlaubt sind vor allem eiweiß- und fettreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Nüsse und pflanzliche Öle. Auch Gemüse spielt eine zentrale Rolle – Obst hingegen nur in Maßen, vor allem bei strengen Varianten. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Brot, Nudeln, Süßigkeiten und Alkohol werden stark reduziert oder gänzlich gemieden.
Ja. Vor allem, weil viele kalorienreiche Lebensmittel wegfallen und die eiweißreiche Ernährung lange sättigt. Studien zeigen jedoch: Auch andere Diätformen sind beim Abnehmen genauso wirksam. Entscheidend ist am Ende das tägliche Kaloriendefizit.
Das hängt von der jeweiligen Diät ab. Bei sehr strikten Varianten sind weniger als 20 g Kohlenhydrate pro Tag erlaubt – moderate Formen lassen bis zu 120 g täglich zu.
Eine kohlenhydratarme Ernährung kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und so Heißhungerattacken vorzubeugen. Auch die Blutfettwerte können sich in bestimmten Fällen verbessern – die Studienlage ist hier jedoch nicht eindeutig.
Ja. Mögliche Risiken reichen von Nährstoffmängeln über verminderte Leistungsfähigkeit bis hin zu einem potenziell erhöhten Sterberisiko (bei Low Carb mit vorwiegend tierischen Produkten). Wer Low Carb längerfristig umsetzen möchte, sollte sich ärztlich beraten lassen.
1. Holesh, J. E., Aslam, S., & Martin, A. (2025). Physiology, carbohydrates. In StatPearls. StatPearls Publishing.
2. Oh, R., Gilani, B., & Uppaluri, K. R. (2025). Low-carbohydrate diet. In StatPearls. StatPearls Publishing.
3. Chawla, S., Tessarolo Silva, F., Amaral Medeiros, S., Mekary, R. A., & Radenkovic, D. (2020). The effect of low-fat and low-carbohydrate diets on weight loss and lipid levels: A systematic review and meta-analysis. Nutrients, 12(12), 3774. https://doi.org/10.3390/nu12123774
4. Chawla, S., Tessarolo Silva, F., Amaral Medeiros, S., Mekary, R. A., & Radenkovic, D. (2020). The effect of low-fat and low-carbohydrate diets on weight loss and lipid levels: A systematic review and meta-analysis. Nutrients, 12(12), 3774. https://doi.org/10.3390/nu12123774
5. Sainsbury, E., Kizirian, N. V., Partridge, S. R., Gill, T., Colagiuri, S., & Gibson, A. A. (2018). Effect of dietary carbohydrate restriction on glycemic control in adults with diabetes: A systematic review and meta-analysis. Diabetes Research and Clinical Practice, 139, 239–252. https://doi.org/10.1016/j.diabres.2018.02.026
6. Strasser, B., Spreitzer, A., & Haber, P. (2007). Fat loss depends on energy deficit only, independently of the method for weight loss. Annals of Nutrition & Metabolism, 51(5), 428–432. https://doi.org/10.1159/000111162
7. Moon, J., & Koh, G. (2020). Clinical evidence and mechanisms of high-protein diet-induced weight loss. Journal of Obesity & Metabolic Syndrome, 29(3), 166–173. https://doi.org/10.7570/jomes20028
8. Pavlidou, E., Papadopoulou, S. K., Fasoulas, A., Mantzorou, M., & Giaginis, C. (2023). Clinical evidence of low-carbohydrate diets against obesity and Diabetes Mellitus. Metabolites, 13(2). https://doi.org/10.3390/metabo13020240
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10. Storz, M. A., & Ronco, A. L. (2022). Nutrient intake in low-carbohydrate diets in comparison to the 2020-2025 Dietary Guidelines for Americans: a cross-sectional study. The British Journal of Nutrition, 1–14. https://doi.org/10.1017/S0007114522001908
11. Cook, C. M., & Haub, M. D. (2007). Low-carbohydrate diets and performance. Current Sports Medicine Reports, 6(4), 225–229. https://doi.org/10.1007/s11932-007-0036-5
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15. Xue, L., Chen, X., Sun, J., Fan, M., Qian, H., Li, Y., & Wang, L. (2024). Maternal dietary carbohydrate and pregnancy outcomes: Quality over quantity. Nutrients, 16(14), 2269. https://doi.org/10.3390/nu16142269