Insulinresistenz – Ursachen und Therapiemöglichkeiten

Welche Risiken eine Insulinresistenz birgt und was Du tun kannst

Arzt misst den Blutzuckerspiegel einer Patientin zur Diagnose und Kontrolle einer möglichen Insulinresistenz.

Diabetes Typ 2 ist eine Erkrankung, die sich in der Regel über Jahre entwickelt. Zu den wichtigsten Vorstadien zählt die Insulinresistenz. Neben genetischer Veranlagung, bestimmten Vorerkrankungen und Medikamenten zählt Übergewicht zu den häufigsten Auslösern. Eine gezielte Lebensstiländerung mit gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung kann jedoch gegensteuern.

Letzte Änderung
11.08.2025
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Was ist eine Insulinresistenz?

Bei einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Die Hauptaufgabe von Insulin besteht darin, Glukose aus dem Blut in die Zellen zu schleusen – etwa in Muskeln oder das Gehirn – wo sie zur Energiegewinnung benötigt wird.

Vereinfacht funktioniert der Regelkreis so: Nach einer Mahlzeit steigt der Blutzuckerspiegel. Als Reaktion wird Insulin ausgeschüttet, wodurch Zellen Glukose aufnehmen und der Blutzucker sinkt.

Bei Insulinresistenz jedoch sprechen die Zellen nur noch abgeschwächt auf Insulin an. Die Bauchspeicheldrüse kompensiert dies, indem sie vermehrt Insulin produziert. Solange diese Mehrproduktion gelingt, bleibt der Blutzuckerspiegel im Normbereich.

Langfristig erhöht sich jedoch das Risiko für Typ-2-Diabetes, das metabolische Syndrom und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Was bewirkt eine Insulinresistenz im Körper?

Aufgrund einer Insulinresistenz kann es zu zahlreichen Veränderungen in Stoffwechselprozessen kommen, etwa:

  • Anreicherung toxischer Stoffwechselprodukte in Muskel- und Leberzellen
  • Verstärkte Entzündungsreaktionen
  • Verminderte Produktion von Adiponektin, einem Hormon, das u. a. das Hungergefühl reguliert1
  • Erhöhte Glukoneogenese (Zuckerneubildung) in der Leber – der Blutzucker steigt zusätzlich

Viele Stoffwechselprozesse, die in Verbindung mit Insulin stehen, beeinflussen sich gegenseitig. Daher sind die Folgen einer Insulinresistenz sehr komplex. 

Meist keine Symptome

Leichte Formen der Insulinresistenz bleiben oft unbemerkt, da die Zellen zwar vermindert, aber weiterhin auf Insulin reagieren. Frühe Warnzeichen sind selten eindeutig und treten meist erst im späteren Verlauf auf.

Mögliche Anzeichen einer Insulinresistenz sind:

  • Erschöpfung und Müdigkeit nach zucker- oder kohlenhydratreichen Mahlzeiten

  • Erhöhter Nüchternblutzucker

  • Viszerale Adipositas (vermehrte Fettansammlung im Bauchraum)

  • Dunkle Hautverfärbungen (Acanthosis nigricans), oft in Achselhöhlen oder am Nacken; auch Hautanhängsel möglich

  • Selten: Frühzeichen einer diabetischen Retinopathie (Augenkrankheit)

Kann man auf Insulinresistenz testen?

In der Praxis wird selten direkt auf Insulinresistenz getestet. Das Verfahren dazu ist aufwändig und wird hauptsächlich in der Forschung angewendet. Um Formen von Prädiabetes festzustellen, nutzen Ärztinnen und Ärzte hauptsächlich folgende Tests:

  • HbA1c-Test: Dieser zeigt den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten 3 Monate. Prädiabetes liegt bei Werten von 5,7 bis 6,4 % vor. 
  • FPG: Hier wird der Level der Nüchtern-Plasma-Glukose gemessen. Der Test gibt Aufschluss darüber, wie hoch der Nüchternblutzucker zum Messzeitpunkt ist. Prädiabetes entspricht Messergebnissen von 100 bis 125 mg/dL.
  • OGTT: Der sogenannte orale Glukosetoleranztest untersucht, wie effektiv der Körper Glukose nach einer Mahlzeit verarbeitet. Bei Prädiabetes werden Werte von 140 bis 199 mg/dL gemessen.2
Wann Du Dich auf Prädiabetes testen lassen solltest

Ein Test ist empfehlenswert, falls Du übergewichtig oder adipös bist und weitere Risikofaktoren für Diabetes bestehen. Die Gefahr gilt auch als potenziell erhöht, wenn Du nahe Verwandte an Diabetes-Typ-2 leiden.

Ab einem Alter von 45 Jahren ist das Testen auf Prädiabetes unabhängig von Risikofaktoren sinnvoll. Wenn die Ergebnisse unbedenklich sind, aber eine Gefährdung vorliegt, solltest Du den Test spätestens alle 3 Jahr wiederholen.2

Mögliche Ursachen für Insulinresistenz

Die genauen Ursachen für Insulinresistenz und Prädiabetes sind nicht abschließend erforscht. Wahrscheinlich ist jedoch, dass folgende Faktoren eine zentrale Rolle spielen: 

  • Übergewicht, Adipositas und viszerales Bauchfett: Viszerales Fett liegt unter der Bauchdecke und umgibt die inneren Organe. Es fördert chronische Entzündungen und stört den Hormonhaushalt. Selbst bei normalem BMI gilt ein Bauchumfang >102 cm (Männer) bzw. >88 cm (Frauen) als Risikomarker.
  • Bewegungsmangel: Zu wenig Bewegung kann zur Insulinresistenz und Prädiabetes beitragen. Regelmäßige körperliche Aktivität sorgt dafür, dass der Körper besser in der Lage ist, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Auch die Entstehung von Diabetes-Typ-2 kann man mithilfe von Sport vorbeugen.3
  • Unausgewogene Ernährung: Stark zucker- oder kalorienreiche Ernährung belastet den Stoffwechsel. Eine Insulinresistenz könnte hierbei eine Art Schutzmechanismus der Zellen sein, um sich gegen eine Überflutung mit Glukose zu wehren.

Weitere Risikofaktoren sind: 

  • Familiäre Vorbelastung (z. B. Eltern oder Geschwister mit Diabetes)
  • Bluthochdruck, ungünstige Blutfettwerte
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfall
  • Schwangerschaftsdiabetes in der Vorgeschichte
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
  • Metabolisches Syndrom
  • Bestimmte Medikamente (z. B. Kortikosteroide, Antipsychotika, HIV-Therapien)
  • Hormonelle Erkrankungen (z. B. Cushing-Syndrom, Akromegalie)
  • Schlafstörungen, insbesondere Schlafapnoe

Risikofaktoren für Insulinresistenz – gleichzeitig Risiken für Folgeerkrankungen

Eine unbehandelte Insulinresistenz kann zahlreiche gesundheitliche Folgen haben:4

  • Gefäßerkrankungen
  • Bluthochdruck
  • Infektionen der Harnwege
  • Erhöhte Blutfett- und Cholesterinwerte
  • Thromboserisiko
  • Chronisch erhöhte Entzündungswerte

Langfristig kann es auch zu Fettleber, Diabetes-Typ-2, ernsthaften Herzkrankheiten und metabolischem Syndrom kommen.

Insulinresistenz: Gewichtsabnahme und Bewegung wichtig

Es existiert keine spezifische medikamentöse Therapie gegen Insulinresistenz. Lebensstilmaßnahmen wie Bewegung und Gewichtsreduktion stellen daher die wichtigste Behandlungsstrategie dar. Zu den zentralen Maßnahmen gehören:

  • Gesunder Gewichtsverlust
  • Kalorien- und kohlenhydratreduzierte Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung
  • Stressreduktion

In vielen Fällen kann eine Beratung durch medizinische Fachpersonen sinnvoll sein, um den Lebensstil erfolgreich zu ändern und eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustands zu vermeiden. 

Eine Studie in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet” zeigte: Ein Gewichtsverlust von 5 bis 7 % senkte bei Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko das Erkrankungsrisiko innerhalb von 15 Jahren um 27 %.5

Medikamente bei Insulinresistenz

Im Einzelfall kann eine medikamentöse Behandlung bei Insulinresistenz sinnvoll sein – insbesondere bei zusätzlichen Erkrankungen wie:

  • Adipositas
  • Diabetes-Typ-2
  • Metabolisches Syndrom
  • Dauerhaft erhöhter Insulinspiegel im Blut 

Die Entscheidung kann nur von einer Ärztin oder einem Arzt getroffen werden.

Metformin kommt als Standardtherapie zum Einsatz. Das Medikament könnte die Wahrscheinlichkeit für Diabetes-Typ-2 bei Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko um etwa 18 % verringern.5

Auch SGLT-2-Inhibitoren, GLP-1-Analoga und ggf. Pioglitazon (unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung) kommen unter bestimmten Bedingungen infrage.

Zentrale Insulinresistenz im Gehirn – was bedeutet das?

Insulin wirkt auch im Gehirn – etwa bei der Appetitregulation. Bei zentraler Insulinresistenz spricht das Gehirn jedoch kaum noch auf Insulin an. Folgen:

  • Die Leber reduziert ihre Glukoseproduktion nicht ausreichend.

  • Muskelzellen nehmen weniger Zucker auf.

  • EEs kommt zu einem Energieüberschuss im Körper.

Laut einer Studie aus 2020 sind diese Hirnsignale bei Übergewichtigen mit zentraler Insulinresistenz deutlich abgeschwächt. Außerdem lässt sich viszerales Fett bei ihnen schlechter abbauen – selbst bei Lebensstiländerungen.

Eine Studie aus 2022 zeigte jedoch Hinweise, dass das medikament Empagliflozin (ein SGLT-2-Hemmer) die Insulinsensitivität im Gehirn innerhalb von acht Wochen verbessern konnte – mit positiven Effekten auf Nüchternblutzucker und Leberfett.7

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Insulinresistenz bedeutet, dass die Körperzellen nur noch eingeschränkt auf das Hormon Insulin ansprechen. Infolgedessen wird weniger Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen, und die Bauchspeicheldrüse reagiert mit einer vermehrten Insulinproduktion. Als zentrale Auslöser gelten viszerales Bauchfett, Bewegungsmangel und eine dauerhaft kalorien- und kohlenhydratreiche Ernährung.

In den meisten Fällen bleibt eine Insulinresistenz lange symptomlos. Mögliche Hinweise können jedoch sein: Erschöpfung nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten, erhöhter Nüchternblutzucker, vermehrtes Bauchfett, dunkle Hautverfärbungen (Acanthosis nigricans), Hautanhängsel oder – seltener – frühe Veränderungen an den Augen.

Die Diagnose erfolgt meist indirekt über Tests auf Prädiabetes. Dazu zählen der HbA1c-Wert, die Nüchternblutzuckermessung (FPG) und der orale Glukosetoleranztest (OGTT).

Wichtig ist eine Ernährung, die Blutzuckerspitzen vermeidet und eine übermäßige Kalorienzufuhr reduziert. Zu meiden sind stark verarbeitete Lebensmittel mit hohem Zucker- und Weißmehlanteil, Transfette sowie süße Getränke und Alkohol. Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung wird empfohlen.

Ja – regelmäßige körperliche Aktivität erhöht die Insulinsensitivität der Zellen, verbessert die Glukoseaufnahme und kann einer Diabetesentwicklung entgegenwirken.3

1. 1Tang, N., Zhang, X., Chen, D., & Li, Z. (2021). The controversial role of adiponectin in appetite regulation of animals. Nutrients, 13(10), 3387. https://doi.org/10.3390/nu13103387

2. 2Marathe, P. H., Gao, H. X., & Close, K. L. (2017). American diabetes association standards of medical care in diabetes 2017. Journal of Diabetes, 9(4), 320–324. https://doi.org/10.1111/1753-0407.12524

3. 3Colberg, S. R., Sigal, R. J., Yardley, J. E., Riddell, M. C., Dunstan, D. W., Dempsey, P. C., Horton, E. S., Castorino, K., & Tate, D. F. (2016). Physical activity/exercise and diabetes: A position statement of the American diabetes association. Diabetes Care, 39(11), 2065–2079. https://doi.org/10.2337/dc16-1728

4. 4Freeman, A. M., Acevedo, L. A., & Pennings, N. (2025). Insulin resistance. In StatPearls. StatPearls Publishing.

5. 5Diabetes Prevention Program Research Group. (2015). Long-term effects of lifestyle intervention or metformin on diabetes development and microvascular complications over 15-year follow-up: the Diabetes Prevention Program Outcomes Study. The Lancet. Diabetes & Endocrinology, 3(11), 866–875. https://doi.org/10.1016/S2213-8587(15)00291-0

6. 6Kullmann, S., Valenta, V., Wagner, R., Tschritter, O., Machann, J., Häring, H.-U., Preissl, H., Fritsche, A., & Heni, M. (2020). Brain insulin sensitivity is linked to adiposity and body fat distribution. Nature Communications, 11(1), 1841. https://doi.org/10.1038/s41467-020-15686-y

7. 7Kullmann, S., Hummel, J., Wagner, R., Dannecker, C., Vosseler, A., Fritsche, L., Veit, R., Kantartzis, K., Machann, J., Birkenfeld, A. L., Stefan, N., Häring, H.-U., Peter, A., Preissl, H., Fritsche, A., & Heni, M. (2022). Empagliflozin improves insulin sensitivity of the hypothalamus in humans with prediabetes: A randomized, double-blind, placebo-controlled, phase 2 trial. Diabetes Care, 45(2), 398–406. https://doi.org/10.2337/dc21-1136

8. Deutsche Diabetes-Gesellschaft e. V. (o. J.-a). Insulinresistenz beginnt im Gehirn. Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. Abgerufen 22. April 2025, von https://www.ddg.info/diabetes-zeitung/ddg-09/2022/insulinresistenz-beginnt-im-gehirn

9. Insulin resistance & prediabetes. (2025, Januar 8). National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases; NIDDK - National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. https://www.niddk.nih.gov/health-information/diabetes/overview/what-is-diabetes/prediabetes-insulin-resistance

10. Insulinresistenz: Blutzucker kulinarisch im Griff. (2023, Dezember 22). Fachgesellschaft für Ernährungstherapie. https://fet-ev.eu/insulinresistenz-ernaehrungstherapie/

11. Insulinresistenz: Symptome, Diagnostik und Therapie. (o. J.). Gesundheits-lexikon.com. Abgerufen 22. April 2025, von https://www.gesundheits-lexikon.com/Anti-Aging-Medizin/Spezielle-Anti-Aging-Massnahmen/Insulinresistenz-Symptome-Diagnostik-und-Therapie

12. DocCheck, M. B. (2004, Oktober 31). Insulinresistenz. DocCheck Flexikon; DocCheck Community GmbH. https://flexikon.doccheck.com/de/Insulinresistenz

13. Deutsche Diabetes-Gesellschaft e. V. (o. J.). Prädiabetes: Typ-2-Diabetes beginnt Jahre vor Ausbruch schleichend. Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. Abgerufen 22. April 2025, von https://www.ddg.info/presse/2024/praediabetes-typ-2-diabetes-beginnt-jahre-vor-ausbruch-schleichend