Pille und Gewichtszunahme? Was wirklich dahintersteckt

Wie Antibabypillen wirken, welche Ursachen hinter einer Gewichtszunahme stecken können und was beim Abnehmen helfen kann

Eine Frau hält ein Glas Wasser und eine Tablette in der Hand, daneben liegt eine Pillenpackung – das Bild thematisiert den Zusammenhang zwischen der Pille und möglicher Gewichtszunahme.

Die Antibabypille kann Wassereinlagerungen begünstigen, wodurch eine leichte, vorübergehende Gewichtszunahme möglich ist. Diese entsteht nur aufgrund des Wassers, aber nicht durch einen Fettaufbau. Bisher belegen Studien keinen Zusammenhang mit einer Gewichtszunahme durch die Pilleneinnahme. In Einzelfällen kann sich hormonbedingt der Appetit steigern. Sollte es durch eine vermehrte Kalorienaufnahme zu einer Gewichtszunahme kommen, kann ein gesunder Lebensstil mit reduzierter Kalorienaufnahme, regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung dabei helfen, Gewicht zu verlieren. Bei anhaltender Zunahme kann ein Wechsel der Pille oder eine alternative Verhütungsmethode sinnvoll sein.

Letzte Änderung
12.11.2025
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Minuten

Kombinationspille, Mikropille, Minipille – was sind die Unterschiede?

Die Antibabypille, meist einfach „die Pille“ genannt, ist ein verbreitetes hormonelles Verhütungsmittel. Unterschieden wird zwischen der Kombinationspille, Mikropille und Minipille. Alle drei wirken hormonell und verhindern eine Schwangerschaft.

Pillenart Hormone Wirkung
Kombinationspille Ethinylestradiol (künstlich hergestelltes Östrogen) und ein Gestagen Hormone ahmen den natürlichen Zyklus nach, verhindern aber den Eisprung. Außerdem wird der Schleim im Gebärmutterhals zähflüssiger, sodass Spermien schwerer eindringen können.
Mikropille Ethinylestradiol (künstlich hergestelltes Östrogen) und ein Gestagen Die Mikropille ist eine Unterform der Kombinationspille und wirkt genauso. Allerdings ist in der Mikropille das Östrogen (max. 50 Mikrogramm) niedriger dosiert.
Minipille Gestagen Bei den älteren Minipillen-Typen wird nicht immer der Eisprung unterdrückt. Die Hauptwirkung besteht darin, den Schleim im Gebärmutterhals zu verdicken und die Gebärmutterschleimhaut so zu verändern, dass Spermien nicht durchkommen und sich keine Eizelle einnisten kann. Neuere Minipillen mit dem Wirkstoff Desogestrel verhindern zusätzlich auch den Eisprung.

Pille und Wassereinlagerungen – Ursache erklärt

Unter der Einnahme der Pille, insbesondere der Kombinationspille, kann es zu Wassereinlagerungen kommen, weil das enthaltene Östrogen die Produktion bestimmter Hormone beeinflusst, die den Wasser- und Salzhaushalt regulieren. Dadurch wird vermehrt Wasser im Gewebe gespeichert, was zu einem „aufgeschwemmten“ Gefühl oder vorübergehender Gewichtszunahme führen kann, besonders in den ersten Wochen der Einnahme.

In der Mikropille, einer Form der Kombinationspille, ist nur eine geringe Östrogen-Dosis enthalten, weshalb sich in der Regel weniger Wasser einlagert. Noch geringer ist das Risiko für Wassereinlagerungen bei der Minipille, da sie kein Östrogen enthält.

Gewichtszunahme durch die Pille? Was Studien wirklich zeigen

In verschiedenen Studien fanden sich bislang keine klaren Belege dafür, dass Kombinationspillen zu einer Gewichtszunahme führen, und zwar weder im Vergleich zu Placebo (Scheinmedikament) noch zu anderen Pillenarten.1

Auch eine Langzeitstudie, in der Frauen über Jahrzehnte beobachtet wurden, zeigte keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Nutzung der Kombinationspille und einer Gewichtszunahme.2

Ähnliche Ergebnisse legen Studien nahe, in denen untersucht wurde, ob es unter der Einnahme der Mikropille zu einer Gewichtszunahme gekommen ist. Zwar war in Langzeitstudien eine leichte Gewichtszunahme zu verzeichnen, diese konnte jedoch nicht eindeutig auf die Mikropille zurückgeführt werden.1, 3

Gestagene und Gewicht – wie Hormone Appetit & Fettverteilung beeinflussen können

Gestagene (Gelbkörperhormone) sind eine Gruppe von synthetisch hergestellten Hormonen, die eine ähnliche Wirkung wie das natürliche Hormon Progesteron haben. Progesteron ist ein wichtiges Sexualhormon im weiblichen Körper und spielt eine zentrale Rolle im Menstruationszyklus, bei der Schwangerschaft und der Empfängnisverhütung.

Hormonbedingt können sich Gestagene auf den Appetit und die Fettverteilung auswirken. Dabei lässt sich dieses Zusammenspiel von Hormonen und Stoffwechsel wie folgt erklären:

  • Einfluss auf das zentrale Nervensystem: Gestagene wirken auf bestimmte Regionen im Gehirn, vor allem im Hypothalamus, wo Hunger- und Sättigungsgefühle gesteuert werden. So können Gestagene die Hungerzentren aktivieren oder die Sättigungssignale abschwächen, sodass man mehr Appetit verspürt.4
  • Senkung des Serotoninspiegels: Im Gehirn können Gestagene auch den Serotoninspiegel beeinflussen. Serotonin ist ein Botenstoff, der das Wohlbefinden und auch das Sättigungsgefühl unterstützt. Weniger Serotonin bedeutet dementsprechend mehr Lust auf Essen, besonders auf süße oder kohlenhydratreiche Lebensmittel.5
  • Ähnlichkeit mit dem natürlichen Zyklus: In der zweiten Zyklushälfte (nach dem Eisprung) steigt im Körper der natürliche Progesteron-Spiegel. Infolgedessen kann ein stärkerer Appetit und Heißhunger entstehen. Da Gestagen-Präparate diese Phase nachahmen, können ähnliche Effekte auftreten.

Darüber hinaus können Gestagene die Aktivität von bestimmten Enzymen beeinflussen, die dafür sorgen, dass Fett aus der Nahrung aufgenommen und gespeichert wird. Diese Wirkung kann dazu führen, dass der Körper bevorzugt Fett im Bauch- und Hüftbereich einlagert, was die typische Fettverteilung an diesen Stellen begünstigt.7, 8

Gestagene im Vergleich – warum nicht alle gleich wirken

Je nach Zeitpunkt ihrer Entwicklung werden Gestagene in Generationen eingeteilt:

  • 1. Generation: Die ersten künstlichen Gestagene (z. B. Norethisteron) können stärkere Nebenwirkungen haben und werden in der Regel nicht mehr eingesetzt.
  • 2. Generation: Weiterentwickelte Gestagene wie Levonorgestrel sind häufig in Mikropillen enthalten.
  • 3. Generation: Neue Gestagene wie Desogestrel sollen weniger Nebenwirkungen verursachen.
  • 4. Generation: Die neuesten Gestagene (z. B. Drospirenon) können zusätzlich entwässernd wirken.

In der Pille sind vor allem Gestagene der 2. bis 4. Generation enthalten, je nach Präparat. Studien zeigen in Bezug auf eine potenzielle Appetitsteigerung und Gewicht Folgendes: 

  • Levonorgestrel: Laut Untersuchungen können Levonorgestrel-haltige Verhütungsmethoden zu Beginn der Einnahme zu einer moderaten Gewichtszunahme von etwa 1 bis 3 kg führen. Womöglich kann dies auf einen gesteigerten Appetit und die damit verbundene vermehrte Nahrungsaufnahme zurückgeführt werden.1, 3, 9, 10
  • Desogestrel: Insgesamt scheint Desogestrel im Vergleich zu älteren Gestagenen wie Levonorgestrel tendenziell weniger stark auf den Appetit auszuwirken.11
  • Drospirenon: Einzelne Studien legen nahe, dass Drospirenon im Gegensatz zu anderen Gestagenen eher appetitzügelnd und gewichtsneutral bis gewichtsreduzierend wirken kann. 12, 13

Kurz gesagt können Gestagene den Appetit steigern und somit indirekt eine Gewichtszunahme begünstigen. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt jedoch vor allem von der individuellen Kalorienbilanz sowie von Faktoren wie Bewegung und Ernährungsgewohnheiten ab.

Was tun bei Gewichtszunahme durch die Pille?

Eine Gewichtszunahme unter der Pille kann durch Wassereinlagerung, Appetitsteigerung oder aber durch andere Faktoren wie einen veränderten Lebensstil entstehen. Ratsam ist es, das Gewicht regelmäßig zu beobachten, zum Beispiel einmal pro Woche zur gleichen Tageszeit, am besten morgens nach dem Aufstehen. So bekommst Du ein Gefühl dafür, ob Dein Gewicht wirklich steigt oder nur natürlichen Schwankungen unterliegt. 

Bedenke, dass die Zahl auf der Waage nur ein Wert unter vielen ist. Achte auch darauf, wie Du Dich fühlst: Sind Deine Hosen enger geworden? Fühlst Du Dich aufgebläht? So kannst Du feststellen, ob Du tatsächlich an Gewicht zugenommen hast.

Gewichtsschwankungen durch die Pille? Diese Tipps helfen

Schon kleine Veränderungen im Alltag können dabei helfen, Dein Gewicht zu stabilisieren oder sanft zu reduzieren – ganz ohne strenge Diäten.

Versuche, Dich regelmäßig zu bewegen, zum Beispiel durch tägliche Spaziergänge. Bewegung kann den Kalorienverbrauch erhöhen und hat zudem einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt.

Achte zudem auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, ballaststoffreichen Lebensmitteln und einer zu Deinem Bedarf passenden Kalorienzufuhr. Ein Kaloriendefizit ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. 

Wichtig zu wissen: Kurzfristige Schwankungen auf der Waage können auch durch hormonbedingte Wassereinlagerungen verursacht werden. Das bedeutet, dass Fortschritte nicht immer sofort sichtbar sind, selbst wenn Du alles richtig machst.

Wann kann ein Pillenwechsel sinnvoll sein?

Solltest Du trotz verschiedener Maßnahmen merken, dass Du kontinuierlich zunimmst oder Dein Appetit sich stark verändert hat, solltest Du darüber mit Deiner Frauenärztin oder Deinem Frauenarzt sprechen. Gemeinsam könnt ihr überlegen, ob

  • die Pille wirklich die Ursache ist,
  • der Wechsel auf ein anderes Präparat sinnvoll ist oder 
  • ob vielleicht andere Ursachen in Betracht kommen (z. B. Probleme mit der Schilddrüse).

Eventuell könnte auch ein Wechsel zu einer anderen Antibabypille oder zu einer Verhütungsmethode ohne hormonelle Einflussnahme, wie beispielsweise der Kupferspirale oder dem Diaphragma, in Erwägung gezogen werden. Deine Frauenärztin bzw. Dein Frauenarzt wird Dich hierzu umfangreich beraten. Scheue Dich nicht, Fragen zu stellen. 

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Häufig handelt es sich eher um Wassereinlagerungen, vor allem in den ersten Wochen der Einnahme und nicht um Körperfett. Studien zeigen keinen klaren Zusammenhang zwischen der Pilleneinnahme und langfristiger Gewichtszunahme.

Minipillen ohne Östrogen, wie zum Beispiel mit Desogestrel, führen seltener zu Wassereinlagerungen und wirken tendenziell weniger stark auf Appetit und Gewicht. Auch Drospirenon gilt laut Studien eher als gewichtsneutral oder sogar leicht appetitzügelnd.

Wenn die Gewichtszunahme durch Wassereinlagerung entsteht, ist sie meist vorübergehend. Auch eine mögliche Appetitsteigerung kann sich nach einiger Zeit einpendeln, vor allem mit bewusster Ernährung und Bewegung.

Ja, bei anhaltender Gewichtszunahme oder verändertem Appetit ist ein Wechsel der Pille oder zu einer anderen Verhütungsmethode möglich. Das sollte immer gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden.

In Studien gibt es vereinzelt Hinweise darauf, dass Präparate mit dem Wirkstoff Drospirenon den Appetit möglicherweise senken könnten. Ein direkter Abnehmeffekt ist jedoch nicht nachgewiesen. Für eine Gewichtsabnahme ist immer ein Kaloriendefizit nötig.

Steigert die Pille den Appetit, kann es helfen, auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung zu achten. Wenn man abnehmen möchte, ist ein Kaloriendefizit nötig, d. h., man muss weniger Kalorien zu sich nehmen, als der Körper verbraucht. Bei starken Veränderungen sollte man mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt über alternative Pillenpräparate oder Methoden zur Empfängnisverhütung sprechen.

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  2. Lindh I, Ellström AA, Milsom I. The long-term influence of combined oral contraceptives on body weight. Hum Reprod. 2011 Jul;26(7):1917-24, Download vom 04.08.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21507999/ 
  3. Vickery Z, Madden T, Zhao Q et. al, Weight change at 12 months in users of three progestin-only contraceptive methods. Contraception. 2013 Oct;88(4):503-8, Download vom 04.08.2025 von https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3951762/
  4. Roh E, Choi KM. Hormonal Gut-Brain Signaling for the Treatment of Obesity. Int J Mol Sci. 2023 Feb 8;24(4):3384, Download vom 04.08.2025 von https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9959457/
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  6. Dye L, Blundell JE. Menstrual cycle and appetite control: implications for weight regulation. Hum Reprod. 1997 Jun;12(6):1142-51, Download vom 04.08.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9221991/
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