Was Du über extremes Übergewicht wissen solltest
Adipositas permagna (lat. permagnus = riesig, sehr groß), auch als Adipositas Grad 3 bezeichnet, beschreibt ein extremes Übergewicht ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 40. Die schwere Form der Adipositas ist häufig mit Folgeerkrankungen verbunden, senkt die Lebenserwartung und beinträchtigt die Lebensqualität.
In diesem Artikel erfährst Du, was Adipositas permagna ist, welche Ursachen und Folgen extremes Übergewicht haben kann – und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, auch ohne OP.
Adipositas Grad 3 beginnt ab einem BMI von 40. Der BMI wird aus dem Körpergewicht (kg) geteilt durch die Körpergröße (m) zum Quadrat berechnet. Bereits ab einem BMI von 30 steigt das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich.
Adipositas Grad 3 wird aufgrund der Vielzahl möglicher gesundheitlicher Risiken auch als morbide Adipositas oder starkes Übergewicht bezeichnet. Sie ist seit Jahren offiziell als Erkrankung anerkannt und in der internationalen ICD-10-Klassifikation gelistet.
Ein BMI ab 40 gilt als Richtwert für Adipositas Grad 3. Ergänzend kann der Taillenumfang oder die Waist-to-Hip-Ratio (WHR) genutzt werden. Die WHR wird berechnet, indem Du Deinen Taillenumfang in cm durch Deinen Hüftumfang teilst. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen vor, wenn der WHR bei Männern über 0,95 und bei Frauen über 0,88 liegt.
Treten zusätzlich Symptome wie Bewegungseinschränkungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkschmerzen auf und sinkt die Lebensqualität spürbar, solltest Du ärztlichen Rat einholen. Ein Arzt oder eine Ärztin kann die Diagnose stellen und weitere Schritte mit Dir besprechen.
Die Ursachen für extremes Übergewicht sind vielfältig. Meist spielen mehrere Faktoren zusammen:
Auch Essstörungen oder Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom können eine Rolle spielen. Besonders wer bereits in der Kindheit stark übergewichtig war, hat ein höheres Risiko.
Stark übergewichtige Menschen mit Adipositas permagna leiden häufig unter einer Vielzahl körperlicher Beschwerden. Zu den typischen Symptomen zählen:
Adipositas allein ist rechtlich keine Behinderung. Bei schweren gesundheitlichen Einschränkungen (z. B. Mobilität, Diabetes) kann jedoch ein GdB beantragt werden.
Seit 2008 erkennt das Bundessozialgericht an, dass Adipositas permagna unter bestimmten Voraussetzungen zum Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen G führen kann. Ausschlaggebend ist dabei nicht nur der BMI, sondern auch die Frage, inwieweit die Betroffenen im gesellschaftlichen Leben, im Beruf oder im Straßenverkehr beeinträchtigt sind.
Tipp: Wer einen Antrag stellt, sollte ärztliche Befunde, Reha-Berichte und Atteste beilegen, die die Einschränkungen dokumentieren. Die Unterstützung durch die behandelnde Haus- oder Facharztpraxis ist dabei hilfreich.
Extremes Übergewicht kann viele Gesundheitsrisiken mit sich bringen und unterschiedliche Bereiche des Körpers betreffen. Je nach Ausprägung des Übergewichts und individueller Veranlagung steigt das Risiko für bestimmte Krankheiten.
1–2-fach erhöhtes Risiko für:
2–3-fach erhöhtes Risiko für:
> 3-fach erhöhtes Risiko für:
Zudem erhöht extremes Übergewicht die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Krebsarten (Brust, Leber, Darm, Schilddrüse, Magen etc.).
Studien zeigen: Ab einem BMI von 40sinkt die Lebenserwartung statistisch um 8–10 Jahre.1 Eine ärztlich begleitete Therapie kann helfen, diese Prognose zu verbessern. Die Adipositas permagna Lebenserwartung hängt stark vom individuellen Gesundheitsstatus und der Therapiebereitschaft ab.
Menschen mit extremem Übergewicht leiden häufiger unter psychischen Belastungen:
Stigmatisierung: Negative Zuschreibungen und soziale Diskriminierung können die psychische Belastung zusätzlich verstärken
Das Hauptziel der Behandlung bei Adipositas permagna ist eine nachhaltige Gewichtsreduktion – idealerweise begleitet durch ein medizinisches Team. Im Mittelpunkt steht das multimodale Therapiekonzept, das drei Bereiche miteinander verbindet:
Führt diese Basisbehandlung nicht zu ausreichenden Ergebnissen, können zusätzlich – in ärztlicher Abstimmung – Medikamente oder operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden.
Bestimmte Medikamente und deren Wirkstoffe können bei starkem Übergewicht helfen, das Gewicht zu reduzieren – insbesondere, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes bestehen:
Ein Aufenthalt in einer spezialisierten Reha- oder Adipositas-Klinik bietet strukturierte Unterstützung:
Wenn andere Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen, kann eine bariatrische Operation sinnvoll sein. Je nach medizinischer Ausgangslage kommen folgende Verfahren infrage:
Viele der Behandlungsmaßnahmen bei Adipositas Grad 3 können anteilig oder vollständig von der Krankenkasse übernommen werden – insbesondere dann, wenn sie medizinisch notwendig und ärztlich verordnet sind.
Operationen bei extremem Übergewicht werden in bestimmten Fällen von den Krankenkassen übernommen:
Vor Beginn jeder Maßnahme solltest Du Dich ärztlich beraten lassen und gemeinsam mit der Krankenkasse prüfen, welche Leistungen übernommen werden.
Adipositas permagna entsteht meist nicht über Nacht – und genau darin liegt auch die Chance zur Vorbeugung. Mit einem bewussten Lebensstil und gezielten Maßnahmen lässt sich das Risiko für extremes Übergewicht deutlich reduzieren.
Eine ausgewogene Ernährung bildet die Basis der Prävention:
Bewegung beginnt im Alltag – und jede Form zählt. Schon kleine Veränderungen können Wirkung zeigen:
Wenn es möglich ist, kannst Du ergänzend auf gezielte Trainingseinheiten setzen. Die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lauten:
Wichtig: Es geht nicht um Leistung, sondern darum, in Bewegung zu kommen – regelmäßig, alltagstauglich und im eigenen Tempo.
Auch außerhalb von Bewegung und Ernährung kannst Du etwas für Dein Wohlbefinden tun:
Adipositas permagna ist eine chronische Erkrankung, die mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist und die Lebenserwartung deutlich senken kann. Sie entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, ungünstigen Umweltfaktoren, Bewegungsmangel, psychischen Belastungen und hormonellen Einflüssen.
Es gibt effektive Möglichkeiten, gegenzusteuern. Mit einem multimodalen Therapieansatz – bestehend aus Ernährung, Bewegung und Verhaltenstherapie – kann vielen Betroffenen geholfen werden. Falls notwendig, unterstützen auch Medikamente oder Operationen den Weg zur Gewichtsreduktion.
Wichtig ist, dass jede Maßnahme individuell geplant und medizinisch begleitet wird. Ob und in welchem Umfang die Krankenkasse die Kosten übernimmt, hängt vom Einzelfall ab und sollte im Vorfeld gemeinsam mit einem Arzt oder einer Ärztin geklärt werden.
Ein krankhaftes Übergewicht mit BMI ≥ 40, verbunden mit starker Einschränkung und erhöhtem Krankheitsrisiko.
Die Lebenserwartung kann um bis zu 10 Jahre sinken – abhängig von Dauer, Schweregrad und Begleiterkrankungen.
Gesundheitliche Schäden und Folgeerkrankungen können individuell variieren und hängen auch von Dauer und Stärke der Adipositas ab. Es ist jedoch erwiesen, dass Adipositas das Risiko für ernstzunehmende Krankheiten wie Diabetes, koronare Herzkrankheit, Gicht, Fettleber und Krebs deutlich erhöhen kann.
Als extremes Übergewicht oder Adipositas permagna gilt in der Regel ein Body-Mass-Index (BMI) ab 40. Ab diesem Wert spricht man medizinisch von Adipositas Grad 3. Auch bereits ab einem BMI von 30 können gesundheitliche Risiken bestehen – doch ab einem BMI von 40 steigen die Gefahren für Folgeerkrankungen und körperliche Einschränkungen deutlich an.
In Deutschland sind derzeit Arzneimittel mit den Wirkstoffen Orlistat, Liraglutid, Semaglutid und einem Kombinationspräparat mit den beiden Wirkstoffen Bupropion und Naltrexon zur Behandlung von Adipositas zugelassen. Sie werden zusätzlich zur Ernährungsumstellung und gesteigerter Bewegung eingesetzt.