Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen: Mythen und Fakten

Nahrungsergänzungsmittel sind im Allgemeinen Präparate mit bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen oder Pflanzenstoffen, die die normale Ernährung ergänzen sollen. Sie sind in Form von Pulver, Kapseln, Tabletten oder Flüssigkeiten erhältlich.

‍Wichtig: Der Nährstoffbedarf lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung decken. Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen und Mineralstoffen sind sinnvoll, wenn ein akuter Mangel besteht und die Einnahme von einem Arzt oder einer Ärztin empfohlen wird. Eine vorbeugende Nahrungsergänzung ist nicht mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden. Stattdessen kann die Anwendung zu hoher Dosen auch Risiken bergen.

Nahrungsergänzungsmittel zum Abnehmen: Wie sollen sie wirken? 

Ein Teil dieser Produkte soll beim Abnehmen helfen. Das Ziel solcher Präparate ist es also nicht, Nährstoffmängel auszugleichen. Vielmehr sollen sie beispielsweise den Stoffwechsel und das Hungergefühl beeinflussen, um Gewicht zu verlieren. Wissenschaftliche Nachweise fehlen jedoch größtenteils.

Zu potenziellen Wirkmechanismen zählen:¹

• Hemmung der Nährstoffaufnahme (z. B. Fett oder Kohlenhydrate)
• Appetitreduktion durch Veränderung des Hormonhaushalts 
• Steigerung des Energieverbrauchs 
• Verringerung der Glukoseaufnahme

Es gibt Hinweise, dass einige Nahrungsergänzungsmittel solche Effekte haben könnten, doch sind diese meist gering und nicht klinisch signifikant.¹

Trotz fehlender Nachweise werden auch in Deutschland diverse Präparate angeboten, die vermeintlich den Gewichtsverlust unterstützen sollen. Dazu zählen unter anderem: 

• Garcinia cambogia: Das Extrakt der Garcinia cambogia (auch bekannt als Malabar-Tamarinde) enthält Hydroxyzitronensäure (HCA). Diese soll den Fettstoffwechsel hemmen, die Glykogenspeicherung erhöhen und den Appetit senken. Während der Wirkstoff in Tierversuchen Abnehmeffekte zeigte, gibt es bei Menschen keine eindeutigen Belege.²
  
• Koffein: Das Stimulans regt das zentrale Nervensystem an und kann den Energieverbrauch (Thermogenese) und die Fettverbrennung geringfügig erhöhen. Allerdings sind diese Wirkungen, wenn überhaupt, nur kurzfristig. Belege für klinisch relevante Gewichtsverluste fehlen.²
  
• Grüntee-Extrakt: Hauptwirkstoffe sind Koffein und sogenannte Catechine, die den Fettabbau unterstützen und den Stoffwechsel leicht anregen können. Studien zeigen potenzielle, geringe Effekte auf das Körpergewicht, doch gelten diese als klinisch nicht relevant. Hohe Dosen sind mit Gesundheitsrisiken verbunden.²
  
• L-Carnitin: Die Aminosäurenverbindung soll die Fettverbrennung ankurbeln, indem sie Fettsäuren zur Energiegewinnung in die Mitochondrien transportiert. Allerdings gilt der Gewichtsverlust, der in Studien beobachtet wurde, nicht als klinisch relevant und die langfristige Wirkung und Sicherheit bleiben noch unklar.²
  
• Glucomannnan: Der Ballaststoff aus der Konjakwurzel soll durch Aufquellen im Magen ein vorzeitiges Sättigungsgefühl erzeugen und so den Appetit zügeln können. Sie führen aber nicht direkt zu einem Gewichtsverlust.
  
• Chitosan: Aufgrund der Fähigkeit, Fett zu binden, könnte Chitosan beim Abnehmen potenziell unterstützend wirken. Der Wirkmechanismus ähnelt dem des Medikaments Orlistat, ist aber deutlich schwächer. Es gibt kaum Belege für eine effektive Gewichtsabnahme.³
  
• Brennnessel- und Löwenzahn: Solche Präparate sollen dazu dienen, den Körper zu entwässern. Die Einnahme führt nicht zum Verlust von Körperfett. 

Viele freiverkäufliche Abnehmprodukte bergen Risiken, da ihre Inhaltsstoffe kaum oder gar nicht einheitlich geregelt sind. Im Gegensatz zu Medikamenten werden diese Produkte rechtlich als Lebensmittel eingestuft – nicht als Arzneimittel.

Daraus ergibt sich:

• Es besteht keine Zulassungspflicht. Die Produkte müssen lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz angemeldet werden.
• Wirksamkeit und Sicherheit werden nicht behördlich geprüft. Diese Verantwortung liegt allein beim Hersteller.

Die fehlenden Vorschriften sind vor allem bei Abnehmprodukten relevant, da sie oft Stoffe wie Pflanzenextrakte oder Fettsäuren enthalten. Für diese Inhaltsstoffe existieren, anders als bei Vitaminen und Mineralstoffen, meist keine verbindlichen Höchstmengen. Das birgt das Risiko einer Überdosierung, die zu starken Nebenwirkungen führen kann.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Da die Inhaltsstoffe nicht behördlich geprüft werden, können Abnehmprodukte verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen:

• Viele Präparate können zu Verdauungsbeschwerden führen.¹ 
• In hohen Dosen können Inhaltsstoffe wie Koffein oder Grüntee-Extrakt Krampfanfälle, Übelkeit, Schlafstörungen, Herzrasen oder Bluthochdruck auslösen.²
• Es gibt Berichte über Leberschäden in Verbindung mit der Einnahme von Garcinia cambogia.¹ 
• Die langfristige Einnahme von L-Carnitin kann insbesondere bei regelmäßigem Fleischkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.²

Besondere Vorsicht ist bei Produkten aus fragwürdigen Online-Shops geboten, da diese oft nicht deklarierte Inhaltsstoffe enthalten oder falsch dosiert sind.⁴ Wechselwirkungen mit Medikamenten oder bestehenden Vorerkrankungen können ebenfalls auftreten.

Um abzunehmen, kommt es nicht auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel an. Entscheidend ist ein Kaloriendefizit.⁵

Wer langfristig und nachhaltig Gewicht verlieren möchte, setzt am besten auf:⁶

• eine ausgewogene, kalorienreduzierte Ernährung.
• regelmäßige körperliche Aktivität.
• Unterstützung durch einen Arzt / eine Ärztin oder Ernährungsfachkräfte.
• Strategien gegen emotionales Essen.