Hintergründe, Chancen und effektive Methoden für Senioren
Viele Menschen im höheren Alter kämpfen mit Übergewicht. Tatsächlich sind laut Eurostat rund 66 % der 65- bis 74-Jährigen in der EU übergewichtig.1 Das zeigt: Auch im Alter ist Bewegung und bewusste Ernährung wichtig. Hier erfährst Du, welche Methoden beim Abnehmen im Alter wirklich helfen und welche Vorteile ein gesunder Gewichtsverlust bieten kann.
Für Erwachsene gilt ein Body-Maß-Index (BMI) von 18,5 bis 25 als Normalgewicht. Übergewicht liegt ab einem BMI von 25 vor, Adipositas ab BMI-Werten von 30.
In gewissen Grenzen ist die Gewichtszunahme mit dem Alter ein natürlicher Prozess, sodass für Senioren etwas andere BMI-Werte gelten: Laut eines Berichts des Universitäts-Spitals Zürich liegt ein gesunder BMI im höheren Alter zwischen 24 und 27. Der leicht erhöhte Körperfettanteil könnte sogar positive Auswirkungen haben:
Ist der BMI zu hoch, kann das jedoch auch negative gesundheitliche Folgen haben. Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für Diabetes-Typ-2, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleber. Bekannt ist außerdem, dass Übergewicht Demenz begünstigen kann – aufgrund einer schlechteren Durchblutung des Gehirns.2
Grundsätzlich gilt: Es ist nie zu spät zum Abnehmen. Ausdrücklich empfohlen wird ein Gewichtsverlust im hohen Alter allerdings nur bei einem BMI über 30. Wer einen BMI-Wert zwischen 25 und 30 aufweist, sollte versuchen, nicht weiter zuzunehmen.3 Ältere Menschen mit einem BMI von weniger als 23 sollten es vermeiden, Gewicht zu verlieren.
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass das Gewicht im Alter leichter ansteigt:
Die Ursachen sind individuell und teilweise sehr komplex. Daher ist es sinnvoll, bei der Gewichtsabnahme ärztliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Die Studienlage zu den Effekten von Gewichtsverlust bei Senioren ist beschränkt. Für adipöse Senioren (BMI über 30) könnte eine Reduktion des Körpergewichts jedoch folgende Vorteile haben:
Folgeerkrankungen von Übergewicht können also vermieden werden. Und wenn Bewegung im Alltag durch Normalgewicht leichter fällt, kann sich dies positiv auf die Lebensqualität älterer Menschen auswirken. Senioren bleiben selbstständig und können weiterhin aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Um langfristig abzunehmen, kommt es auf eine sinnvolle Umstellung des Lebensstils an. Ernährung und Sport sollten bewusst und angepasst an die individuelle Situation gewählt werden.
Strenge Diäten führen meistens zu einem Jo-Jo-Effekt und können die Verdauung belasten und zu Komplikationen führen.3 Außerdem besteht vermehrt das Risiko, dass der Körper Muskelmasse abbaut. Daher sollte auf einen langsamen Gewichtsverlust geachtet werden.
Wie schnell Du gesund abnehmen kannst, ist von Faktoren wie Ausgangsgewicht, Alter und Aktivitätsniveau abhängig.
Wie bei Menschen aller Altersgruppen ist das Kaloriendefizit entscheidend für den Gewichtsverlust.11 Das bedeutet, dass auch im hohen Lebensalter täglich mehr Energie verbraucht werden muss, als mit der Nahrung aufgenommen wird.
Allerdings gibt es bei der Ernährungsumstellung für Senioren zwei Besonderheiten zu beachten:
Vor diesem Hintergrund ist eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung für die Gesundheit älterer Menschen von entscheidender Bedeutung:
Vermeide stark verarbeitete Lebensmittel. Diese enthalten nämlich viel Zucker und gesättigte Fette, versorgen den Körper aber kaum mit den notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen.
Selbst im hohen Alter ist es weiterhin möglich, die Muskulatur zu kräftigen. Das kann helfen, den altersbedingten Muskelabbau zu verlangsamen. Dabei zählt jede Art von Bewegung. Längeres Sitzen sollte auch durch regelmäßige, kurze Bewegungsphasen unterbrechen werden.7
Das Bundesgesundheitsministerium gibt zur körperlichen Aktivität von Menschen über 65 Jahren folgende Empfehlungen:
Wichtig: Bei gesundheitlichen Einschränkungen solltest Du nur so viel Sport treiben, wie Dein individueller Zustand es erlaubt. Wenn Du längere Zeit nur wenig körperlich aktiv warst, solltest Du langsam mit dem Training beginnen und die Intensität erst mit der Zeit steigern. So vermeidest Du Verletzungen, die Dich bei Deinem Vorhaben, im Alter abzunehmen, ausbremsen.
Um Dein Vorhaben erfolgreich in die Praxis umzusetzen, kannst Du folgende Dinge ausprobieren:
Abnehmen im Alter ist sinnvoll, wenn starkes Übergewicht vorliegt. Entscheidend sind eine schonende Umstellung der Ernährung, gezielte Bewegung und individuelle Anpassungen. Ziel ist es, die Gesundheit zu erhalten, Muskelabbau zu verhindern und die Lebensqualität zu steigern. Mit der richtigen Strategie ist es auch im hohen Alter möglich, fit, gesund und selbstständig zu bleiben.
Ausreichend Schlaf unterstützt den Stoffwechsel und spielt eine wichtige Rolle für die Regulation des Hormonhaushalts. Letzterer kontrolliert auch das Hungergefühl. Indirekt hilft uns Schlaf also, eine kalorienreduzierte Ernährung durchzuhalten.
Extreme Diäten streben einen schnellen Gewichtsverlust an. Empfehlenswert ist vielmehr eine langfristige Ernährungsumstellung mit geringem Kaloriendefizit und ausreichend Protein, Vitaminen und Mineralstoffen.
Empfohlen werden mindestens 150 Minuten Ausdauersport wöchentlich, plus Krafttraining an zwei Tagen pro Woche. Du solltest jedoch nur so viel Sport treiben, wie es Dein individueller Zustand erlaubt. Sport ist im Alter besonders wichtig, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken. Wähle jedoch Bewegung, die Dir Spaß macht – nur dann bleibst Du langfristig dabei.
Ältere, stark übergewichtige Personen können zum Beispiel ihr Risiko für Typ-2 Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Zudem führt ein geringeres Gewicht auch dazu, dass die Gelenke weniger belastet werden.
Ältere Menschen sollten beim Abnehmen besonders auf eine kalorienreduzierte, aber nährstoffreiche Ernährung achten. Empfohlen wird eine Eiweißzufuhr von etwa 1 g pro Kilogramm Körpergewicht täglich, um Muskelabbau vorzubeugen. Zusätzlich sind ausreichend frisches Obst und Gemüse, hochwertige Fette (z. B. aus Nüssen oder Olivenöl) und Vollkornprodukte wichtig. Stark verarbeitete Lebensmittel und Crash-Diäten sollten vermieden werden, um Mangelerscheinungen und einen Jo-Jo-Effekt zu verhindern.
1. No title. (o. J.). Europa.Eu. Abgerufen 6. April 2025, von https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/HLTH_EHIS_BM1E__custom_2102488/bookmark/table?lang=de&bookmarkId=d250b891-3a07-4a01-b5e5-2b3b51be9590
2. Test Test. (2022, Januar 20). Gesundes Gewicht im Alter: Zwei, drei Kilos mehr sind genau richtig. USZ; Universitätsspital Zürich. https://www.usz.ch/gesundes-gewicht-im-alter-zwei-drei-kilos-mehr-sind-genau-richtig/
3. Gewicht reduzieren im Alter – ist das noch nötig? (o. J.). Verbraucherzentrale.de. Abgerufen 7. April 2025, von https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/ernaehrung-fuer-senioren/gewicht-reduzieren-im-alter-ist-das-noch-noetig-53028
4. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ AWMF-Register Nr. 050/001 Klasse: S3. (o. J.). Awmf.org. Abgerufen 7. April 2025, von https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001l_S3_Praevention-Therapie-Adipositas_2024-10.pdf
5. Arner, P., Bernard, S., Appelsved, L., Fu, K.-Y., Andersson, D. P., Salehpour, M., Thorell, A., Rydén, M., & Spalding, K. L. (2019). Adipose lipid turnover and long-term changes in body weight. Nature Medicine, 25(9), 1385–1389. https://doi.org/10.1038/s41591-019-0565-5
6. Stanford, F. C. (2021, Oktober 8). Surprising findings about metabolism and age. Harvard Health. https://www.health.harvard.edu/blog/surprising-findings-about-metabolism-and-age-202110082613
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8. Zelle-Möhlmann, E. (2022, November 3). Gewichtszunahme durch Medikamente: Machen mich meine Pillen dick? Apotheken Umschau; Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co. KG. https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/diabetes/machen-meine-pillen-dick-907363.html
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11. Strasser, B., Spreitzer, A., & Haber, P. (2007). Fat loss depends on energy deficit only, independently of the method for weight loss. Annals of Nutrition & Metabolism, 51(5), 428–432. https://doi.org/10.1159/000111162
12. Leitlinie Protein. (o. J.). DGE. Abgerufen 7. April 2025, von https://www.dge.de/wissenschaft/dge-leitlinien/leitlinie-protein/
13. Dieting after 60: What you need to know. (o. J.). WebMD. Abgerufen 7. April 2025, von https://www.webmd.com/healthy-aging/features/dieting-tips-older-adults
14. Solfrizzi, V., Colacicco, A. M., D’Introno, A., Capurso, C., Torres, F., Rizzo, C., Capurso, A., & Panza, F. (2006). Dietary intake of unsaturated fatty acids and age-related cognitive decline: a 8.5-year follow-up of the Italian Longitudinal Study on Aging. Neurobiology of Aging, 27(11), 1694–1704. https://doi.org/10.1016/j.neurobiolaging.2005.09.026
15. Arias-Fernández, L., Struijk, E. A., Rodríguez-Artalejo, F., Lopez-Garcia, E., & Lana, A. (2020). Habitual dietary fat intake and risk of muscle weakness and lower-extremity functional impairment in older adults: A prospective cohort study. Clinical Nutrition (Edinburgh, Scotland), 39(12), 3663–3670. https://doi.org/10.1016/j.clnu.2020.03.018
16. Burke, L. E., Wang, J., & Sevick, M. A. (2011). Self-monitoring in weight loss: a systematic review of the literature. Journal of the American Dietetic Association, 111(1), 92–102. https://doi.org/10.1016/j.jada.2010.10.008