Wundermittel oder riskanter Trend? Was Abnehmpflaster wirklich können

Warum sogenannte Slimming Patches ein Gesundheitsrisiko darstellen – und welche sichere Alternative es gibt

Frau mit sichtbarem Bauch trägt mehrere Abnehmpflaster als Unterstützung beim Gewichtsverlust.

Abnehmpflaster gelten aktuell als Trendprodukt. Sie versprechen, über die Haut Wirkstoffe abzugeben, die den Stoffwechsel anregen, Fett verbrennen und den Appetit zügeln sollen – ganz ohne Anstrengung. Doch wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit fehlen. Zudem sind diese Produkte nicht als Arzneimittel zugelassen und bergen daher erhebliche Risiken bezüglich Dosierung, Wirkung und Nebenwirkungen.

Letzte Änderung
28.08.2025
Lesezeit
5
Minuten

Was sind Abnehmpflaster – und wie sollen sie wirken?

Abnehmpflaster („Slimming Patches“) sind kleine selbstklebende Pflaster mit verschiedenen Wirkstoffen, die beim Abnehmen helfen sollen. Auf den ersten Blick sehen sie wie normale Wundpflaster oder Nikotinpflaster aus.

Die Idee hinter den Abnehmpflastern ist einfach: Anstatt Kapseln oder Tabletten zu schlucken, gelangen die Wirkstoffe über die Haut direkt in den Körper in den Blutkreislauf (transdermale Anwendung). Dabei wird das Pflaster am Bauch, Rücken, Oberarm oder Oberschenkel aufgeklebt. Dort bleibt es für mehrere Stunden bis zu einem ganzen Tag auf der Haut.

Durch die enthaltenen Wirkstoffe sollen die Pflaster unter anderem folgende Prozesse unterstützen können:

  • Stoffwechsel anregen: Durch bestimmte Inhaltsstoffe soll der Stoffwechsel angeregt werden, damit der Körper mehr Energie (Kalorien) verbraucht.
  • Fettverbrennung fördern: Einige Pflaster sollen gezielt die Fettverbrennung aktivieren und dabei helfen, überschüssige Fettreserven abzubauen.
  • Appetit zügeln: Verschiedene Wirkstoffe sollen das Hungergefühl verringern können und so dazu führen, dass weniger gegessen wird.
  • Entgiftung unterstützen: Die Wirkstoffe sollen bei der Entgiftung unterstützen können, indem sogenannte „Schlacken“ oder Giftstoffe aus dem Körper ausgeleitet werden.

Inhaltsstoffe: Was ist in Abnehmpflastern enthalten?

Zu den meisten Inhaltsstoffen in Abnehmpflastern gibt es kaum Studien zur transdermalen Wirkung über die Haut. Denn diese bildet eine wirksame Barriere, die nur wenige Wirkstoffe durchlässt. Selbst wenn einzelne Stoffe in Studien in oraler Form minimale Effekte zeigen, bedeutet das nicht, dass sie als Pflaster funktionieren. Auch zeigten sich diese Effekte nur in Kombination mit Bewegung und kalorienbewusster Ernährung.

Unter anderem enthalten Abnehmpflaster meist einen oder mehrere der folgenden Wirkstoffe:

Wirkstoff Potenzielle Wirkung Studien
Koffein Als Stimulanz soll Koffein den Stoffwechsel anregen und die Thermogenese (Wärmeproduktion im Körper) fördern können, wodurch mehr Kalorien verbrannt werden. Studien legen nahe, dass Koffein womöglich kurzfristig den Energieverbrauch steigern kann. Langfristige Effekte auf das Körpergewicht sind jedoch begrenzt und stark vom Lebensstil abhängig.
Grüner Tee-Extrakt (EGCG – Epigallocatechingallat) Grüner Tee enthält Catechine (sekundäre Pflanzenstoffe), insbesondere EGCG, die den Fettstoffwechsel beeinflussen sollen. Catechine scheinen in der Lage zu sein, Enzyme zu blockieren, die den Abbau von Noradrenalin („Stresshormon“) fördern, was wiederum zu einem längeren Anstieg des Energieverbrauchs führen kann. Es gibt hierzu keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege. Den wenigen kleinen Studien ist lediglich zu entnehmen, dass EGCG womöglich zu einem leichten Fettverlust führen kann.
Garcinia Cambogia (Hydroxyzitronensäure – HCA) Die Frucht enthält HCA, die angeblich das Enzym ATP-Citrat-Lyase hemmt, welches für die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fett zuständig ist. Gleichzeitig soll HCA den Appetit unterdrücken, indem es den Serotonin-Spiegel im Gehirn leicht anhebt. Hierzu gibt es widersprüchliche Ergebnisse in Studien. Einige kleine Untersuchungen weisen auf einen leichten Gewichtsverlust hin. Andere Studien zeigen keine signifikante Wirkung.
Capsaicin (aus Chili) Capsaicin ist der scharfe Wirkstoff in Chili, der die Thermogenese und damit die Fettverbrennung erhöhen soll. Zusätzlich wird ihm eine appetitzügelnde Wirkung zugeschrieben. Einige Studien liefern Hinweise, dass Capsaicin den Stoffwechsel ankurbelt, die Fettverbrennung unterstützt und das Hungergefühl etwas reduzieren kann. Die Effekte sind jedoch moderat.
Acai-Beere Die Acai-Beere soll den Appetit unterdrücken, den Stoffwechsel fördern sowie die gesunde Gewichtsabnahme unterstützen können. Ein direkter Gewichtsverlust ist jedoch nicht nachgewiesen. Selbst gut durchgeführte Studien zeigen keinen signifikanten Effekt.
Fucus Vesiculosus (Blasentang) Die Braunalge ist reich an Jod, das für die Funktion der Schilddrüse wichtig ist. Da die Schilddrüse den Stoffwechsel steuert, soll Fucus den Grundumsatz erhöhen – vorausgesetzt, ein Jodmangel liegt vor. Studien weisen darauf hin, dass ein Jodmangel den Stoffwechsel verlangsamen kann. Die zusätzliche Gabe von Jod ist nur bei tatsächlichem Mangel sinnvoll, da ansonsten eine Schilddrüsenüberfunktion droht.
Apitoxin (Bienengift) Das im Bienengift enthaltene Peptid Melittin soll das Lymphsystem, die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse fördern können, sodass hierdurch Fett verbrannt wird. Teilweise wird auch behauptet, dass Bienengift den Zelltod von Fettzellen (Apoptose) auslösen könnte. Es gibt bisher keine fundierten Studien. Zwar deutet eine Studie darauf hin, dass Bienengift möglicherweise Fettzellen beeinflussen kann, dies wurde jedoch nicht am Menschen getestet.10

Gibt es Studien zur Wirksamkeit von Abnehmpflastern?

Bisher gibt es lediglich eine Studie zu einem „Abnehmpflaster“ bei Menschen.11 In dieser Untersuchung aus dem Jahr 2024 wurde ein Pflaster getestet, das den Wirkstoff Alpha-Liponsäure (kurz ALA) enthält. Hierbei handelt es sich um eine natürliche Verbindung, die im Körper als starkes Antioxidans wirkt. ALA kann helfen, freie Radikale zu bekämpfen, die Zellen schädigen können. Außerdem soll Alpha-Liponsäure den Stoffwechsel anregen und den Abbau von Fettzellen fördern können.

An der Studie nahmen 104 übergewichtige Erwachsene (meist Frauen) teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Eine Gruppe trug das Pflaster täglich für zwei Wochen jeweils sechs Stunden am Oberarm. Die zweite Gruppe bekam ein Pflaster ohne Wirkstoff (Placebo).

In der Gruppe mit dem echten Pflaster wurde die Fettschicht unter der Haut am Oberarm etwas dünner. Auch die Hautfaltendicke nahm wenige Zentimeter ab. Das heißt, das Pflaster wirkte lokal gegen Fett. Im Vergleich dazu veränderte sich bei der Placebo-Gruppe ohne Wirkstoff nichts oder nur wenig.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen zwar eine Wirkung, jedoch wurde das Pflaster ausschließlich am Oberarm getestet und auch nur für zwei Wochen. Ob es an anderen Körperstellen und auch langfristig wirkt, wurde noch nicht untersucht.

Risiken und Nebenwirkungen von Abnehmpflastern

Abnehmpflaster mögen zunächst verlockend klingen: Einfach auf die Haut kleben und mühelos Körperfett verlieren. Ganz so einfach ist das jedoch nicht. Denn die Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt, während die Nebenwirkungen und Risiken real sein können.

Eines der größten Probleme bei Abnehmpflastern ist, dass sie nicht als Medikamente zugelassen sind. Das bedeutet, dass es keine behördliche Kontrolle über die genaue Dosierung, Reinheit oder Wirksamkeit der enthaltenen Stoffe gibt. So besteht das hohe Risiko, dass viel zu viel eines Wirkstoffes über die Haut aufgenommen wird, was mit potenziell schädlichen Folgen in Verbindung stehen kann.

Des Weiteren können Hautprobleme durch das Tragen des Pflasters auftreten, wie zum Beispiel:

  • Rötungen
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Allergische Reaktionen

Diese Hautreaktionen können entweder durch den Klebstoff oder durch die Wirkstoffe selbst entstehen, die durch die Haut in den Körper gelangen sollen.

Was ist dran an den sogenannten „GLP-1-Patches“?

Ein besonders aktueller Trend unter den Abnehmpflastern sind sogenannte GLP-1-Patches. Es wird damit geworben, dass sie die Wirkung der verschreibungspflichtigen Abnehmspritze Wegovy® (Wirkstoff: Semaglutid) imitieren, um den Appetit zu zügeln und das Gewicht zu senken.

Verbraucherschützer:innen warnen vor diesen Abnehmpflastern, da sie kein GLP-1 enthalten, sondern eine Mischung aus Berberin (pflanzlicher Stoff), Glutamin (Aminosäure) und Chrom (Spurenelement). Von Seiten der Hersteller wird behauptet, diese Kombination würde ähnlich wie medizinisches GLP-1 wirken.12 Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Beweise, dass diese Wirkstoffkombination über die Haut aufgenommen überhaupt eine relevante Wirkung entfaltet, geschweige denn den Appetit dämpft oder das Gewicht reduziert.

In einer Werbung zu diesen Patches findet sich auch eine „Studie“, die angeblich die Wirkung von Berberin belegt. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um einen einfachen Selbstversuch eines Bloggers, der das Pflaster anwendet und über zehn Tage seinen Blutzucker misst. Es gab keine Kontrollgruppe, keine Gewichtsmessung und keine statistische Auswertung.

Können Abnehmspritzen eine sinnvolle Alternative sein?

Für Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) gibt es mittlerweile Medikamente, die beim Abnehmen unterstützen können. Wirkstoffe, die dabei eine Rolle spielen, sind unter anderem Semaglutid (Handelsname: Wegovy®) und Liraglutid (Handelsname: Saxenda®), die unter die Haut gespritzt (subkutan) werden, meist mit einem Fertigpen, ähnlich wie bei Insulin.

Ursprünglich wurden sie auch zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt. Doch auch beim Gewichtsverlust können sie helfen – zusätzlich zur Ernährungsumstellung und Sport.

Diese Arzneimittel

  • sind wissenschaftlich validiert und in großen Studien erprobt.
  • in der EU und den USA zugelassen.
  • unter ärztlicher Kontrolle anwendbar – mit individueller Dosisanpassung.
  • wirken systemisch, nicht lokal wie Pflaster.

Zudem ist die Anwendung auf eine medizinisch indizierte Zielgruppe beschränkt – z. B. Menschen mit einem BMI über 30 oder über 27 bei bestimmten Begleiterkrankungen.

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die frei käuflichen Abnehmpflaster beim Abnehmen helfen. Weder die Wirksamkeit noch die Sicherheit der Produkte wurden untersucht.

Die Abnehmpflaster enthalten unterschiedliche Wirkstoffe, die von der Haut aufgenommen werden sollen. Dabei kann das Pflaster auf verschiedene Körperstellen wie Bauch, Rücken, Oberarm oder Oberschenkel geklebt werden, wo es einige Stunden bis zu einem Tag verbleibt.

Die in den Abnehmpflastern enthaltenen Wirkstoffe sollen den Stoffwechsel anregen, Fett verbrennen und den Appetit zügeln können. Es gibt jedoch keine Belege für die Wirksamkeit.

Je nachdem, welche Wirkstoffe in den Abnehmpflastern enthalten sind, können leichte bis schwere Nebenwirkungen oder sogar allergische Reaktionen auftreten.

Abnehmpflaster sind online, aber auch in verschiedenen Geschäften wie Apotheken erhältlich.

Ja, ein Mounjaro® Rezept ist zwingend erforderlich, da das Medikament verschreibungspflichtig ist. Es darf nur mit ärztlicher Verordnung in Apotheken – online oder vor Ort – abgegeben werden.

Du kannst Wegovy® online bestellen, wenn dir ein Arzt ein gültiges Rezept ausgestellt hat. Anschließend kann das Medikament über eine Versandapotheke bezogen werden.

  1. Astrup A, Toubro S, Cannon S et. al, Caffeine: a double-blind, placebo-controlled study of its thermogenic, metabolic, and cardiovascular effects in healthy volunteers. Am J Clin Nutr. 1990 May;51(5):759-67, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2333832/
  2. Hursel R, Viechtbauer W, Dulloo AG et. al, The effects of catechin rich teas and caffeine on energy expenditure and fat oxidation: a meta-analysis. Obes Rev. 2011 Jul;12(7):e573-81, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21366839/
  3. Hodgson AB, Randell RK, Jeukendrup AE. The effect of green tea extract on fat oxidation at rest and during exercise: evidence of efficacy and proposed mechanisms. Adv Nutr. 2013 Mar 1;4(2):129-40, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23493529/
  4. Chen IJ, Liu CY, Chiu JP, Hsu CH. Therapeutic effect of high-dose green tea extract on weight reduction: A randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Clin Nutr. 2016 Jun;35(3):592-9, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26093535/
  5. Onakpoya I, Hung SK, Perry R et. al, The Use of Garcinia Extract (Hydroxycitric Acid) as a Weight loss Supplement: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomised Clinical Trials. J Obes. 2011;2011:509038, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21197150/
  6. Janssens PL, Hursel R, Westerterp-Plantenga MS. Capsaicin increases sensation of fullness in energy balance, and decreases desire to eat after dinner in negative energy balance. Appetite. 2014 Jun;77:44-9, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24630935/
  7. Udani JK, Singh BB, Singh VJ, Barrett ML. Effects of Açai (Euterpe oleracea Mart.) berry preparation on metabolic parameters in a healthy overweight population: a pilot study. Nutr J. 2011 May 12;10:45, Download vom 26.06.2025 von https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3118329
  8. Aranha LN, Silva MG, Uehara SK et. al, Effects of a hypoenergetic diet associated with açaí (Euterpe oleracea Mart.) pulp consumption on antioxidant status, oxidative stress and inflammatory biomarkers in overweight, dyslipidemic individuals. Clin Nutr. 2020 May;39(5):1464-1469, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31307842/
  9. Chatterjee, Soumik & Bhadre, Dipak & Zabeeruddin, Mohammed. (2025). Therapeutic Efficacy of Fucus vesiculosus Methanolic Extract in Propylthiouracil-Induced Hypothyroidism in Rats. Innovative Journal of Medical and Health Science. 2. 1-17. 10.61808/ijmhr24, Download vom 26.06.2025 von https://www.researchgate.net/publication/391736217_Therapeutic_Efficacy_of_Fucus_vesiculosus_Methanolic_Extract_in_Propylthiouracil-Induced_Hypothyroidism_in_Rats
  10. Kim KH, Sung HJ, Lee WR et. al, Effects of Melittin Treatment in Cholangitis and Biliary Fibrosis in a Model of Xenobiotic-Induced Cholestasis in Mice. Toxins (Basel). 2015 Aug 25;7(9):3372-87, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26308055/
  11. Sooklert K, Thamakaison S, Nilyai S et. al, The effects of alpha-lipoic acid transdermal patch for local subcutaneous fat reduction: A randomized, placebo-controlled, clinical trial in overweight volunteers. Contemp Clin Trials Commun. 2024 Nov 24;42:101402, Download vom 26.06.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39678156/
  12. Apotheken Umschau, März 2025, GLP1-1-Patches, Verbraucherschützer warnen vor Abnehmpflastern, https://www.apotheken-umschau.de/news/abnehmpflaster-verbraucherschuetzer-warnen-vor-verbraucher-taeuschung-1247379.html