Gefahren beim Abnehmen mit Abführmitteln

Warum Abführmittel nicht beim Abnehmen helfen und welche gefährlichen Folgen der Missbrauch haben kann

Frau sitzt auf der Toilette und hält zwei Kapseln in der Hand, symbolisch für den riskanten Ansatz Abnehmen mit Abführmittel.

Abführmittel können bei Verstopfung zum Einsatz kommen, unterstützen jedoch nicht die Gewichtsabnahme. Vielmehr entziehen sie dem Körper vor allem Wasser, sodass es zu einem kurzfristigen, scheinbaren Gewichtsverlust kommt. Fett wird hingegen nicht abgebaut und ein Missbrauch von Abführmitteln kann lebensgefährliche Folgen haben. Um Gewicht wirklich dauerhaft zu verlieren, müssen mehr Kalorien verbrannt als aufgenommen werden (Kaloriendefizit). Zusätzlich kann regelmäßige Bewegung den Kalorienverbrauch noch erhöhen.

Letzte Änderung
04.09.2025
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Wichtiger Hinweis zu Ozempic®

Ozempic® ist in Deutschland ausschließlich zur Behandlung von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes zugelassen. Es darf nur nach ärztlicher Verordnung eingesetzt werden. Die Anwendung von Ozempic® zur Gewichtsreduktion gehört nicht zu den zugelassenen Indikationen. Der folgende Artikel dient der medizinischen Aufklärung. Wende Dich bei Fragen zur Behandlung immer an Deine Ärztin oder Deinen Arzt.

Du bist auf der Suche nach medikamentöser Unterstützung bei der Behandlung von Übergewicht? Hier findest du hilfreiche Informationen zu Wegovy®.

Welche Abführmittel gibt es und wie wirken sie?

Abführmittel (Laxantien) sollen helfen, den Stuhlgang zu erleichtern. Sie werden eingesetzt, wenn jemand unter Verstopfung leidet, also nur selten zur Toilette gehen kann oder Schwierigkeiten beim Stuhlgang hat. Dabei gibt es verschiedene Arten von Abführmitteln, die auf unterschiedliche Weise wirken. Darunter zum Beispiel:

Abführmittel Wirkung Wirkungseintritt
Quellmittel (z. B. Flohsamen oder Leinsamen) Diese Mittel binden Wasser im Darm und quellen auf. Dadurch wird der Stuhl weicher und voluminöser, was die Darmtätigkeit anregt. Bei der Einnahme muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, da sonst die Verstopfung verstärkt wird. 1 bis 3 Tage
Osmotische Abführmittel (z. B. Lactulose oder Macrogol) Die Abführmittel wirken wie ein Magnet für Wasser. Sie ziehen Wasser in den Darm, das dort normalerweise nicht wäre. Das zusätzliche Wasser macht den Stuhl dann weich und löst die Verstopfung. 1 bis 3 Tage
Stimulanzien (z. B. Bisacodyl oder Natriumpicosulfat) Darmreizende Mittel regen die Darmbewegungen direkt an und sorgen dafür, dass der Stuhl schneller weitertransportiert wird. Innerhalb weniger Stunden
Zäpfchen und Einläufe (z. B. Glycerin-Zäpfchen oder Klistiere) Die Mittel wirken lokal im Enddarm und sorgen schnell für eine Entleerung. Innerhalb weniger Minuten

Funktioniert Abnehmen mit Abführmitteln?

Die Vorstellung hinter dem Abnehmen mit Abführmitteln ist, dass durch eine schnellere Darmentleerung weniger Kalorien aufgenommen werden und dadurch das Körpergewicht sinkt. 

Abführmittel wirken allerdings erst im unteren Teil des Darms, meist im Dickdarm. Bis dahin sind die meisten Nährstoffe einschließlich Zucker, Fette und Eiweiße bereits vom Dünndarm aufgenommen worden. Selbst wenn also der Stuhl durch ein Abführmittel schneller ausgeschieden wird, sind die Kalorien längst im Körper angekommen. Dementsprechend betrifft die Wirkung der Abführmittel hauptsächlich den Wassergehalt des Darms und des Stuhls und nicht die tatsächliche Energieaufnahme.

Kommt es nach der Einnahme von Abführmitteln zu einer Gewichtsabnahme, liegt das in der Regel daran, dass der Körper kurzfristig Wasser verliert. Dieser Wasserverlust kann auf der Waage zwar wie ein echter Gewichtsverlust aussehen, hat aber nichts mit einer Verringerung von Körperfett zu tun. Auch die vermehrte Stuhlausscheidung kann kurzfristig zu einem vorübergehenden leichten Gewichtsverlust führen.

Der Körper reguliert den Wasserhaushalt sehr genau, und das verlorene Wasser wird größtenteils innerhalb kurzer Zeit wieder ausgeglichen, durch Trinken oder über den normalen Stoffwechsel. Es handelt sich also lediglich um einen vorübergehenden Effekt.

Abnehmen mit Abführmitteln: Risiken und Nebenwirkungen

Die regelmäßige Einnahme von Abführmitteln birgt erhebliche gesundheitsgefährdende Risiken und es drohen schwere körperliche und psychische Folgen:

  • Flüssigkeitsmangel und Elektrolytverlust. Bei häufigem oder dauerhaftem Abführmittel-Gebrauch verliert der Körper große Mengen an Wasser sowie lebenswichtige Mineralstoffe wie Kalium, Natrium und Magnesium. Dies kann zu Müdigkeit, Schwindel, verminderter Urinausscheidung, trockener Mundschleimhaut und im schlimmsten Fall zu Nierenversagen oder Herzproblemen führen.1
  • Mangelernährung und Stoffwechselstörungen. Nicht nur die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen wird gestört, sondern auch die von Vitaminen und Spurenelementen. Das bedeutet, dass der Körper insgesamt zu wenig Nährstoffe erhält, obwohl man vielleicht genug Kalorien isst (beschleunigte Darmpassage). Die Folge können Mangelzustände sein und / oder der Körper verträgt manche Lebensmittel nicht mehr gut (z. B. Milchzucker), sodass Unverträglichkeiten entstehen. Auch die Darmflora, also die gesunden Bakterien im Darm (auch Mikrobiota genannt), wird gestört. Langfristig kann dies die Verdauung schwächen, das Immunsystem belasten und sogar Auswirkungen auf die Stimmung haben.2
  • Schäden an Darm und Verdauungssystem bei längerem Gebrauch. Bei chronischem Gebrauch, besonders stimulierender Abführmittel, kann es zu einer Erschlaffung der Darmmuskulatur kommen. Der Darm gewöhnt sich daran, dass er von außen „angeschoben“ wird, und arbeitet nicht mehr selbstständig, wie ein Muskel, der ohne Training schwächer wird. Mit der Zeit kann es passieren, dass der Darm ohne Abführmittel kaum noch arbeitet (Darmträgheit) und man dauerhaft Probleme mit der Verdauung hat (z. B. chronische Verstopfung, Reizdarm, Blutungen bis hin zur Darmperforation).3 

Darüber hinaus steht der Missbrauch von Abführmitteln in engem Zusammenhang mit Essstörungen wie Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder Anorexie (Magersucht). Viele Betroffene nutzen Abführmittel als eine Form des sogenannten „Purging“, also der nachträglichen „Reinigung“ nach Essanfällen. Dabei geht es nicht nur um Gewichtsabnahme, sondern auch um Kontrolle, Schuldgefühle oder Selbstbestrafung. Dadurch kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Letzteres kann wiederum Depressionen, Angstzustände und weitere psychische Erkrankungen begünstigen.4,5,6

Kein abruptes Absetzen von Abführmitteln nach Langzeiteinnahme!

Wenn Du Abführmittel bereits über einen längeren Zeitraum einnimmst, solltest Du das Mittel nicht abrupt absetzen, da die Gefahr einer sogenannten Rebound Obstipation besteht: Der Darm hat sich an die Stimulation gewöhnt und reagiert dann mit einer extremen Form der Verstopfung. In seltenen Fällen kann es auch zu einem lebensbedrohlichen Darmverschlusses kommen. Wende Dich unbedingt an Deine Hausärztin oder Deinen Hausarzt und setze das Abführmittel nur unter ärztlicher Aufsicht ab.

So geht eine nachhaltige und gesunde Gewichtsabnahme

Gewicht zu verlieren bedeutet, die Fettreserven des Körpers abzubauen. Das ist mit Abführmitteln nicht möglich. Vielmehr ist das nur möglich, wenn über einen längeren Zeitraum mehr Energie verbraucht wird, als über die Nahrung aufgenommen wird (Kaloriendefizit). Eine ausgewogene Ernährung mit Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, gesunden Fetten und eiweißreichen Lebensmitteln kann dabei unterstützen. In der Regel reichen ca. 300 bis 500 Kalorien weniger pro Tag als der normale Bedarf aus, um langsam und gesund abzunehmen und das Gewicht langfristig zu halten. 

Neben der Ernährung ist auch Bewegung ein wichtiger Faktor beim Abnehmen. Schon 30 Minuten Bewegung am Tag können ausreichen, um zusätzliche Energie zu verbrennen. Empfohlen wird eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, um gleichzeitig Muskelmasse zu erhalten bzw. aufzubauen.  

Abnehmspritzen als Ergänzung zur Ernährungsumstellung und Bewegung

Für Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) gibt es Medikamente, die bei der Gewichtsabnahme helfen können. Hierzu gehören Wirkstoffe wie Semaglutid (Handelsname: Wegovy®), Tirzepatid (Handelsname: Mounjaro®) sowie Liraglutid (Handelsname: Saxenda®). Sie werden mit einem Fertigpen unter die Haut gespritzt (subkutan) und 

  • sind wissenschaftlich validiert und in großen Studien erprobt,
  • in der EU und den USA zugelassen,
  • unter ärztlicher Kontrolle anwendbar mit individueller Dosisanpassung.

Dabei ist die Anwendung auf eine bestimmte Zielgruppe beschränkt: Personen mit einem BMI (Body-Mass-Index)

  • ab 30 (Adipositas)
  • von 27 bis 29,9 (übergewichtig), mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung wie Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus (Dysglykämie), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung oder schlafbezogener Atmungsstörung (obstruktive Schlafapnoe)

Zusammenfassung

Häufige Fragen

Ja, der Missbrauch von Abführmitteln kann schwerwiegende körperliche und psychische Schäden verursachen, darunter Nährstoffmängel, Darmträgheit und sogar lebensgefährliche Komplikationen wie Herzprobleme oder Nierenversagen. Auch die Darmflora und das Immunsystem können langfristig geschädigt werden.

Abführmittel führen lediglich zu einem kurzfristigen Wasserverlust. Sie wirken im Dickdarm, nachdem die Nährstoffe bereits vom Körper aufgenommen wurden. Auch die vermehrte Ausscheidung von Stuhl kann zu einer vorübergehenden leichten Gewichtsabnahme führen. Es entsteht jedoch nur der Eindruck einer Gewichtsabnahme, ohne dass Fett abgebaut wird.

Nein, eine dauerhafte Gewichtsabnahme durch Abführmittel ist nicht möglich, da sie weder den Fettabbau fördern noch die Kalorienaufnahme relevant beeinflussen. Außerdem kann langfristiger Gebrauch zu chronischen Verdauungsproblemen führen.

Mögliche Risiken sind Flüssigkeitsmangel, Elektrolytverlust, Mangelernährung, Schäden an der Darmmuskulatur sowie psychische Abhängigkeit. Der Missbrauch steht zudem in engem Zusammenhang mit Essstörungen wie Bulimie und Magersucht.

Nein, der kurzfristige Gewichtsverlust durch Abführmittel betrifft ausschließlich Wasser, nicht jedoch Körperfett. Fettabbau gelingt nur durch ein Kaloriendefizit, das durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung unterstützt wird.

Ärztinnen und Ärzte warnen ausdrücklich vor der missbräuchlichen Einnahme von Abführmitteln zum Abnehmen, da dies erhebliche gesundheitliche Schäden verursachen kann. Wer bereits seit Längerem Abführmittel einnimmt, sollte diese nur unter ärztlicher Aufsicht absetzen, um Komplikationen zu vermeiden.

Nein, Saxenda® kaufen ohne Rezept ist nicht erlaubt. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und darf nur mit einer ärztlichen Verordnung in Apotheken abgegeben werden.

Du kannst Wegovy® bestellen, wenn dir ein Arzt ein gültiges Rezept ausgestellt hat. Anschließend ist die Bestellung über eine zertifizierte Versandapotheke möglich.

  1. Barnard College, Columbia University, 3009 Broadway, New York, NY 10027, 212.854.5262, The Facts About Laxatives, https://barnard.edu/self-help-resources/facts-about-laxatives
  2. Alexander Enabnit et. al, Mar 20, 2024, Laxative Abuse: Understanding the Risks, Signs, Effects, and Support, https://www.dovemed.com/health-topics/focused-health-topics/laxative-abuse-understanding-risks-signs-effects-and-support
  3. Forney KJ, Buchman-Schmitt JM, Keel PK, Frank GK. The medical complications associated with purging. Int J Eat Disord. 2016 Mar;49(3):249-59, Download vom 29.07.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26876429/
  4. Bryant-Waugh R, Turner H, East P, Gamble C, Mehta R. Misuse of laxatives among adult outpatients with eating disorders: prevalence and profiles. Int J Eat Disord. 2006 Jul;39(5):404-9, Download vom 29.07.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16528732/
  5. Kovacs D, Palmer RL. The associations between laxative abuse and other symptoms among adults with anorexia nervosa. Int J Eat Disord. 2004 Sep;36(2):224-8, Download vom 29.07.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15282693/
  6. Lengvenyte A, Strumila R, Maimoun L et. al, A specific association between laxative misuse and suicidal behaviours in patients with anorexia nervosa and bulimia nervosa. Eat Weight Disord. 2022 Feb;27(1):307-315, Download vom 29.07.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33797033/