Lipödem-Symptome: Typische Anzeichen erkennen

Lipödem früh erkennen – Symptome, Stadien und Behandlungsoptionen

Deutlich geschwollene Beine und Oberschenkel einer Frau als sichtbare Lipödem Symptome.

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Typische Anzeichen sind symmetrische Fettansammlungen an Beine, Hüften und Gesäß, begleitet von Schmerzen, Schwellungen und einer erhöhten Neigung zu blauen Flecken. Eine Gewichtsreduktion bleibt meist wirkungslos, da das Fettgewebe krankhaft verändert ist. Hier erfährst Du, wie Du Lipödem-Symptome erkennst, welche Stadien es gibt, welche Therapien helfen und worin die Unterschiede zu Übergewicht, Cellulite und Lymphödem liegen.

Letzte Änderung
27.08.2025
Lesezeit
5
Minuten

Was ist ein Lipödem?

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung des Fettgewebes, bei der es zu einer symmetrischen Fettvermehrung kommt – vor allem an Beinen, Hüften und Gesäß, gelegentlich auch an den Oberarmen. Hände und Füße bleiben typischerweise ausgespart.

  • Betroffen sind fast ausschließlich Frauen, häufig in hormonellen Umbruchphasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahren.
  • Ursachen: Noch nicht vollständig geklärt; vermutet werden genetische und hormonelle Faktoren.
  • Familiäre Häufung weist auf eine erbliche Komponente hin.1

Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Erkrankungen und Erscheinungsbildern: 

  • Lymphödem: Meist einseitig und asymmetrisch; Lipödem fast immer symmetrisch an beiden Beinen oder Armen.
  • Adipositas: Gleichmäßige Fettverteilung am ganzen Körper, Gewichtsreduktion zeigt Wirkung – bei Lipödem nicht.
  • Cellulite: Keine Schmerzen oder Schwellungen, sondern lediglich Dellenbildung.
Können auch Männer ein Lipödem bekommen?

Ja, aber selten. Ursache sind oft hormonelle Störungen, Lebererkrankungen oder Östrogentherapien. Bei Verdacht ist eine ärztliche Abklärung wichtig.

Lipödem-Stadien: Der Verlauf der Erkrankung

Stadium Merkmale
Stadium 1 Glatte Haut, weiche Fettpolster
Stadium 2 Knötchenbildung, unebene Haut
Stadium 3 Große Fettwülste, Gewebeverhärtungen, Bewegungseinschränkungen
Stadium 4 (Lipo-Lymphödem) Kombination aus Lipödem und sekundärem Lymphödem, starke Gewebeveränderungen bis hin zu elephantiasis-ähnlichen Ausprägungen

Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die im Verlauf fortschreiten kann – sowohl in der Ausdehnung auf weitere Körperregionen als auch in der Intensität der Beschwerden. Eine frühzeitige Behandlung kann den Verlauf positiv beeinflussen.

Lipödem-Symptome – wie Du die Erkrankung erkennst

Die typischen Beschwerden reichen von sichtbaren Veränderungen bis zu schmerzhaften Empfindungen:

  • Symmetrische Fettvermehrung an Beinen und Gesäß (teilweise bis zu den Knöcheln)
  • Schmerzen und Druckempfindlichkeit, zunächst nur bei Belastung (Stadium 1), später auch in Ruhe (Stadium 2–3)
  • Blauen Flecken (Hämatome) ohne erkennbare Ursache
  • Spannungsgefühl und Schwere in den Beinen
  • Wassereinlagerungen (Ödeme), die sich im Tagesverlauf verstärken können
  • Kalte Haut durch verminderte Durchblutung des Unterhautgewebes

Lipödem Kneiftest: Beim Kneifen der betroffenen Haut schmerzt das Gewebe stark und zeigt womöglich Dellen. Das kann ein Hinweis auf Lipödem sein, ersetzt aber keine ärztliche Diagnose.

Lipödem oder Übergewicht? So unterscheidest Du die Erkrankungen

Merkmal Lipödem Übergewicht
Fettverteilung Unterkörper (Beine, Po) Gleichmäßig am ganzen Körper
Schmerzen Häufig vorhanden Selten
Schwellungen (Ödeme) Typisch Unüblich
Hämatome Häufig ohne Anlass Selten
Reaktion auf Kaloriendefizit Keine Reduktion Gewichtsverlust möglich
Ursache Chronische Erkrankung Kalorienüberschuss

Kombination möglich: Lipödem und Adipositas können gleichzeitig auftreten. Bei Übergewicht ist durch ein Kaloriendefizit eine Reduktion des normalen, stoffwechselaktiven Fettgewebes möglich. Das krankhaft veränderte Lipödem-Fett ist jedoch therapieresistent gegenüber einer Gewichtsreduktion. Es ist also möglich, insgesamt Gewicht zu verlieren – die typischen Lipödem-Problemzonen (z. B. Beine, Gesäß) bleiben jedoch meist unverändert. Dadurch kann sich das Körperbild sogar unausgeglichener anfühlen: Der Oberkörper nimmt ab, der Unterkörper kaum.2

Lipödem oder Cellulite? Die wichtigsten Unterschiede

Merkmal Lipödem Cellulite
Fettverteilung Unterkörper (Beine, Gesäß) Unterhaut, unregelmäßige Dellen
Schmerzen Häufig vorhanden Keine
Schwellungen (Ödeme) Typisch Unüblich
Hämatome Häufig ohne Anlass Keine
Reaktion auf Kaloriendefizit Keine Reduktion Teilweise Verbesserung
Ursache Chronische Erkrankung Schwaches Bindegewebe

Lipödem oder Lymphödem? Das sind die Unterschiede

Merkmal Lipödem Lymphödem
Fett- bzw. Flüssigkeitsverteilung Symmetrische Fettvermehrung Asymmetrische Schwellung
Hände und Füße Nicht betroffen Häufig betroffen (Stemmer’sche Zeichen positiv: Hautfalte an den Zehen oder Fingern kann nicht angehoben werden)
Schmerzen Druckschmerzhaft Meist schmerzlos, eher Spannungsgefühl
Schwellungen (Ödeme) Weiche Fettpolster Feste, nicht druckschmerzhafte Schwellung
Ursache Chronische Erkrankung Störung des Lymphabflusses
Reaktion auf Hochlagern Keine Besserung Besserung durch Hochlagern möglich

Lipödem-Behandlung: Was hilft wirklich?

Eine frühzeitige Diagnose durch Fachärzt:innen für Phlebologie, Lymphologie oder Dermatologie ist unerlässlich.

Da das Lipödem nicht heilbar ist, zielt die Behandlung darauf ab, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen. Je nach Stadium unterscheiden sich die Möglichkeiten:

Konservative Behandlung (Stadium 1–3)

  • Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE)
  • Manuelle Lymphdrainage
  • Kompressionstherapie (maßgefertigte Strümpfe)
  • Bewegungstherapie, Hautpflege

Operative Behandlung (ab Stadium 2–3)

  • Liposuktion (Fettabsaugung): Entfernung des krankhaft veränderten Fettgewebes, meist in mehreren Sitzungen unter kontrollierten Bedingungen.

Wichtig: Die Liposuktion wird in der Regel dann erwogen, wenn konservative Maßnahmen wie Kompressionstherapie, Bewegung und manuelle Lymphdrainage keine ausreichende Linderung bringen. Entscheidend für die Indikationsstellung sind dabei weniger das Stadium, sondern vielmehr die individuelle Symptomlast und das Ansprechen auf bisherige Therapieversuche.

Psychische Belastung durch Lipödem

Das Lipödem belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Viele Betroffene leiden unter:

  • Depressiven Verstimmungen
  • Angststörungen
  • Sozialem Rückzug

Unterstützung durch Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen kann die Lebensqualität verbessern.3

Frühzeitige Abklärung wichtig

Nur ein Arzt oder eine Ärztin kann ein Lipödem diagnostizieren und den passenden Behandlungsplan erstellen. Warte nicht zu lange bei ersten Symptomen. Eine frühzeitige Abklärung und individuell abgestimmte Behandlung kann helfen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Neben physikalischen Therapien sind auch psychologische Unterstützung sowie ergänzende Maßnahmen wie Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und Hautpflege sinnvoll.

Häufige Fragen

Symmetrische Fettansammlungen an Beinen, Hüften und Gesäß, Druckschmerzen, Spannungsgefühl, Neigung zu blauen Flecken und Schwellungen sind typische Anzeichen. 

Lipödem Kneiftest: Beim Kneifen der betroffenen Haut schmerzt das Gewebe stark und zeigt Dellen. Das kann ein Hinweis auf Lipödem sein, ersetzt aber keine ärztliche Diagnose.

Die Lipödem-bedingte Fettvermehrung verteilt sich unproportional, ist druckempfindlich und schmerzhaft. Übergewicht betrifft den ganzen Körper und reagiert auf ein Kaloriendefizit.


Das Lipödem entwickelt sich meist schleichend über Jahre. Die Symptome beginnen oft mild und verstärken sich im Verlauf, wenn das Fettgewebe weiter wächst und sich verändert:

  • Stadium 1: Glatte Haut, weiche Fettansammlungen
  • Stadium 2: Knotenbildung, unebene Haut, stärkere Schmerzen
  • Stadium 3: Verhärtungen, große Fettwülste, Bewegungseinschränkungen

Konservative Therapien wie Lymphdrainage und Kompression lindern Symptome. Ab Stadium 2 kann eine Liposuktion (OP) helfen. Bewegung und Hautpflege ergänzen die Behandlung.

Ja, Schmerzen und Druckempfindlichkeit gehören zu den häufigsten Beschwerden beim Lipödem und nehmen mit dem Fortschreiten der Erkrankung zu.

Ernährung und Bewegung reduzieren nicht das Lipödem-Fett, können aber Wassereinlagerungen und Beschwerden lindern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern.

  1. 1AWMF. (n. d.). Leitlinie: Lipödem. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/015-081
  2. 2Rapprich, S., Stücker, M., & Valeriani, M. (2022). Lipödem und Adipositas: Abgrenzung und Zusammenhänge. LipödemGesellschaft e.V. Abgerufen am 3. Juli 2025, von https://lipoedem-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2024/12/2022Lipoedem_Adipostas_Abgrenzung.pdf 
  3. 3Erbacher, G., Bertsch, T., & Erbacher, G. (2020). Lipödem und Schmerz – Welche Rolle spielt die Psyche? Phlebologie, 49(5), 305–316. https://doi.org/10.1055/a-1238-6657
  4. LipoCheck. (2025, Januar 16). Lipödem: Warum hauptsächlich Frauen betroffen sind und was zu tun ist. Abgerufen am 3. Juli 2025, von https://www.lipocheck.de/magazin/lipoedem-warum-hauptsaechlich-frauen-betroffen-sind-und-was-zu-tun-ist      
  5. Redaktion Gesundheitsportal. (2021). So entsteht Übergewicht. gesundheit.gv.at. https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/gewicht/uebergewicht-ursachen.html
  6. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. (2022). Starkes Übergewicht (Adipositas). gesundheitsinformation.de. https://www.gesundheitsinformation.de/starkes-uebergewicht-adipositas.html
  7. LipödemGesellschaft e.V. (n. d.). Ursache des Lipödems (Pathogenese). lipoedem-gesellschaft.de. https://lipoedem-gesellschaft.de/das-lipoedem/
  8. Rehberg, C. (2022). Das Lipödem: Was hilft? zentrum-der-gesundheit.de. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/bindegewebe-uebersicht/weitere-bindegewebserkrankungen/lipoedem
  9. Gödel, C., & Felchner, C. (2022). Lipödem. netdoktor.de. https://www.netdoktor.de/krankheiten/lipoedem/
  10. American Journal of Medical Genetics Part A. (n. d.). https://doi.org/10.1002/ajmg.a.33313
  11. Endocrines. (n. d.). https://doi.org/10.3390/endocrines6020024
  12. Lipödem-Zentrum München. (n. d.). Lipödem und Schwangerschaft. https://lipoedem-zentrum-muenchen.de/ratgeber/lipodem-und-schwangerschaft/
  13. AWMF. (2024). S3-Leitlinie: Prävention und Therapie der Adipositas. https://register.awmf.org/assets/guidelines/050-001l_S3_Praevention-Therapie-Adipositas_2024-10.pdf